Manchmal ist es ganz gut, wenn man einen Plan B aus der Schublade ziehen kann. So geschehen beim Historischen Club Marktredwitz, als der angekündigte Vortrag von Martin Schreyer über die 800-jährige Geschichte von Brand bei Marktredwitz wegen Erkrankung des Referenten ausfallen musste. Stadtarchivarin Edith Kalbskopf konnte Hermann Meier überreden, über „Geschichte und Technik der Flachglasherstellung“ zu sprechen.
Hermann Meier erwies sich als wahrer Kenner der Materie. Der Gesamtüberblick wurde durch viele technische und detaillierte Kenntnisse ergänzt. Abbildungen und Skizzen bereicherten die Ausführungen. Der Referent versäumte es nicht, auf die Produktionsstätten in der Stadt und der Umgebung hinzuweisen. So interessierte sich laut Meier schon im 19. Jahrhundert W. C. Fikentscher von der Chemischen Fabrik für das von dem Physiker Professor Gehlen erfundene Glaubersalz. Fikentscher gründete mit einigen Teilhabern eine Glashütte in der Nähe von Brand bei Marktredwitz. Der Hafenofen wird seit Jahrhunderten als Glasschmelzofen eingesetzt. Die Firma Fastner & Co. GmbH aus Elisenfels/Arzberg hatte sich auf die Glasschmelzhäfen spezialisiert.
Das Zylinderblasverfahren ist die über lange Zeiträume zur Flachglaserzeugung angewandte Methode. Es wird heute nur noch für die Herstellung besonderer Flachgläser eingesetzt, die bei der Restaurierung historischer Gebäude Verwendung finden. Auch zu diesem Zweck produziere die Glashütte Lamberts in Waldsassen noch heute Fensterscheiben im Zylinderblasverfahren. Die Glasfabrik Lamberts in Holenbrunn, die 1887 gegründet wurde, stellte von Anfang an Ornamentglas aus der Wanne her. Ab 1888 konnte auch Drahtglas hergestellt werden.
Eine besondere Bedeutung erhielt die Gründung des Marktredwitzer Glaswerkes in den Jahren 1885 bis 1900 durch die Firma Seligmann Bendit & Söhne. 1912 wurde die „Glasschleif“ auf dem Werksgelände in Marktredwitz errichtet und 1913 in Betrieb genommen. Jetzt konnte ein Teil der Schleif- und Polierarbeiten im Haus vorgenommen werden, nachdem man dies vorher außerhalb besorgen lassen musste. Der Ausstoß der Firma Bendit, Marktredwitz, erreichte im Jahr 1928 rund 250 000 Quadratmeter Tafel- und Spiegelglas.
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