Die Innenstadt war für den Durchgangsverkehr komplett gesperrt, als sich am Dienstagnachmittag ein Demonstrationszug vom Parkplatz des ehemaligen Lidl-Marktes an der Rotherstraße in Richtung Marktplatz in Bewegung setzte. Rund 100 Teilnehmer beteiligten sich an der Demo, zu der die Arbeiterwohlfahrt am Internationalen Frauentag unter dem Motto "Frauenpower für Frieden in Europa" aufgerufen hatte. Für die Sicherheit sorgte die Polizeiinspektion Waldsassen mit Unterstützung der Zentralen Einsatzdienste (ZED) aus Weiden.
Eingefunden hatten sich vorwiegend Frauen, aber auch männliche Teilnehmer gingen mit. Mitgebracht hatten sie zahlreiche Plakate mit Friedens-Slogans und auch ukrainische Fahnen. An der Mariensäule am Unteren Markt stoppte der Zug für eine kurze Kundgebung. Dort hießen die Initiatorinnen Annalena Fink-Haydari und Mehrgenerationenhaus-Leiterin Vera Jankowski die Teilnehmer willkommen. Fink-Haydari erinnerte daran, dass sich wegen des Krieges viele Frauen mit ihren Kindern auf der Flucht befinden und sie bat um humanitäre Hilfe für die Menschen in und aus der Ukraine.
Gleichstellung in allen Gremien
"Heute am Internationalen Frauentag wollen wir gemeinsam zusammenstehen und für Gleichheit, Zusammenhalt und Menschenwürde demonstrieren", sagte Monika Schneider, Kreisvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Dieser Tag sei schon immer geprägt gewesen durch den Wunsch nach Frieden. "Wir können uns glücklich schätzen, in einem freien Land zu leben, in dem wir unsere eigene Meinung haben dürfen. Den barbarischen Krieg in der Ukraine verurteilen wir auf das Schärfste", betonte Schneider.
Frauen und Kinder seien es, die das alltägliche Leid am ehesten spürten. "Ohnmächtig müssen sie zusehen, wie jeder Tag eine Herausforderung wird."
Weiter warb Monika Schneider für eine faire Verteilung der Macht in der Gesellschaft. "Unsere repräsentative Demokratie muss diverser werden. Das bedeutet auch, dass es dringend mehr Frauen in den Parlamenten braucht. Frauen müssen überall, wo Entscheidungen getroffen werden, gleichberechtigt vertreten sein, also auch in den Führungs- und Entscheidungsgremien der Wirtschaft." Abschließend erging noch ein Aufruf zu "gleichem Lohn für gleiche Arbeit" im gesamten Erwerbsleben.
Aufruf zum Zusammenhalt
Die Mitterteicher Familienbeauftragte Sabine Frank zeigte sich stolz, eine Frau zu sein. "Ich leite erfolgreich ein Familienunternehmen, ich bin eine Managerin", sagte sie über ihre Rolle als Mutter. Weiter prangerte sie häusliche Gewalt an und verurteilte das unterschiedliche Lohnniveau. Abschließend zitierte Frank Professor Dr. Alexander Fried, der auch schon im Mehrgenerationenhaus Mitterteich zu Gast war: "Wir sind nicht verantwortlich für das, was passiert ist, aber wir sind verantwortlich für das, was gerade passiert." Nicht zuletzt rief Sabine Frank die Menschen zum Zusammenhalt auf.
Mehrgenerationenhaus-Leiterin Vera Jankowski erinnerte daran, dass vor knapp zwei Wochen ein neues Zeitalter begonnen habe. Hoffnungsvoll stimme sie trotz des Krieges die große Hilfsbereitschaft der Menschen, auch hier im Landkreis. "Viele Menschen haben Angst vor dem, was gerade passiert. Wir sind betroffen und stehen zusammen", sagte sie und gab angesichts der Demonstration zu bedenken: "Für das, was wir gerade machen, landen Menschen woanders im Gefängnis." Abschließend rief sie weiter zum Frieden auf. "Wir lassen uns den Mund nicht verbieten", betonte Jankowski.
Einen emotionalen Abschluss der Kundgebung bildeten die Worte der gebürtigen Ukrainerin Irina Deichsel, die aus Lwiw/Lemberg stammt und seit 16 Jahren in Waldsassen lebt. "Danke für alles, was Sie für mein Land tun. Danke für die Hilfen und Spenden", sagte sie mit brüchiger Stimme und den Tränen kämpfend.
Nach einer Schweigeminute für die Opfer des Krieges bewegte sich der Demonstrationszug stadtauswärts bis zum Edeka-Markt, von dort aus ging es wieder zurück durch die Innenstadt bis zum Ausgangspunkt an der Rotherstraße. Eine Pflicht zum Tragen von Masken galt nicht, allerdings waren die Teilnehmer dazu angehalten, auf den Mindestabstand zu achten.
"Danke für alles, was Sie für mein Land tun. Danke für die Hilfen und Spenden."
"Für das, was wir gerade machen, landen Menschen woanders im Gefängnis."
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