Mehlmeisel
30.10.2023 - 09:37 Uhr

"Mehlmeisler Dorfkomödie" zeigt zum 30. Jubiläum "Geschichte vom Brandner Kaspar"

Wieso nicht etwas wiederholen, was sich schon einmal bewährt hat? Das dachten sich die Verantwortlichen der "Mehlmeisler Dorfkomödie": Die Laienschauspieler zeigten den "Brandner Kaspar" – nicht weniger gelungen als schon vor neun Jahren.

Wer weiß schon, dass im Himmel Weißwürste auch noch nach 12 Uhr gegessen werden, weil es dort keine Uhren gibt? Oder, dass Wildern nur im „weltlichen Gesetz“ verboten ist? Diese „Bildungslücken“ schließt die „Geschichte vom Brandner Kaspar“ , der vor neun Jahren schon einmal in Mehlmeisel mit Kerschgeist und falschem Kartenspiel den Boindl überlistete, um noch ein paar Lebensjahre herauszuschinden. Der Brandner gewinnt, muss aber schon bald feststellen, dass ein Mehr an Leben nicht unbedingt ein Mehr an Glück bedeutet.

Was sich bis zu dieser Erkenntnis abspielt mit drunter und drüber im Himmel und auf Erden, ist wohl den meisten bekannt. „Wer's wirklich nicht weiß, erfährt dies heute durch seine Eintrittskarte“, begrüßte Marco Fuchs schmunzelnd das Publikum in der vollbesetzten Turnhalle zur Premiere.

Viele Talente

Anlässlich des 30. Bühnenjubiläums der „Mehlmeiseler Dorfkomödie“ steht die "Geschichte vom Brandner Kaspar" heuer nochmals auf dem Programm. Damals und auch heuer wieder fernsehreif mit hochmotivierten, talentierten Mitwirkenden, mit „alten“ und neuen Gesichtern und in echtem "Miameisslerisch" zu Hause.

Nicht einmal das typische Mehlmeiseler „r“ fehlt: Denn Regisseur Marco Fuchs legt großen Wert darauf, die Eigenarten des Mehlmeiseler Dialekts mit einzubinden, gewürzt mit einer wohldosierten Prise Lokalkolorit: Ein Ereignis, das wohl noch lange von sich reden machen wird.

Marco Fuchs mimt auch wieder den Boindlkramer – „a kaseder, dürrer Fremder zum Erbarmen“: Eine Rolle, die ihm auf den Leib geschrieben ist, umgeben von einer "Boindl-Aura", die ihn seit der ersten Aufführung nicht mehr loslässt. Martin Nickl ist wieder der Brandner Kaspar, ein rüstiger 72-Jähriger, der sich "so g'sund fühlt, wai a Fisch im Wasser". Anspruchsvolle Rollen, die beide mit Bravour meistern. Wie Kaspar dem Tod mit Neugierde, Angst und Bauernschläue begegnet, ist beste Unterhaltung. Seine philosophischen Fragen rund um Sterben und Tod berühren, machen nachdenklich.

An seinem 75. Geburtstag, einem großen Fest mit Bürgermeister Senftl (Harald Prokisch), Pfarrer (Korbinian Bauer), Jagern, Treibern und Tratschweibern, ziehen schwarze Unheilswolken auf. Als Kaspars Enkelin Marei, fröhlich mit Tiefgang dargestellt von Carmen Köstler, ihren Liebsten, den Wilderer Flori (Valentin Pscherer), der eine Gams schießen will, vor dem ihn verfolgenden eifersüchtigen Simmerl (Martin Schinner) warnt, stürzt sie selbst ab und kommt in den bayerischen Himmel. Jetzt freut den Brandner das Leben nicht mehr. Der Boindl bietet an, ihm für eine Stunde den Himmel zu zeigen und nimmt ihn mit auf seinem weißen „Ross“: „Endlich amal oiner, der sitzt und niat liegt.“ „Ganget des, dass ich glei dau bleibet“, fragt der Brandner, überwältigt von der Schönheit des Paradieses. Wäre da nicht das lange Sündenregister, das ihm der Portner (Franz-Josef Pscherer) im Himmel vorhält, unterstützt von seinem eifrigen Personal, das immer wieder für spontanes Lachen sorgt: mit Erzengel Michael (Thomas Loch-Fleischmann), Nantwein (Patrick Nickl), Johannes Turmair (Stephan Ehlich) und einer Schar süßer kleiner Engel. Die Untaten werden vergeben.

Musik und Schauspielerei

Der (neue) Vorhang fällt nach zweieinhalb heiter-besinnlichen Stunden, die zeigen, dass die Mehlmeiseler nicht nur die Musik, sondern auch das Schauspielern im Blut haben - auch die Wirtin (Verena Pscherer), der Gendarm (Lukas Ehlich) sowie die „Tratschweiber“ Tante Theres (Daniela Kastner), Anna (Manuela Ehlich) und Vroni (Susi Bayer). Spontanen Applaus gab es für Franz-Julian Pscherer (General von Zieten), der als „waschechter Preiß“ auf Erden und im Himmel ein Gastspiel gibt. Überaus beeindruckend ist die attraktive Bühne, die sich in Bauernstube, Wirtshaus und Hof verwandelt. "Himmlische Musik“ liefert dazu den passenden Rahmen. Extra Bonbons, begleitet von Valentin Pscherer, sind das „Lied von der Zufriedenheit“ ("Nix hob' i, und doch leb' i heut"), vorgetragen von Petra Köstler und Susi Bayer und Gstanzln von Lisa und Susi, um den Simmerl zu ärgern. Um gewaltigen Donner, Blitz und vieles mehr (Technik) kümmert sich Ben Müller.

Nicht zuletzt Petra Köstler, Mitglied und Darstellerin der ersten Stunde: Sie führt nicht nur mit Marco Fuchs Regie, sie ist zudem dafür zuständig , dass jeder und jede das passende Gesicht und das richtige Gewand bekommt. Außerdem ist sie Souffleuse: „Letztere hätt' mer gar nicht braucht“, schmunzelte Fuchs und bedankte sich bei allen „auf, über, hinter und unter der Bühne“.

Die weiteren Vorstellungen sind fast ausverkauft: Freitag, 3. November, um 19 Uhr; Samstag, 4. November, um 19 Uhr; Sonntag, 5. November, um 18 Uhr. Ein paar Restkarten aber gibt es noch bei Gabi Ehlich, Telefon 09272/300.

 
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