Mitterteich
19.07.2024 - 09:17 Uhr

Arbeitskreis Literatur erinnert mit Autorin Annelee Woodstrom an dunkle Zeiten in Mitterteich

Eine 97-Jährige aus den USA stand im Mittelpunkt beim jüngsten Leseabend des Arbeitskreises Literatur in Mitterteich: Annelee Woodstrom, geborene Sölch, erinnerte an die Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs.

Annelie Woodstrom beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Mitterteich. Rechts neben ihr Bürgermeister Stefan Grillmeier, links Reiner Summer, der ihr Buch "Kriegskind" übersetzt hatte. Bild: wmr
Annelie Woodstrom beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Mitterteich. Rechts neben ihr Bürgermeister Stefan Grillmeier, links Reiner Summer, der ihr Buch "Kriegskind" übersetzt hatte.

Einen interessanten Abend erlebten gut 100 Zuhörer auf Einladung des Arbeitskreises Literatur im Saal des alten Rathauses. Koordinator Karl Haberkorn begrüßte dazu Annelee Woodstrom aus den USA, die als Anneliese Sölch in Mitterteich geboren wurde und im Alter von 20 Jahren auswanderte. Die heute 97-Jährige hat drei Bücher geschrieben, in denen sie auch von der Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs erzählt.

Bürgermeister Stefan Grillmeier berichtete eingangs, dass es gelungen sei, Annelee Woodstrom eine Original-Geburtsurkunde zu beschaffen, die ihr abhandengekommen war. Darauf sei auch die genaue Geburtszeit festgehalten: 14.30 Uhr.

Karl Haberkorn freute sich über den abermaligen Besuch der ehemaligen Mitterteicherin beim Arbeitskreis Literatur. Monika Beer-Helm, engagiert im Kreis der Familienforscher und im Arbeitskreis Heimatpflege, erinnerte anhand von Recherchen an die Zeit vor dem Kriegsbeginn in Mitterteich. So sei der gewählte Bürgermeister Martin Zehendner von der NSDAP abgesetzt und durch Josef Wölfl ersetzt worden. Annelie Woodstrom ergänzte, dass die wirtschaftliche Situation damals, aufgrund der Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, sehr schlecht gewesen sei. Die meisten Männer hätten keine Arbeit und große Probleme gehabt, ihre kinderreichen Familien zu ernähren.

Beer-Helm erläuterte, dass im März 1933, bei der ersten Stadtratssitzung nach der Umbesetzung, zunächst Hitler und Hindenburg zu Ehrenbürgern ernannt und Straßen umbenannt worden seien. Verboten worden seien im Zuge der Gleichschaltung alle Vereine. Die Gastautorin ergänzte diese Ausführungen mit eigenen Erzählungen, während Reiner Summer Passagen aus Woodstroms Buch „Kriegskind“ beisteuerte. Summer hatte ihr Buch vor Jahren vom Englischen ins Deutsche übersetzt.

Annelee Woodstrom durfte sich noch ins Goldene Buch der Stadt Mitterteich eintragen und äußerte sich auf Nachfrage zum amerikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Sie könne die Leute nicht verstehen, die diesen Mann wählen wollten, erklärte sie. Denn als Präsident habe er den Menschen viel versprochen, aber kaum etwas eingehalten. Es seien beispielsweise weder das Schulsystem noch das Gesundheitswesen verbessert worden. Umgesetzt worden seien aber Steuerminderungen für Millionäre.

Abschließend bedankte sich Karl Haberkorn für den ergreifenden Vortrag und die persönlichen Schilderungen und überreichte Woodstrom zwei Bücher als Dankeschön. Abschließend signierte die 97-Jährige noch einige ihrer Bücher bevor sie sich mit den Worten verabschiedete: „Ich werde mit Mitterteich immer verbunden bleiben."

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Mitterteich12.07.2024
 
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