Zu einem Infoabend mit einem Lichtbildvortrag von Michaela und Johannes Burger aus Mitterteich hatte kürzlich die Pfarrei St. Jakob ins Josefsheim eingeladen. Im Mittelpunkt stand dabei das Wirken von Pater Hermann Schulz, der in Musha/Ruanda das Waisen- und Jugenddorf Sankt Kizito gegründet hat.
Michaela Burger berichtete zunächst von einer kürzlichen Begegnung mit Pater Hermann Schulz in Mitterteich und ihrem Bedürfnis, dessen segensreiches Wirken noch bekannter zu machen. Dazu hatte sie sich bereits vor Jahren auch am Verfassen eines Buches mit dem Titel "Pater Hermann Schulz - in den Fußstapfen Don Boscos" beteiligt.
Der überschaubare Zuhörerkreis erfuhr eingangs, dass Hermann Schulz 1939 in Memel (Ostpreußen) als zweites Kind der litauisch-katholischen Mutter Else und seines deutsch-evangelischen Vaters Kurt Schulz geboren wurde. Auf der Flucht vor vorrückenden russischen Soldaten wurde sein Vater 1944 vor den Augen des Buben erschossen. Auch Demütigungen und Hunger auf der weiteren Flucht in Richtung Westen seien prägend für sein späteres Leben gewesen.
Von Brasilien nach Afrika
In seiner Jugend habe er bei einem Besuch in einem von jungen litauischen Salesianern gegründeten Gymnasium nahe Turin den Idealismus erlebt, sich für andere einzusetzen. Dies habe zum Entschluss geführt, in den Orden der Salesianer einzutreten. „Sein großes Vorbild, dem er mit Leidenschaft folgen wollte, war Don Bosco“, zitierte Michaela Burger. Nach mehreren Stationen war Pater Schulz ab 1972 Pfarrer einer Gemeinde in der Metropole Sao Paulo in Brasilien. Lärm, Unruhe und Stress hätten ihn dazu gebracht, 1979 als „Busch-Missionar“ nach Ruanda zu gehen, um die Not der Menschen dort zu lindern. Seitdem engagiert er sich in dem von Gewalt und Chaos gebeutelten Land, das 1994 sogar von einem Völkermord erschüttert wurde. Vielen traumatisierten Waisenkindern habe Pater Schulz seither ein Zuhause und Geborgenheit gegeben sowie eine christliche Erziehung und Schulbildung ermöglicht.
Johannes Burger präsentierte dann eine kleine Auswahl aus über 2000 Fotos, die bei Besuchen vor Ort in den Jahren 2009, 2012 und 2015 entstanden. Diese vermittelten, was der Pater für den autarken Betrieb des Waisendorfes in einem entlegenen Landstrich ohne Strom-, Wasser- und Telefonanschluss, ohne weitere Infrastruktur und ohne Fachpersonal seit Mitte der 70er Jahre geschaffen hat. Nach und nach entstanden ein Fuhrpark mit Lkw, Bussen und Jeep, eine Werkstatt, eine Schreinerei, eine Töpferei, Hühner- und Schweineställe, eine Rinderweide, eine Gärtnerei, ein Tiefbrunnen, eine biologische Kläranlage und eine Sozialstation mit medizinischer Abteilung.
Fachschule und Internat
Im Laufe der Jahre wurde das Dorf noch erweitert, unter anderem durch eine Fachschule für Informatik, Landwirtschaft, Schreinerhandwerk, Gastronomie und Touristik, ein Internat, ein Gästehäuschen für ausländische Helfer und Touristen, eine Mehrzweckhalle, einen Tante-Emma-Laden und einen "Biergarten" für Bedienstete und Einheimische aus der Nachbarschaft.
Ziel der Don-Bosco-Salesianer sei es, so Johannes Burger, dass jede gegründete Einrichtung dauerhaft auf eigenen Beinen steht und von den ehemals Hilfsbedürftigen selbst organisiert, verwaltet und nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen geführt wird - "Hilfe zur Selbsthilfe" laute das Motto. In allen Einrichtungen des Waisen-, Jugend-, Schuldorfs verrichteten die Waisenkinder in ihrer Freizeit auch zahlreiche Arbeiten. Sie helfen etwa beim Kochen und Servieren, beim Holzhacken und in der Tierpflege und holen auf langen Fußmärschen Trinkwasser in Kanistern aus einer vom deutschen THW gefassten Quelle.
Pater Schulz habe sein Ruanda-Projekt anfangs allein durch private Spenden und Patenschaften für die Kinder und Zuschüsse von staatlichen und nichtstaatlichen Stellen in Deutschland finanziert. Mittlerweile flössen auch Einnahmen durch den Betrieb der örtlichen Einrichtungen, auch der lange sehr zurückhaltende Staat Ruanda habe zu einem Neubau rund 30 000 Euro beigesteuert. "Trotzdem sind weiterhin Spenden und die Übernahme von Waisenkinder-Patenschaften nötig", betonte Johannes Burger.
Besuch bei Berggorillas
Die Besuche von Michaela Burger in Ruanda hingen in erster Linie mit ihrer Funktion als Betreuerin und Organisatorin der deutschen Patenschaften und deren Aktualisierung vor Ort mit den Verantwortlichen zusammen. Doch als Dankeschön für ihr ehrenamtliches Engagement duften Michaela und Johannes Burger auch an Safaritouren teilnehmen und touristische Naturschönheiten Ruandas besichtigen. So ging es im Westen des Landes unweit der Grenze zum Kongo in den Nationalpark, wo nicht nur die Virungavulkane zu finden sind, sondern auch die berühmten Berggorillas. In Begleitung von Wildhütern hätten sie die Tiere ganz aus der Nähe beobachten können. Im Akagera-Nationalpark im Osten nahe der Grenze zu Tansania konnten die Burgers Elefanten, Giraffen, Nilpferde, Zebras, Gazellen, Paviane und Weißkopfadler betrachten und fotografieren.
Wer den Vortrag verpasst hat und sich dennoch für Pater Schulz, sein Projekt und Ruanda interessiert, kann sich das Buch "Pater Hermann Schulz - in den Fußstapfen Don Boscos" mit nach Hause nahmen. Es liegt kostenlos in der Pfarrkirche St. Jakob in Mitterteich auf. "Niemand geht dabei irgend eine Verpflichtung ein", betonten die Burgers.
Spenden und Patenschaften
- Geldspenden: Überweisung auf das Konto des Pater-Hermann-Schulz-Helferkreises "Gute Nachricht e.V." bei der Sparkasse Nürnberg; IBAN: DE77 7605 0101 0011 1587 89, Stichwort "Pater Schulz".
- Patenschaften: Nähere Informationen bei Karin Söllner, Kallmünzer Str. 7, 93176 Beratzhausen, Telefon 0171/655 01 03, E-Mail: ruanda.contact[at]googlemail[dot]com
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