Einen Volltreffer landete die Pfarreiengemeinschaft Mitterteich-Steinmühle-Leonberg mit dem zweiten Teil des diesjährigen Glaubensseminars. Mehr als 40 Zuhörer waren ins Josefsheim gekommen, um dem Vortrag zum Thema "Jemen - im Reich der Königin von Saba" von Dr. Siegfried Steinkohl aus Friedenfels zu lauschen. Der heute 69-jährige frühere Mediziner und begeisterte Fotograf war 2009 mit einem seiner Söhne in das Land auf der arabischen Halbinseln gereist. Zwei Wochen lang dauerte die Trekkingtour, auf der viele Fotos entstanden. Eine Auswahl davon zeigte Dr. Steinkohl bei seinem Vortrag.
"Das Thema Orient fasziniert die Menschen", sagte Stadtpfarrer Anton Witt in seiner Begrüßung und ergänzte: "Wir alle wollen eine neue Welt kennenlernen." Unter den Zuhörern waren Angehörige aus allen drei Pfarreien der Gemeinschaft.
Stellvertreterkrieg
In seinem 90-minütigen Vortrag ging Siegfried Steinkohl zunächst allgemein auf die Situation in dem knapp 30 Millionen Einwohner zählenden Land ein. "Seit 2013 herrscht dort Krieg, es ist ein vergessener Krieg", so der Referent. Zwar gebe es in dem Land keine wertvollen Rohstoffe. Ausgetragen werde auf dem Staatsgebiet des Jemen aber ein Stellvertreterkrieg zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, der die verfeindeten Parteien aktiv unterstützt. Der Jemen, der als eines der ärmsten Länder der Welt gilt, mache aktuell schwere Zeiten durch.
Die damalige Reise bezeichnete Steinkohl als ein "wirklich einmaliges Erlebnis". "Ich habe herrliche, unbewohnte Landstriche mit fantastischen Stränden vorgefunden", schwärmte Siegfried Steinkohl, der auf der Reise von seinem Sohn Christian begleitet wurde. Ebenfalls mit dabei war ein einheimischer Fremdenführer, der einst in Berlin studiert hatte und deshalb exzellent Deutsch sprach. "Ich habe dort ausschließlich freundliche und gastfreundliche Leute kennengelernt", berichtete der Referent. Durch den mit den Einheimischen vertrauten Begleiter sei es leichter möglich gewesen, den Kontakt zur Bevölkerung zu suchen.
Berauschende Pflanze
Vor dem Ausbruch des Krieges habe der Tourismus in dem vom Islam geprägten Land begonnen, sich langsam zu etablieren, schilderte Steinkohl seine Eindrücke. Erste Station der Reise war die Hauptstadt Sanaa, am nächsten Morgen ging es mit dem Bus in Richtung Süden zur Hafenstadt Aden. Vorbei ging es an landwirtschaftlichen Terrassenfeldern und den berüchtigten Khat-Anbauflächen, wie der Referent sagte. Dahinter verberge sich eine rauschgifthaltige Pflanze. Deren Anbau mache den Jemeniten große Probleme, weil dafür große Fläche nötig seien, die zur Erzeugung anderer landwirtschaftlicher Produkte fehlten.
Von Aden aus ging es mit dem Flugzeug nach Sokotra, eine traumhaften Insel, die rund 350 Kilometer vor Jemen im Indischen Ozean liegt. "Sokotra wird auch Galapagos im Indischen Ozean genannt", wusste Siegfried Steinkohl. Die dortige Tier- und Pflanzenwelt komme zum Teil nur auf dieser einen Insel vor, nirgendwo anders auf der Welt. Erkundet haben die Steinkohls die 350 Kilometer lange und rund 40 Kilometer breite Insel per Jeep und auch zu Fuß. Über steiniges Gelände ging es vorbei an exotischen Pflanzen wie etwa Flaschenbaum, Gurkenbaum oder Wüstenrose. Wegen des trockenen Klimas hätten die Bäume dicke, wasserspeichernde Stämme. Aufgrund ihres gedrungenen Wachstums werde die Wüstenrose auch als "hässlichster Baum der Schöpfung" bezeichnet, so Steinkohl. Der Symbolbaum von Sokotra sei jedoch der Drachenblutbaum - so genannt wegen seines roten Harzes, das für kosmetische und medizinische Zwecke verwendet wird. Leider seien die Drachenblutbäume unter anderem durch den Klimawandel vom Aussterben bedroht.
Unter Polizeischutz
Vorbei an wunderschönen weißen Sandstränden führte die Tour zur Hauptstadt Hadibo, wo am nächsten Morgen der Flug zum Festland startete. Hier ging es weiter unter dem Schutz von mit Maschinengewehren bewaffneten Polizisten ins Landesinnere, in den Hadramaut-Wadi. Denn dieses Gebiet sei damals von Anhängern der Terrororganisation Al Kaida infiltriert gewesen. Das Hadramaut-Wadi ist ein riesiges ausgetrocknetes Flusstal, in dem Jahrtausende alte Städte wie Shibam und Seyun zu finden sind. Uralte Lehmbauten seien typische Gebäude in Jemen, leider häufig vom Verfall bedroht, wie Steinkohl bedauerte. Die letzten Tage verbrachten die Steinkohls in der Hauptstadt Sanaa, wo orientalische Souks (Märkte) und die monumentale Al-Sadeh-Moschee besucht wurden.
Leider seien Reisen in den Jemen wegen des schlimmen Bürgerkrieges, Hungerkatastrophen und Seuchen auf unabsehbare Zeit nicht mehr möglich, schätzte Steinkohl. Sollten aber dennoch wieder friedliche Zeiten aufziehen, so könnte es eine andere negative Entwicklung geben. Nach Ansicht von Siegfried Steinkohl könnten dann Investoren aus anderen arabischen Ländern Einzug halten und in der Natur große Hotelanlagen und andere Bauten errichten.
Nachdem er viel Applaus erhalten hatte, stellte sich der Referent noch den Fragen seiner Zuhörer. Heuer will Siegfried Steinkohl übrigens keine große Reise unternehmen, wie er auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien erklärte: "Ich bin heuer im Steinwald und im Fichtelgebirge unterwegs."
"Ich habe herrliche, unbewohnte Landstriche mit fantastischen Stränden vorgefunden."
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