Die kühlen Temperaturen haben dem ATS Mitterteich nicht in die Karten gespielt, aber es waren dennoch mehrere Hundert Besucher, die im Laufe des Samstags zum Benefizkonzert auf das Parkplatzgelände beim Vereinsheim strömten. Initiator Peter Zettelmann, der das Konzert gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Stefanie Ohle federführend organisiert hatte, freute sich über die große Resonanz. Der Reinerlös der Veranstaltung kommt Menschen in und aus der Ukraine zugute.
Eröffnet wurde das Programm am Nachmittag von der Weidener Band "Blue Haze" mit Günter Hagn an der Spitze. Zwei Stunden lang lebte die Truppe ihre Blues-Leidenschaft auf der Bühne voll aus. Für die Gruppe war es der erste öffentlichen Auftritt nach langer Zeit. Kräftiger Beifall der Zuhörer war den Musikern gewiss.
Gegen 17.30 Uhr hieß ATS-Vorstandsmitglied Peter Haibach die Gäste offiziell willkommen: "Wir sind super stolz, was wir als ATS hier auf die Beine stellen." Stefanie Ohle vom Organisationsteam stellte kurz das weitere Programm vor und freute sich, dass endlich wieder so ein "cooles Konzert" möglich sei. "Wir wollen gemeinsam etwas für die Ukraine tun", erklärte sie zur Motivation für das Event.
Dank an alle Helfer
Bürgermeister Stefan Grillmeier überbrachte den Dank der Stadt und machte deutlich, dass die Menschen hier auch ein Zeichen gegen den Krieg setzen wollten. "Wichtig ist der Zusammenhalt. Der Krieg in unmittelbarer Nachbarschaft zu uns macht uns wütend, traurig und vor allem sehr nachdenklich", so Grillmeier. Sein Dank galt den vielen Helfern in der Flüchtlingshilfe und all jenen, die Menschen bei sich zu Hause aufnehmen. Die Notunterkunft in Fockenfeld sei inzwischen voll besetzt. An die Veranstalter des Konzerts überreichte er noch eine Spende der Stadt.
Jana Reyer, eine der Initiatorinnen der Ukraine-Hilfe im Landkreis, dankte den Konzert-Organisatoren und allen, die sich in irgendeiner Form einbringen. "Was hier im Landkreis für die Menschen der Ukraine geleistet wird, ist einfach großartig." Die Tirschenreutherin, die in Kiew geboren wurde, versicherte, dass die Einnahmen aus dem Konzert und alle Spenden dort ankämen, wo Hilfe nötig sei. Die 26-Jährige teilte auch mit, dass einige ihrer Familienangehörigen, die kürzlich aus der Ukraine geflohen sind, nun mit ihr zum Benefizkonzert gekommen seien.
Kinder malen Bilder
Gut zwei Stunden lang traten anschließend drei Gruppen der Kulturfabrik Mitterteich auf. Den Auftakt machte die Band "Coprolite", es folgten "PlanC" und "High5". Zu hören waren vor allem bekannte Pop- und Rockhits, darunter auch Oldies. Zum Abschluss gastierte die Band "Birner Buddy Boys" aus Bad Neualbenreuth. Nicht geklappt hat es entgegen der Ankündigung mit einem Auftritt vom DJ JessRey, der Schwester von Jana Reyer. Diese sei terminlich in München gebunden, wie es hieß. Dafür gab es dann zu späterer Stunde Musik vom Band.
Damit auch Kindern nicht langweilig wurde, durften diese im ATS-Sportheim Bilder malen. Betreut wurden sie dabei von Monika Ohle, der Mutter von Stefanie Ohle. Peter Zettelmann zog am späten Nachmittag eine positive Zwischenbilanz. "Wir haben schon mehr als 400 Portionen Bratwürste und Steaks verkauft", zeigte er sich hochzufrieden.
Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien stellte sich Jana Reyer kurz zu einem Gespräch. Die gebürtige Ukrainerin berichtete, dass sie einst als Kind mit ihrer Mutter und ihrer Schwester nach Deutschland kam. Nach Zwischenstationen in Hessen und Mähring sei sie seit langem in Tirschenreuth daheim. Teile ihrer Familie, unter anderem auch ihre Oma, hätten die erste Kriegsnacht in Kiew in einer Garage verbracht. Schnell sei die Entscheidung gefallen, die Verwandten in Sicherheit zu bringen. Nach einer „fast unendlichen Odyssee“ mit 50-stündiger Fahrzeit sei das gelungen. Ihre Oma Masha habe zunächst unbedingt zu Hause bleiben wollen. „Aber eine Woche später sind wir hin und haben sie unter größten Anstrengungen geholt und einfach mitgenommen. Heute ist sie bei uns in Tirschenreuth“, erzählte Reyer.
Über 200 Tonnen Hilfsgüter
Gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Christoph organisiert sie Hilfe von den Landkreisen Tirschenreuth und Cham aus. "Wir haben schon mehr als 200 Tonnen an Hilfsgütern in die Ukraine geliefert." Bezieher seien vor allem Kinderheime und Krankenhäuser. Längst sei die Arbeit zu einem Vollzeit-Job geworden. "Aber ich muss da helfen", betonte sie. Die Lage werde täglich schlimmer. "Die Vorräte werden immer weniger und damit gibt es auch immer weniger zum Essen." Dennoch zeigte sich überzeugt, dass ihre Landsleute weiter kämpfen werden: "Die Ukraine hat einen langen Atem. Wir kämpfen mit Herz und Seele, mit allem, was wir haben. Für die Ukraine geht es um alles."
"Was hier im Landkreis für die Menschen der Ukraine geleistet wird, ist einfach großartig."
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