Mehlmeisel
09.10.2020 - 12:13 Uhr

Der Gesundheitsbrunnen in Mehlmeisel wird saniert

Das Wasser aus dem Gesundheitsbrunnen in Mehlmeisel hilft nicht nur Kranken. Nun wird der Brunnen generalsaniert. Ein Rückblick auf eine spannende Geschichte.

Eine schwierige, aber auch eine schöne Aufgabe: Der Gesundheitsbrunnen wird generalsaniert.
Eine schwierige, aber auch eine schöne Aufgabe: Der Gesundheitsbrunnen wird generalsaniert.

Schon bevor die naturheilkundliche Philosophie des "Wasserdoktors" Pfarrer Sebastian Kneipp publik wurde, gab es den "Gesundheitsbrunnen" bei Mehlmeisel - in der Waldabteilung "Mittelberg" des jetzigen Forstbetriebs Fichtelberg. Auf einer Geometer-Zeichnung aus dem Jahr 1840 aus dem Bayern-Atlas ist dieses Kleinod (im Bild) deutlich zu erkennen. "Das bedeutet letztlich, dass Kranke vielleicht schon seit dem 18. Jahrhundert den Brunnen aufsuchten", vermutet Hobby-Heimatforscher Josef Wiche.

1975 generalsaniert

Kein Wunder, wusste doch der Wunsiedeler Arzt Johann Christoph von Pachelbel-Gehag im Jahr 1716 schon, dass hier die gesündeste Gegend in ganz Deutschland ist. Im Jahr 1975 hat die Gemeinde mit ihrem damaligen Bürgermeister Richard Fischer den Brunnen samt Anlage generalsaniert und erweitert. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Erhaltungsmaßnahmen durchgeführt.

Auf die Initiative von Bürgermeister Franz Tauber und dem ehemaligen Naturpark-Geschäftsführer Ronald Ledermüller hin wurde jetzt die notwendig gewordene komplette Renovierung ins Auge gefasst, um dieses idyllische Kleinod mitten Wald zu erhalten, wieder ins rechte Licht zu rücken mit dem Wissen um die Heilkraft und die Bedeutung des Wassers als Leben spendendes Element, wozu gerade die Fichtelgebirgsgemeinde durch die vielen Quellen, die um Mehlmeisel entspringen, einen ganz besonderen Bezug hat.

Freistaat zahlt die Hälfte

"Wir hätten eine Sanierung mit errechneten Gesamtkosten von 20 000 Euro nicht stemmen können und haben uns deshalb um Förderungen bemüht, die letztendlich auch bewilligt wurden" freut sich der Bürgermeister: 50 Prozent kommen vom Freistaat, 25 Prozent vom Landkreis. Den Rest trägt die Gemeinde.

Mitarbeiter des Naturparks Fichtelgebirge als Abwicklungsstelle haben bereits die Schützhütte samt Dach renoviert und sind gerade dabei, einen starken Lärchenstamm für den Brunnentrog zurecht zu sägen. "Erneuert bzw. saniert werden auch das Wassertretbecken, der Steg, die Treppe und die Quellfassung, wozu vor allem Lärchenholz verwendet wird", informiert Naturpark-Geschäftsführer Jörg Hacker.

Er betont, "dass die Arbeiten sehr aufwendig sind, da wir kein Standartmaterial nutzen können". Eigentlich sollte die Sanierung heuer noch abgeschlossen werden. "Aber da vermutlich das Tretbecken undicht ist, werden sich die Arbeiten wohl noch länger hinziehen", meint Hacker. Nach der Fertigstellung sollen auch Informationstafeln mit den wichtigsten Daten aufgestellt werden.

Spannend ist es aber auch zu erfahren, was der Wunsiedeler Arzt Johann Christoph von Pachelbel-Gehag im Jahr 1716 über Gesundheitsbrunnen im Fichtelgebirge veröffentlichte. Josef Wiche hat diesbezüglich für unsere Zeitung im Archiv geblättert: " ...Vor mehr dann 50 Jahren ist zwischen Mengersreuth und der Warmensteinach aus dem Fichtelberg ein Heyl- und Gesund-Bronnen entsprungen/wodurch Blinde/Lahme/Dürre/und mit anderen Kranckheiten beladene wieder glücklich curiret worden.

Es ist zwar gar gewiß/daß viele Wasser besondere Eigenschafften haben/und also auch eine besondere Würckung herfür bringen/was aber die so genannten Gesund-Bronnen/Sauer-Bronnen/und dergleichen betrifft/beruhen ihre gute Würckungen mehrentheils in der hefftigen Einbildung/starcken Glauben/und anfänglichem grossen Ruff der Patienten: wie mir dann einige Exempel bekant/Weßwegen es dann auch geschiehet/daß gemeiniglich nach etlichen Jahren solche Heylbronnen wieder in Verachtung und Vergeßenheit kommen/wie auch dem obigen wiederfahren. Insgemein seynd sie sehr gesund zu trincken/wie dann die meisten Leute umb/an/und auf dem Fichtelberg wohnend/sehr alt werden/und nicht viel kranck sind/dahero diese Gegend vor die gesundeste in gantz Teutschland geachtet wird."

Daß aber in specie einige warme Bäder und Sauerbronnen in Ruff bleiben/und fleißig besuchet werden/das rühret nicht so wohl von ihrer Gesundheits-Krafft/als von politischen Ursachen her/wie dann freylich manche unfruchtbare Frau mit gesegnetem Leibe von dar nacher Hause kommet/welches aber nicht der Krafft des Wassers/sondern der fruchtbar-machenden Compagnie zuzuschreiben ist ..."

 
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