Manche können sich noch erinnern, die Jüngeren wissen nichts davon: In den 60er Jahren traten die Schauspielerinnen und Sängerinnen Magda Schneider, Mutter von Romy Schneider, und Ilse Werner, bekannt als Kunstpfeiferin, bei einer Modenschau des Kaufhauses Klein im Bärensaal auf. Die beiden Berühmtheiten sind aber nicht die einzigen großen Musikstars, die in die Porzellinerstadt kamen. Was sich im musikalischen Leben in Mitterteich ereignet hat, ist jetzt nachzulesen im achten Buch, das der Arbeitskreis Heimatpflege herausgebracht hat.
So wird darin an den 17. Juli 1955 erinnert, als beim großen Sommernachtsball im Bärensaal Max Greger mit seinem Tanz- und Showorchester auf der Bühne stand. Erwähnt ist auch Iwan Rebroff, der vom Mitterteicher Sänger Hans Possehn zu einem Auftritt eingeladen wurde. Oder dass Possehn selbst einst als Chormitglied bei den Bayreuther Festspielen aktiv war. Zu lesen ist auch, welcher Chor als erster in den Aufzeichnungen der Stadtgeschichte auftaucht oder wie lange die Stadtkapelle existiert. Von Janitscharenmusik über Klassik bis zur Blasmusik, wie es im Vorspann des Buches heißt, wurde ein Querschnitt durch das musikalische Mitterteich auf Papier gebannt.
Unmengen an Material
Wobei die Bezeichnung Querschnitt untertrieben erscheint. Akribisch haben die Arbeitskreis-Mitglieder um Vorsitzenden Werner Männer zum Thema nachgeforscht. Sie suchten und sammelten alte Schriftstücke und Fotos, die in irgendeiner Weise mit der Musikgeschichte zu tun haben. Schließlich wurden Unmengen an Material ausgewertet. Schließlich wurde der Inhalt des Buches chronologisch unterteilt in historische Kapellen, Musikgruppen und Bands in der Nachkriegszeit oder Chöre und besagte bekannte sowie berühmte Musiker. "Der Motor war Monika Beer-Helm. Wir waren nur die Zuträger", betont Werner Männer in Bezug auf die aufwendige Arbeit. Sie sei von Anfang an die treibende Kraft hinter dem neuen Buch gewesen. "Dabei wollten wir zunächst gar kein neues Buch", räumt Männer ein.
Das Thema war zunächst nur für die Reihe Erzählcafé vorgesehen, dessen Initiatorin Monika Beer-Helm ist. Wegen Corona konnte es aber für längere Zeit keine Veranstaltungen dieser Art geben. "Das fand ich sehr schade", erklärt sie über ihre Beweggründe, ein Buch darüber zu verfassen. Der Arbeitskreis, der derartige Dokumentationen für die Stadt kostenlos und ehrenamtlich tätigt, unterstützte Beer-Helm natürlich tatkräftig.
Werner Männer verweist im Gespräch mit Oberpfalz-Medien auf Musiker wie Anton Krämer, Heinrich Bornschlegl und Erich Klaus: "Sie haben als Musiklehrer den Grundstein für das musikalische Mitterteich gelegt und manches Talent gefördert." Weiter erinnert er daran, dass es bereits 1909 einen Arbeitergesangsverein gab. Die Gründung des wohl ältesten Männergesangsvereins gehe gar auf das Jahr 1890 zurück.
Einst fünf Blaskapellen
Freude am neuen Werk hat besonders Stadtkapellen-Dirigent Oliver Lipfert. Er bekommt bei der Buchvorstellung zu hören, dass seiner Stadtkapelle gleich mehrere Seiten gewidmet wurden. Auf den 208 Seiten des Werks erfahren die Leser unter anderem auch, dass es in den 30er-Jahren gleich fünf Blaskapellen gab. Heute fehle überall in den Musikgruppen leider der Nachwuchs, bemerkt Werner Männer beinahe neidisch beim Blick in die Vergangenheit.
Zitherstunde für 60 Pfennig
Herausgefunden wurde auch, dass eine Zitherstunde im Jahr 1936 gerade einmal 60 Pfennig gekostet habe. "Das stieg jährlich um fünf Pfennig bis zu einer Reichsmark", so Männer. Diese und viele weitere Informationen aus der städtischen Musikgeschichte für die Nachwelt zu erhalten, sei Grund für den AK Heimatpflege gewesen, das Buch herauszubringen. Es ergänzt nun die Reihe "Bausteine zur Geschichte der Stadt Mitterteich".
Buch "150 Jahre Musik in Mitterteich"
- Herausgeber: Arbeitskreis Heimatpflege Mitterteich
- Autoren und Layout: Monika Beer-Helm, Werner Männer (beide Mitterteich)
- Titellayout: Matthias Männer (Berlin)
- Seiten: 208
- Auflage: 200 Stück
- Preis: 15 Euro
- Verkauf: Sonntag, 24. Juli, 10 bis 18 Uhr am Stand beim Bürgerfest Mitterteich, später im Modehaus Zeitler

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