Hier erledigen sie unter anderem die Verwaltungs-Formalitäten für die rund 600 Menschen mit Behinderungen, die von der Lebenshilfe betreut werden. Auch die Personalabteilung ist hier untergebracht. Mit 175 fest angestellten Mitarbeitern ist der Verein einer der größeren Arbeitgeber in der Stadt. Schließlich arbeiten auch das Führungsteam und die drei Mitarbeiter des ebenfalls zur Lebenshilfe gehörenden Vereins OBA-FED (Offene Behindertenarbeit - Familienentlastender Dienst) in den Räumen.
Wer den Bürotrakt betritt, dem fallen sofort die expressionistischen Gemälde auf. Wie Geschäftsführerin Susanne Hilpert bei der offiziellen Einweihung der neuen Räume sagte, stammen diese nicht von bekannten Künstlern, sondern von der Action-Painting-Gruppe der Lebenshilfe. Unter Anleitung haben mehrere der Werkstattmitarbeiter mit Behinderung in ihrer Freizeit die Bilder gemalt. Einer der Akteure berichtete, dass die Künstler nur die Vorgabe erhalten haben, die Farben Blau und Weiß zu nutzen. Entstanden sind die unterschiedlichsten Kompositionen, mal wellenförmige Strukturen, mal wie mit dem Zirkel gezogene Kreise. "Wir haben dafür die Rollen einer Bügelmaschine genommen", verriet der Künstler die Technik.
Der Vorsitzende des Lebenshilfe-Vereins, Landrat Karl Döhler, war sichtlich gut gelaunt, als er die neuen Räume besichtigte. "Das passt hier alles wunderbar. Ich bin begeistert von unseren engagierten Mitarbeitern, die zum Teil bis in die Nacht vom Winkel in ihr neues Domizil umgezogen sind." Auch die Kosten hätten sich in Grenzen gehalten, da das Lebenshilfe-Personal einen guten Teil des bisherigen Mobiliars wieder nutze und auch die Schränke der Sparkasse. Nicht verhehlen wollte Döhler, dass die Mitarbeiter zunächst schockiert gewesen waren, als sie das erste Mal die Räume betreten haben. Nicht dass sie in schlechtem Zustand gewesen wären - im Gegenteil, alles war tipptopp. "Aber eben jeder Raum holzgetäfelt, dunkelt und im guten alten Stil der 80er-Jahre."
Blau und Weiß
Das hat sich komplett geändert. Mittlerweile ist das Stockwerk in den Lebenshilfe-Farben Blau und Weiß gestaltet. Die alten Holzschränke haben ebenfalls frische Farben erhalten. "Es ist ein guter Ort, um Ideen zu entwickeln", sagte Susanne Hilpert. Denn Ideen gebe es für die weitere Entwicklung der Lebenshilfe reichlich. Die Geschäftsführerin ist froh, dass der Verein letztlich davon abgesehen hat, die komplette Verwaltung von Marktredwitz nach Arzberg zu verlagern. "Es ist rein logistisch einfacher für die überwiegend hier in der Stadt beschäftigten Mitarbeiter, wenn sie es nicht weit zum Beispiel zum Personalbüro haben."
Die Lebenshilfe ist in Marktredwitz nicht nur mit der Werkstatt für 200 Mitarbeiter, einem Wohnheim und einer Wohngruppe vertreten, sondern auch mit der Lebenshilfeschule neben dem ehemaligen Wacker-Stadion. Außerdem agiert von hier der Verein OBA-FED. Dessen Vorsitzende Birgit Seelbinder hielt ein leidenschaftliches Plädoyer für die offene Behindertenarbeit. "Es gibt in vielen Fällen einen höheren Betreuungsbedarf als den, der mit hauptamtlichen Mitarbeitern gedeckt werden kann." Mittlerweile würden 275 behinderte Menschen die vielen Freizeit- und Bildungsangebote nutzen - Tendenz steigend. Für die drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen habe sich die Situation grundlegend verbessert. "Bisher mussten sie sich ein Büro teilen, jetzt hat jede einen Raum." Birgit Seelbinder hatte auch gleich ein Geschenk mitgebracht: einen Kaffeeautomaten. Wie sie mit Blick auf den Marktredwitzer Oberbürgermeister Oliver Weigel sagte, sei ein derartiger Automat eine gute Einrichtung, "wie ich vom Vorzimmer des OBs weiß".
Die Lebenshilfe hat ihre bisherigen Räume im Gebäude des städtischen Parkhauses im Winkel aufgegeben, da die Stadt dieses abreißen will, um hier ein neues Stadtquartier zu bauen. Die Sparkasse wiederum hat eine Abteilung von Marktredwitz in ihre neue Wunsiedler Zentrale im Kronprinz-Haus verlagert.
Mitten in der Stadt
Darüber, dass letztlich die "Option Sparkasse" gegriffen hat, freute sich Oliver Weigel. "Es ist schön, dass Sie hier mitten in der Stadt sind", sagte er zu den Lebenshilfe-Mitarbeitern. Wie wichtig die Lebenshilfe für die Region ist, bewiesen die vielen Vertreter der Städte und Gemeinden, die zur Eröffnung gekommen waren. Unter ihnen war auch Angela Burger, aus Waldershof die den Tirschenreuther Landrat Wolfgang Lippert vertrat und ein Landkreiswappen als Geschenk dabei hatte.
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