Mehlmeisel
01.09.2023 - 13:30 Uhr

Waldentdeckerzentrum im Wildpark Mehlmeisel wieder einen Schritt näher

Durch Wurzelgänge krabbeln, in Spechthöhlen schlüpfen, in einem Vogelnest schlafen, den Wald in seiner Vielfalt erkunden: Dazu braucht es noch ein wenig Geduld. Aber schon jetzt punktet das geplante Waldentdeckerzentrum mit einer Neuheit.

„Vorsorglich habe ich schon mal einen Spaten mitgebracht“, schmunzelte Mehlmeisels Bürgermeister Franz Tauber beim Besuch von Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, eingeladen von MdL Martin Schöffel und begleitet von vielen, die am künftigen Waldentdeckerzentrum (WEZ) beteiligt sind, mitwirken und es unterstützen.

So weit ist es allerdings noch nicht. Aber die Planungen gehen Schritt für Schritt sehr gut voran, wie Stefanie Kreisel, Leiterin Hochbau vom Staatlichen Bauamt Bayreuth informierte. Das WEZ auf einer Fläche von 400 Quadratmetern – selbstverständlich und natürlich mit Holz als Baumaterial – sei eine herausragende Aufgabe. Der Haushaltsausschuss des Bayerischen Landtages hatte im Mai 9,6 Millionen Euro für den Bau zur Verfügung gestellt. "Jetzt läuft das Vergabe-Verfahren für die Planungen. Die Genehmigung erfolgt im Herbst 2024“, berichtete sie über den neuesten Stand des Projekts. Spatenstich wird im Herbst 2024 oder im Frühjahr 2025 sein. Es wird mit einer Bauzeit von zwei Jahren gerechnet. Vor Ort verantwortlich ist das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bayreuth-Münchberg.

Waldpädagogik

Die knapp 10 Millionen Euro seien für die Waldpädagogik bestens geeignet, war Landtagsabgeordneter Schöffel überzeugt. Jung und alt erführen hier etwas über das Ökosystem Wald, er lobte in diesem Zusammenhang auch die großartigen Leistungen des Forsts und der Waldbesitzer. Er brachte zudem eine Holzheizung für das gesamte Areal ins Gespräch. „Eine gute Idee“ meinte Bürgermeister Franz Tauber, „wenn nur ein Schlot statt drei rauchen würden.“

„Ich habe selbst drei Töchter, die am Handy festgewachsen sind“, erzählte Staatsministerin Kaniber. Nicht nur Kinder und Jugendliche, auch Erwachsene würden viel Zeit mit und in den sozialen Medien verbringen. Und daran leide der Bezug zur „analogen“ Natur, direkt vor unserer eigenen Haustür. Deshalb sei die Waldpädagogik in der heutigen Zeit wichtiger denn je. Sie freute sich deshalb „dass wir am Standort Mehlmeisel unser waldpädagogisches Angebot weiter ausbauen können, das mit der 'Waldbildung' und 'Wald als Schatz' den Wildpark um eine Attraktion reicher macht“. Die Waldpädagogik der Bayerischen Forstverwaltung öffne mit dem geplanten Projekt Augen und Ohren und vermittle so Wissen über das Multitalent Wald. „Können wir doch unsere grüne Lunge nur schützen und nützen, wenn wir sie auch kennen“, sagte sie.

Seit 2018 laufen jetzt die Planungen für das WEZ. Und manch einer hat im Laufe der Jahre an einer Umsetzung gezweifelt. „Wir nicht“, bestätigte die Ministerin. „Da blieb schon Martin Schöffel dran, um viel Geld in die Region zu bringen.“

Artenschutzreservoir

Im Anschluss hatte Wildparkbetreiber Eckard Mickisch zu einem Rundgang durch das Waldvogelparadies, eine neue Attraktion am Beginn des Wildparks, eingeladen. Er selbst war Ideengeber, Planer und Ausführender in einem für dieses Artenschutzreservoir für einheimische Sing- und Waldvögel, erstellt in lediglich fünf Monaten. Die begehbare Voliere hat eine Fläche von 300 Quadratmetern und ist in der Mitte sieben Meter hoch, überdacht mit einer Zirkuszeltkonstruktion.

Für diese „paradiesischen Zustände“ sorgen vier Futtertische für Weich- und Körnerfresser, wo sich Birken- und Erlenzeisig, Stieglitz, Dompfaff und Co. selbst bedienen können. Ranger Ronald Ledermüller hat die passenden Nährgehölzer für die gefiederten Bewohner ausgesucht, die an separaten Tränken ihren Durst stillen können. Ein kleiner Teich in der Ecke der Voliere könnte noch ein Anreiz sein für die Sumpfschildkröte. Einziehen werden vielleicht auch noch die europäische Wachtel und das Rebhuhn.

Eine Besucherin meinte: „Auf dem Bankerl zu sitzen, dem Vogelgezwitscher zuzuhören, Amsel, Grünfink, Drossel und Gefährten beobachten, ist beruhigend, ja schon fast meditativ."

Info:

Das geplante Waldentdeckerzentrum

  • Waldinformationszentrum „Waldhaus Mehlmeisel“ seit Juli 2005
  • angrenzender neu gestalteter Wildpark 2014 mit Hirsch, Luchs, Wildkatze, Auerhahn und Co. eröffnet
  • waldpädagogische Einrichtung im Bereich des Waldhauses durch die Bayerische Forstverwaltung geplant
  • besondere Lage in den naturnahen Wäldern des Hohen Fichtelgebirges auf über 800 Metern Höhe, Attraktivität des unmittelbar benachbarten Waldhauses und Wildparkes
  • Bedeutung von Wald und Forstwirtschaft und die Schönheit des Waldes der Bevölkerung, insbesondere auch Kindern und Jugendlichen, in allen Facetten näherbringen
 
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