Für die Rechte der Frauen referierte beim Frauenfrühstück Hannelore Bienlein-Holl. Eingeladen von AWO-Geschäftsführerin Angelika Würner lockten das leckere Frühstück sowie der Vortrag der Kreisrätin viele Frauen ins Mehrgenerationenhaus. Bienlein-Holl zitierte zuerst als negatives Beispiel aus der Geschichte der Frauenbenachteiligung den Philosophen Arthur Schopenhauer, der die Frauen 1788 als eine Mittelstufe zwischen Kind und Mann bezeichnet habe. Der sei bei ihr unten durch, so Bienlein-Holl.
„Ich mache hier keinen Wahlkampf. Aber die SPD war es, die schon 1891 das Frauenwahlrecht im Reichstag beantragte“, erklärte sie. In Bayern durften die Frauen 1919 erstmals wählen. Die erste Frau, die im Reichstag eine Rede gehalten habe, sei Marie Juchacz gewesen. Aber erst 1949 hätten die Frauen mit Artikel 3 im Grundgesetz endlich die Formulierung „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ durchsetzen können.
Was lange nicht Gleichberechtigung bedeute, bis heute. Bienlein-Holl stellte dazu die aktuelle politische Präsenz der Frauen im Parlament bei nur 30 Prozent in den Raum. Zehn Prozent der Oberpfälzer Bürgermeister seien weiblich, der Landkreis Tirschenreuth habe bisher nur eine. Aber zumindest würden nun neun Frauen als Bürgermeisterinnen kandidieren. Immer noch viel zu klein findet die Referentin den Anteil der Frauen im Kreistag mit insgesamt 13.
Bienlein-Holl verurteilte das unveränderte Frauenbild in der Gesellschaft aufs Schärfste. Bei einer Fernsehdiskussion sei unter den Zuschauern ein Apotheker gesucht worden zur Beantwortung einer Fachfrage, erzählte sie. „Als sich keiner meldete, fragte der Moderator nicht etwa nach einer Apothekerin, sondern nach einer Apothekenhelferin.“ Besonders prangerte die Referentin die berufliche Situation der Frauen an mit im Durchschnitt 22 Prozent weniger Lohn. „Obwohl Frauen bessere Bildung vorweisen.“
Erst seit 1958 könnten die Frauen selbst über ihr Berufsleben bestimmen , spannte Bienlein-Holl den Bogen zurück zur Geschichte. „Vorher konnte der Ehemann seine Frau zur Arbeit schicken oder ihr das verbieten.“ Geringere Karrierechancen würden sich auf die Altersarmut auswirken. „Täglich verrichten Frauen auf der Welt zwölf Milliarden Arbeitsstunden ohne Lohn, das sind zehn Billionen gesparte Euro Lohnkosten pro Jahr.“
Jede dritte Frau in Bayern sei mindestens einmal im Leben Opfer von sexualisierter Gewalt, ging Bienlein-Holl auf ein weiteres Thema ein und prangerte auch sexuelle Angriffe in den sozialen Medien an. Hasstiraden und Anzüglichkeiten von Männern sollte keine Frau dulden. „Sofort anzeigen und öffentlich an den Pranger stellen“, ist für Bienlein-Holl die einzig richtige Antwort. Wie Männer weltweit mit Frauen umgehen, zeigen Zahlen: Ein Drittel der Frauen, die in Deutschland getötet werden, seien Opfer von häuslicher Gewalt. In Indien würden alle 15 Minuten eine Frau oder ein Mädchen vergewaltigt. In etlichen afrikanischen Staaten werden Mädchen an den Genitalien verstümmelt.
Bienlein-Holl erzählte auch aus ihrem politischen Leben. So habe sie wie die FDP-Frau Inge Pannrucker, die beim Frühstück anwesend war, in den Jahren 1978 und 1982 für den Landtag kandidiert. „Wir setzten uns nicht durch. Aber wir haben beide gut abgeschnitten.“ Damals habe man Frauen für die Politik buchstäblich mit dem Lasso einfangen müssen.
Die Referentin bedauert, dass viele Frauen keine Frauen wählen, oft aus Neid oder Eifersucht auf die Mandatsträgerinnen. „So viel Solidarität sollte sein“, wünschte sie sich von ihren Geschlechtsgenossinnen. Angelika Würner bedankte sich bei Hannelore-Bienlein-Holl mit Geschenken für den interessanten Vortrag.
Hannelore Bienlein-Holl wohnt in Fuchsmühl, ist 77 Jahre alt und seit 37 Jahren SPD-Kreisrätin. Sie war AWO-Kreisvorsitzende und danach 13 Jahre AWO-Kreisgeschäftsführerin. Unter ihrer Federführung wurden unter anderem Essen auf Rädern, der Bunte AWO-Laden und die Mitterteicher Tafel eingerichtet. Die Grande Dame der Lokalpolitik ist eine gebürtige Kielerin. In jungen Jahren war sie Managerin für Kreuzfahrten und durchquerte auf einem russischen Schiff alle Kontinente der Erde. Für die Kommunalwahlen am 15. März tritt Hannelore Bienlein-Holl aus Altersgründen nicht mehr an.

















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