Maxhütte-Haidhof
30.07.2019 - 10:42 Uhr

Irmgard Gietl: Strickende Widerstandskämpferin

Irmgard Gietl ist zu Zeiten der WAA mit ihren "Widerstandssocken" zur Symbolfigur geworden. Ohnehin blickt Gietl, die ihren 90. Geburtstag feiert, auf ein bewegtes Leben zurück.

Irgmard Giet (vorne, Dritte von links) feierte ihren 90. Geburtstag. Unter anderem kam Altlandrat Hans Schuierer ((Zweite Reihe, Dritter von links) zum Gratulieren). Bild: exb
Irgmard Giet (vorne, Dritte von links) feierte ihren 90. Geburtstag. Unter anderem kam Altlandrat Hans Schuierer ((Zweite Reihe, Dritter von links) zum Gratulieren).

"90 Jahre und kein bisserl leise", so hörte sich der Gratulationschor des Seniorenbeirates der Stadt Maxhütte-Haidhof an, bei dem Irmgard Gietl bereits seit nahezu zwei Jahrzehnten aktiv mitwirkt.

Die Kindheit und Jugend von Gietl waren in ihrer Heimat in Heilinghausen von bitterer Armut gekennzeichnet, wie bei so vielen Menschen ihrer Generation. Mit drei Brüdern aufgewachsen, wurde deren treusorgender Vater durch einen fremdverschuldeten Unfall im Kindesalter von Irmgard Gietl aus der Familie gerissen. Aber auch ihre geliebte Mutter verstarb wegen einer harmlosen OP und die Jubilarin musste sie am Tag ihres 19. Geburtstags zu Grabe tragen.

Drei Töchter

Liebevoll wurde anschließend Irmgard von ihrer Tante Anna Brunner aus Leonberg aufgenommen, die 1966 durch einen ungeklärten Mord ums Leben gekommen ist. 1949 lernte Irmgard bei der Saaleinweihung in Hirschling ihren späteren Ehemann Alois Gietl aus Winkerling kennen und im Dezember 1951 wurde geheiratet. Nach dem Einzug in das kleine, mit eigenen Händen geschaffene Haus in Winkerling, war das Glück der beiden vollkommen, als dann die Töchter Roswitha und Luise und später auch noch Heidrun geboren wurden.

Einen guten Ruf bei den fleißigen Pilzsammlern machte sich die Jubilarin, als sie in den 1980er Jahren eine große Sammel-Annahmestelle der damaligen Firma Seuss für Pilze, später Hollunder, unterhielt. Seite an Seite mit dem damaligen Landrat Hans Schuierer und tief verbunden mit der Bürgerinitiative gegen den Bau der geplanten WAA in Wackersdorf kämpfte das Ehepaar Gietl an vorderster Front schon von Anbeginn des Hüttendorf-Baus gegen die geplante WAA. Nach dem erkämpften Aus der WAA wurde Irmgard Gietl nahezu eine Symbolfigur für den Widerstand. Noch heute strickt sie unermüdlich ihre "Widerstandssocken" und meist verschenkt sie diese an Mitstreiter - sogar bis nach Japan schickt sie die Socken. Als Dank für das Aus der WAA, so meint Irmgard, pilgerten so manche Kämpfer nach Altötting, sie ging stattdessen zur SPD, wo sie immer noch aktives Mitglied ist.

Traurigerweise verstarb ihr Ehemann bereits 1991, der eine große Lücke in der Familie hinterließ. Irmgard Gietl widmet ihr ganzes Leben für Familie, Freunde und Bekannte. Sie besucht seit Eröffnung des Seniorenheims in Maxhütte-Haidhof regelmäßig die Bewohner, um mit ihnen zu singen, zu musizieren und Erinnerungen auszutauschen. Die große Leidenschaft im Leben der Jubilarin ist der tolle Freundeskreis "ihrer Strickerinnen", auf deren Gründung sie persönlich seit fast 20 Jahren mit Stolz zurückblicken kann. Jeden Mittwoch (außer im August) treffen sich die Strickdamen im Sportheim und haben viel Spaß am flinken "Genadele" samt gemütlichem Kaffeeklatsch.

Reiselustig und ideenreich

Bei bester Gesundheit blieb Irmgard Gietl bis heute reiselustig und ideenreich, wenn es um die Gestaltung ihres Alltags geht. Ihre Freude war riesig, als sie in der Familienschar zu ihrem 90. Geburtstag von den Töchtern mit Schwiegersöhnen, fünf Enkeln und sieben Urenkeln harmonisch und ein bisschen aufgedreht gefeiert wurde.

Zum Jubeltag selbst war Gietl mit Reisefreunden in Südtirol unterwegs, so dass mit etwas Verspätung im Maxhütter Sportheim mit dem Seniorenbeirat, den Strickerinnen, der Bürgermeisterin Susanne Plank, dem Altlandrat Hans Schuierer, Wolfgang Nowak von der damaligen Bürgerinitiative Schwandorf stilvoll und mit ehrenden Worten nachgefeiert wurde.

 
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