Wenn sich im August die Badegäste im Freibad in der heißen Sommersonne räkeln und noch keinen Gedanken an den nächsten Winter verschwenden, müssen sich Stefan Helgert (37), Stefan Pelz (32), Dariusz Pietrzyk (36) und Wolfgang Rosner (43) schon an frostige Zeiten gewöhnen. Die vier städtischen Fachangestellten müssen sich dann nicht nur um das Bad kümmern, sondern auch schon um die Eishalle. "Zum Ende der Badesaison wird die Eisfläche installiert", erklärt Stefan Helgert diesen Sprung ins sprichwörtlich "eiskalte Wasser".
Ihren Berufsalltag verbringen die vier "Bade- und Eismeister" zumeist bei zehn Grad. "Das ist, als würde man in einem Kühlschrank arbeiten", meint Stefan Helgert lachend. Thermojacken, Handschuhe, gefütterte Arbeitsschuhe und immer ein Heißgetränk in der Nähe sind über gut sechs Monate hinweg die wichtigsten Begleitern der Männer.
27 Runden
Gearbeitet wird im Schichtbetrieb, los geht es jeweils um 7 Uhr morgens. Die wichtigste Aufgabe des Tages: Immer für eine spiegelglatte Eisfläche sorgen. Dazu dient ein großes kastenförmiges Fahrzeug, die Eismaschine. Dreht Helgert mit diesem fachlich als "Eisaufbereitungsarbeitsgerät" betitelten Gefährt auf der 1800 Quadratmeter großen und fünf Zentimeter dicken Eisfläche seine 27 Runden, macht das ein ziemliches Getöse. Mit scharfen Messern wird das Eis abgeschliffen, gleichzeitig sprüht das Gerät 30 Grad heißes Wasser aus. Pro Eisbehandlung werden 700 Liter dafür benötigt. "Das heiße Wasser taut das Eis an und gefriert sofort wieder auf sechs Grad minus. So entsteht eine glatte Fläche."
Dafür, dass das Eis seine Konsistenz behält, sorgt eine Kühlanlage mit einem zwölf Kilometer langen Leitungsnetz. "Das ist wie eine Fußbodenheizung, nur umgekehrt", erklärt Helgert. Für den öffentlichen Eislauf, Schlittschuhkurse, Veranstaltungen wie die Eisrevue oder für Eishockeyspiele wird stets gleich präpariert. Hinsichtlich der Eisabnutzung macht es laut Helgert keinen Unterschied, ob Schulklassen, Eisdisco-Besucher oder Eishockeyteams herumflitzen. Nur für das Eisstockschießen muss umgestellt werden. Steht das auf dem Plan, müssen die Messer der Maschine gewechselt werden. "Die Eisstockschützen benötigen Riefeneis. Sonst sausen die Stöcke ungebremst quer durch die Halle."
300 Schlittschuhpaare
Ist das Eis aufbereitet, geht es ins Büro, wo es Dienstpläne und Tagesberichte zu erstellen gibt. Hier findet auch die Schlüsselausgabe an die Vereine statt. Vormittags sind meist die Schulen aus der ganzen Region zu Gast. Rechtzeitig geöffnet wird jeweils der Schlittschuhverleih. Wolfgang Rosner und Dariusz Pietrzky verweisen auf 300 Paare in den Größen 25 bis 50. Den Bestand gilt es gut zu pflegen - durch regelmäßiges Desinfizieren der Schuhe und das Schleifen der Kufen.
Auf dem täglichen Arbeitsplan steht auch die stetige Kontrolle der Anzeigen in der Schaltzentrale und an der mächtigen Kühlanlage. Letztere ist das "Herz" der Eishalle und befindet sich unter der Zuschauertribüne. "Im Sommer wärmt sie das Wasser fürs Freibad", erklärt Helgert. Er berichtet auch von der Erste-Hilfe-Ausbildung, die zum Job genauso gehört wie fundierte Handwerker-Kenntnisse. "Wir kleben Pflaster auf aufgeschürfte Knie und trocknen Tränen, wenn ein Kind hingefallen ist oder sich an den Kufen verletzt hat."
Seit der Eröffnung der aktuellen Saison im vergangenen Herbst sind schon mehr als 40.000 Besucher in der Eishalle gezählt worden. Bis zum Ende der Saison am 18. März dürften noch ein paar Tausend hinzukommen. Die "Eismeister" sind stolz darauf, dass "ihre" Halle seit Jahren einen ungebremsten Boom erfährt. Die schneearmen Winter seien wohl ein Grund, meinen sie. Und natürlich das umfangreiche Angebot mit öffentlichem Eislauf und Eisdisco, Eishockeyspielen sowie den von Astrid Häring von der Stadtverwaltung organisierten Sonderveranstaltungen wie Eis-Fasching, Nikolaus-Besuch und Eislaufkursen.
Jede Menge Arbeit kommt auf das Team zu, wenn ab 18. März die gesamte Eisschicht abgetragen werden muss. Und wenn dann hinter der Eishalle ein großer "Eisberg" aufragt, ruft bereits wieder das Freibad. Dort gibt es zur Vorbereitung auf die Saison vieles zu erledigen, etwa die Wartung aller Schwimmbecken.
























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