(gis) Dreieinhalb Zentner Kartoffeln werden die Mitglieder des Fichtelgebirgsvereins am Samstag, 1. September, schälen, die dann tags darauf beim traditionellen Kartoffelfest zu „Bachna Kniala“, „Spoutzn“, Suppe, Pommes und vielem mehr verarbeitet werden. „ Bei uns ist alles noch Handarbeit“, sagt der FGV-Vorsitzende Edwin Prechtl. „So wie früher“, ergänzt Ehefrau Monika, die erzählt, wie vielseitig die Kartoffel ist und in der modernen Küche wieder ganz oben auf dem Speisezettel steht, weil sie gesund ist, kaum Fett enthält, wenig Kalorien hat, aber viele Vitamine und Nährstoffe.
Früher: "Erdäpfelschüln" - das war die gleiche Arbeitsweise heute, aber all die Spezialitäten, Schmankerl, kulinarischen Köstlichkeiten rund um die Kartoffel kannte man nicht. Kartoffeln waren eher ein Arme-Leute-Essen und manchmal sogar überlebenswichtig:
Hobby-Heimatforscher Josef Wiche hat für uns in einer der von ihm verfassten Ortschroniken geblättert und herausgefunden, dass Kartoffeln in Mehlmeisel schon im Jahr 1754 genannt wurden. „Laut einem Protokoll sei „Michael Glaser aus Mehlmeisel 24 am 20. Februar 1754 ... abends nach Haus gegangen, habe sich auf seine Schnitzbank hingesetzet und etliche Erdöpfel gegessen. „Erst zu dieser Zeit begann man in Mehlmeisel, kleine Gewölbekeller zu bauen, um diese "neuen Feldfrüchte für den Winter einzulagern“, berichtet Wiche weiter. Diese frühen Keller lagen nicht (wie heute) unter den Bauernhäusern, sondern daneben.
Vor dem 18. Jahrhundert waren nachweislich sogar noch manche Dorfbewohner verhungert, wenn nach Missernten während eines strengen Winters die kargen Getreidevorräte zur Neige gingen. 1834 war die Kartoffel so essenziell wichtig in Mehlmeisel, dass sich sogar der Schulbeginn nach der Ernte richtete. Erst die Einführung der Kartoffel beendete solche Tragödien.
Kinder übernahmen das Erdäpfelklauben, während die Erwachsenen vorsichtig das Erdreich umschichteten, um die wertvollen Knollen ja nicht zu verletzen. Im Gegensatz zu heute konnte man damals die Kartoffeln nicht vor dem Oktober ernten. Sie werden auch heute noch als Hausmittel bei Ohren- und Halsschmerzen angewendet: Gekocht, in ein Geschirrtuch zerdrückt und auf die Schmerzstelle gelegt.
Die Kartoffel ist auch bei vielen Prominenten sehr beliebt: So lässt sich der emeritierte Papst Benedikt gerne „Fingernudeln“ servieren. Topmodel Barbara Meier liebt „Erdäpfelsalat mit Croutons“ und Fürstin Gloria schwärmt für „Kartoffelplätzchen“. Und auch Johann Wolfgang von Goethe outete sich in seinem Tagebuch am 31. August 1814 als Fan: „Morgens rund, mittags gestampft, abends in Scheiben. Dabei will ich bleiben.“
Das 8. FGV-Kartoffelfest mit einem überaus reichhaltigen Angebot an Spezialitäten und Schmankerln rund um die Erdäpfel, Krenfleisch und vieles mehr beginnt am Sonntag, 2. September, um 11 Uhr im und am Haus des Gastes. Ab 14 Uhr ist der Kaffeetisch gedeckt. Ob das an diesem Tag um 14 Uhr geplante traditionelle Entenrennen auf dem Schnaittbach stattfindet, ist aufgrund der derzeitigen Trockenheit noch ungewiss, wie Altbürgermeister Günter Pöllmann, Vorsitzender des Fremdenverkehrs- und Ortverschönerungsvereins, betonte. Auf jeden Fall aber wird der Verein um 16 Uhr die Preisträger des Blumenschmuckwettbewerbs auszeichnen.
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