"Tut, tut, tut ..." - Nachtschwärmern ist das Besetztzeichen am Telefon nur allzu bekannt. Denn in Sachen Beförderung herrscht seit Langem eine Flaute in Marktredwitz. Unter der Woche kann man von Glück reden, wenn man nach 21 Uhr ein Mietauto oder ein Taxi ergattert. Diese Misere soll ab 9. September ein Ende haben. Denn Markus Scharff, der Betreiber von "Mietauto Günther", übergibt sein Unternehmen an Sabine Maischl. Unter dem Namen "MAK Rawetzer Mietauto" will die neue Chefin den Fahr-Service wieder rund um die Uhr anbieten.
"Ich werde alle Mitarbeiter von Markus Scharff übernehmen", versichert die 45-Jährige aus Königshütte. Lediglich eine Fahrerin sei nicht mehr an Bord der neuen Flotte. Die besteht momentan aus drei Fahrzeugen, die je sechs Passagiere befördern können. "Demnächst kommt noch ein Bus dazu", sagt Sabine Maischl. Sie wird in Zukunft unterstützt von ihrer Freundin Kathrin Netsch. Die 36-Jährige kümmert sich dann in erster Linie ums Marketing, wie sie sagt.
"Die Telefonnummer 81618 bleibt", kündigt die neue Chefin an. Warum Markus Scharff, der erst 49 Jahre alt ist, sein Unternehmen an den Nagel hängt, begründet er damit: "Nach fast 16 Jahren hören meine Frau Susi und ich auf. Wir sind einfach ausgebrannt." Schon vorher habe er beim damaligen Besitzer Werner Günther hinter dem Lenkrad gesessen. "Seit 1999 hatten wir weder Urlaub noch ein freies Wochenende", erläutert Markus Scharff. "Aber meine Frau und ich werden als Angestellte weiterhin für das Rawetzer Mietauto fahren. Am Tag mal eben 1000 Kilometer hinterm Steuer zu sitzen, mache ihm nichts aus. "Vielmehr sind es die Organisation und die Büroarbeit, die mir zu schaffen gemacht haben", bekennt er.
Warum der Service bei seinem Unternehmen in den Nachtstunden so nachgelassen hat, begründet Markus Scharff damit, "dass meine Frau nach einer Operation vier Monate lang ausgefallen ist". Er selbst fahre nachts auch nicht mehr. Und sein Personal könne schließlich auch nicht über Gebühr strapaziert werden.
Seine Nachfolgerin Sabine Maischl kommt vom Fach. "Ich kenne mich im Mietwagen-Geschäft seit vielen Jahren aus", erzählt sie. "Ich saß jetzt ein Jahr lang im Büro, aber das ist nicht mein Ding", gesteht die 45-Jährige. "Als ich erfahren habe, dass sich Markus Scharff zurückzieht, habe ich eine Nacht lang drüber geschlafen. Dann war die Sache klar: Ich mach’ es."
So verschwindet das Logo von "Mietauto Günther", das es seit 14. Januar 1972 gegeben hat, zum 9. September von den Fahrzeugen und wird ersetzt durch "MAK Rawetzer Mietauto". "Unter der Woche werden wir nachts nur ein Auto im Einsatz haben, aber an den Wochenenden alle", so die neue Chefin. "Wir werden auch einiges modernisieren", erklärt sie. So gebe es in allen Mietautos künftig W-LAN. "Wir wollen es auch so einrichten, dass man einen Wagen per Whatsapp bestellen kann. Außerdem ist eine App in Planung", fügt Kathrin Netsch hinzu.
Dass sich die Oberpfälzerin in Marktredwitz selbstständig macht, liege unter anderem daran, "dass die Stadt momentan einen großen Aufschwung erfährt", verdeutlicht Sabine Maischl. Was ihr besonders wichtig ist, ist, "dass alle verstehen, dass ein Mietauto kein Leihwagen ist". Denn sie kenne es bereits aus der Vergangenheit, dass immer wieder danach gefragt werde. "Wir sind so etwas wie ein Taxi, nur dürfen wir uns eben so nicht nennen."
Der bisherige Inhaber Markus Scharff indes ist froh über die geregelte Nachfolge. "Eines weiß ich schon sicher: Am 9. September werde ich endlich einmal ausschlafen." Und dann will er sich mehr Zeit für sein Hobby nehmen: "Ich habe angefangen, selbst Brot zu backen. Und ich werde wieder öfter Würste räuchern."
Halb so teuer, doppelt so sicher
Das "Rawetzer Mietauto" will das Fifty-Fifty-Projekt des Landkreises Wunsiedel unterstützen. Jugendliche zwischen 16 und 27 Jahren werden am Wochenende zwischen 21 und 5 Uhr morgens für die Hälfte des Fahrpreises von Taxi- und Mietautounternehmen sicher nach Hause gebracht. "Unser Herzenswunsch ist es, dass die Zahl der Disco-Unfälle wegen Alkohols oder Übermüdung auf null sinkt", sagt die neue Mietauto-Chefin Sabine Maischl. Dieses sechsmonatige Projekt müsse natürlich auch angenommen und beworben werden, damit es der Landkreis verlängert.
Daher plane das "Rawetzer Mietauto" dazu einen Videoclip. "Ein Teil des Clips soll daraus bestehen, die Zahl 50:50 durch Menschen auf dem Katharinenberg in Wunsiedel darzustellen. Eine professionelle Firma wird dies mit einer Drohne filmen. Wir streben eine Teilnehmerzahl von 2000 an." Aus diesem Grund schreiben Sabine Maischl und Kathrin Netsch in den kommenden Tagen rund 400 Vereine im gesamten Landkreis an, um diese um Unterstützung des "Mammutprojekts" zu bitten. "Immerhin geht es ja um die jungen Menschen bei uns", sagt Maischl, die selbst Mutter von vier Kindern ist.
Ansprechpartner sind Sabine Maischl, maischl.sabine[at]gmail[dot]com, Rufnummer 0160/3641616, Kathrin Netsch, Rufnummer 01577/4197833, und Alexander Bock vom Landratsamt, alexander.bock[at]landkreis-wunsiedel[dot]de.
Das Fifty-Fifty-Taxi ist ein Angebot neben dem Nightliner.













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