Der siebte Ethiktag am Klinikum in Weiden beschäftigte sich mit dem Thema Therapie und Pflege von Demenzkranken. Es ging um medizinische Fragen, aber auch um Pflege und pflegende Angehörigen. "Wie soll der demenzkranke Patient behandelt werden?", stand als Überschrift über den Vorträgen.
Mehrfach erläuterten die Referenten, dass die Hälfte der Demenzkranken im Falle der Einlieferung in ein Krankenhaus ein Delirium entwickelt. Der Demenzkranke verliert seine vertraute Umgebung, seine Tagesstruktur und seine Bezugspersonen. Begleiterkrankungen wie Infektionen und Inkontinenz, die in häuslicher Umgebung nicht vorhanden waren, können auftreten. "Behandeln wir noch?", fragte Dr. Irina Kern, Chefärztin der Rehabilitationsklinik Erbendorf in ihrem Vortrag. Konkrete Beispiele wurden genannt. "Oberschenkelhalsbruch gehört immer operiert", meinte Kern. Fragezeichen gäbe es aber bei Prothesen, einer neuen Herzklappe, der regelmäßigen Dialyse oder Anwendung einer Ernährungssonde. Letztendlich gäbe es keine generellen Lösungen. Dass allerdings auch bei leichten bis mittelschweren Demenzkranken Rehabilitationsmaßnahme fast ähnlich erfolgreich seien wie bei anderen Erkrankungen, wurde auch betont.
Aus Sicht der klinischen Psychologie beleuchtete Diplom-Psychologe Jörg Oppitz die Behandlung von Demenzkranken. Zunächst zeigte er auf, dass sich bei der Behandlung von Demenzkranken auch die Frage nach der Menschenwürde stelle. Einem Menschenbild für das nur Verstand, Vernunft, Logik und Selbstbestimmung gelte, "will ich nicht zustimmen", betonte Oppitz. Auch Demenzkranke könnten Lebensfreude empfinden. Wichtig seien bei der Behandlung Emotion, Kommunikation und menschliche Wärme. So werde Lebensqualität geschaffen. Deshalb sagte er: "Wir behandeln doch."
Über den Stand der Entwicklung neuer Therapien für Demenzerkrankungen sprach Dr. Markus Wittmann, Ärztlicher Direktor des Bezirksklinikums Wöllershof. Dabei stellt sich "das medizinische Dilemma, dass die Diagnostik schneller als die Therapie sei". Derzeit stünden lediglich zwei Medikamentengruppen zur Verfügung. Wittmann ist zwar grundsätzlich optimistisch, dass wirksame neue Therapien demnächst schrittweise entwickelt werden. Geforscht werde mit Antikörpern, um die Veränderungen in den Zellen "zumindest zu bremsen". Er zeigte jedoch auf, dass die größeren Fortschritte derzeit in der frühzeitigen Diagnose des Entstehens einer solchen Krankheit lägen.
Weiterer Programmpunkt war die Pflege von Demenzkranken. Darüber sprach Daniela Jenke vom Haus St. Laurentius in Eschenbach. Moderator war Dr. Manfred Hausel, Vorsitzender des Ethikkomitees. Pflegedirektor Thomas Baldauf hatte die Besucher begrüßt.
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