Mitterteich
30.09.2018 - 17:16 Uhr

Aus dem Kinderzimmer in den blauen Turm

Daniel Müller und Matthias Zintl kennen sich von Kindesbeinen an. Sie stehen mit beiden Beinen im abgesicherten Berufsleben. Dann beschließen sie, sich selbstständig zu machen und betreiben vier Firmen. Alles klassische Internetgeschäfte.

Matthias Zintl und Daniel Müller (von links) sind die Köpfe hinter "Logentu". Bild: tr
Matthias Zintl und Daniel Müller (von links) sind die Köpfe hinter "Logentu".

Der 31-jährige Daniel Müller war Ausbilder beim Walzenhersteller Hamm in Tirschenreuth, Mathias Zintl (32) agierte als Produktionsleiter der Druckerei Regler in Altenstadt. "Es gibt Menschen, die müssen sich immer verändern, ihr eigenes Ding machen, das geht nicht anders", sind sich die beiden einig. Vielleicht der Grund, warum sie sich vor ein paar Monaten mit der Firma "Logentu" selbstständig gemacht haben. Eingemietet sind sie im dritten Stock im blauen "Forster-Turm" in der ehemaligen Porzellanfabrik Mitterteich.

Von zu Hause aus

Bevor sie ihr gemeinsames Ding verwirklichten, hat Daniel Müller schon zehn Jahre lang von zu Hause aus nebenbei hochwertige Markentextilien über das Internet verkauft. "Ich kam da günstig an einen Überproduktions-Posten eines Herstellers." Das war der Anfang von "Yourfashionplace", die heute Kunde von "Logentu" ist. "Logentu" bietet Logistik-Lösungen für den Online-Handel sowie die Lagerung und den Versand. "Fulfillment " heißt das neudeutsch.

"Alles was in einen Schuhkarton passt, findet bei uns Platz", sagen die Geschäftsführer. Aber nicht nur Markenunterwäsche liegt hier in den Regalen. Über eine weitere Firma, die "Argentu", die den Geschäftsführern gemeinsam gehört, handeln sie mit Edelmetallen. Auch Mathias Zintl hat schon immer nebenbei Geschäfte über das Internet abgewickelt, zuletzt aus dem Kinderzimmer seines, noch nicht vorhandenen, Nachwuchses. Die Geschäftsführer wohnen heute beide in Weiden. "Oft haben wir in der Vergangenheit überlegt, was wir zusammen realisieren könnten. Interessante Produkte mit Potenzial haben wir gesucht und sind so auf den Handel mit Edelmetallen gekommen.

Wir haben recherchiert und Kontakte geknüpft und sind 2015 so richtig durchgestartet. Den Versand erledigten wir in der Früh, bevor wir zur Arbeit fuhren. Manche Hersteller waren doch sehr erstaunt, dass wir unsere Geschäfte im Kinderzimmer abwickelten. Manche machten wohl deshalb keine Geschäfte mit uns, andere fanden gerade das spannend und gaben uns eine Chance."

Bis vor drei Jahren hätten die Mitbewerber im Online-Handel noch sehr zurückhaltend agiert. "Wir wussten, dass wir das besser können. Wenn es darum geht, vor allem auch junge Leute mit unserem Angebot anzusprechen, gehören wir schon mit zu den Besten auf dem Markt", sagen sie selbstbewusst.

Moderne Möglichkeiten

"Unsere Vision war es, vor allem die junge Generation mit den modernen Internetmöglichkeiten abzuholen. Das ist uns ganz gut gelungen." Nach und nach wurde der Onlineshop immer weiter entwickelt. Schon länger habe man geeignete Locations gesucht, weil mit dem Verkaufserfolg die Lagerkapazitäten schnell zu klein geworden waren. 2017 bot sich dann die Möglichkeit im "Forster-Turm". Darin sind jetzt alle Firmen unter einem Dach untergebracht. Zehn Mitarbeiter aus der Region, inklusive der Geschäftsführer - Tendenz steigend - verdienen hier ihre Brötchen.

Alles was Männer lieben

"Personell gesehen haben wir immer Kapazitäten frei, auch, weil es kaum Fachkräfte für den Online-Handel gibt. Seit dem neuen Schuljahr gibt es jetzt das neue Berufsbild Kaufmann für E-Commerce. Die Berufsschule dafür ist in Sulzbach-Rosenberg. Ab September 2019 wollen Müller und Zintl zwei Azubis für diesen Beruf einstellen und für ihr Unternehmen fit machen.

Die Kunden ordern zu 70 Prozent aus Deutschland. Der Rest sitzt im europäischen Ausland. Eingekauft wird weltweit. "Im Internet steckt großes Potenzial, wobei Internationalisierung wichtig ist. Das Angebot wird immer breiter. Man muss irgendwo einen Anker setzen und sehen, wohin man treibt."

Einen Laden im klassischen Sinn betreibt die Firma nicht, es existiert aber eine Abholstelle vor Ort. Ein neues Projekt steht bereits wieder in den Startlöchern. In etwa einem Monat wird, "Alles was Männer lieben", online gehen. Lederwaren, Uhren und Taschen sind nur einige der Waren, die dort angeboten werden. Im Premiumbereich selbstverständlich. Deshalb heißt dieser neue Shop, passend zur Familie auch "Luxentu". Vor wenigen Wochen wurde die Geschäftsfläche um 300 Quadratmeter auf 600 verdoppelt und die chaotische Lagerhaltung eingeführt, was Zeit und Wege spare. Ein Handscanner führt dabei die Kommissioniererin auf dem zeitoptimierten Weg.

Viele Standbeine

Etwa 2000 Artikel lagern in den Regalen, zählt man die Variationen dazu sind es bestimmt 10 000. "Unser Geschäft ist voll dynamisch und es gibt täglich Änderungen. Man darf nie die neuesten Trends verpassen, darf sich nicht auf einem Projekt ausruhen, sondern alles auf viele Standbeine verteilen." Mittelfristig ist der Bau einer eigenen Lagerhalle angedacht. "Unsere Vision ist es, die Verwaltung am jetzigen Standort zu perfektionieren und das Lager outzusourcen."

Matthias Zintl und Daniel Müller (von links) sind die Köpfe hinter "Logentu". Bild: tr
Matthias Zintl und Daniel Müller (von links) sind die Köpfe hinter "Logentu".
Christina Ney und Margit Müller (von links) sind zwei der fünf für den Versand zuständigen Mitarbeiterinnen. Bild: tr
Christina Ney und Margit Müller (von links) sind zwei der fünf für den Versand zuständigen Mitarbeiterinnen.
Münzen in Gold, Silber und Platin finden sich unter vielen anderen Artikeln auf den Seiten der Firma "Argentu". Aus Sicherheitsgründen sind diese Waren nicht in Mitterteich gelagert, sondern bei diversen Partnern in ganz Deutschland. Bild: tr
Münzen in Gold, Silber und Platin finden sich unter vielen anderen Artikeln auf den Seiten der Firma "Argentu". Aus Sicherheitsgründen sind diese Waren nicht in Mitterteich gelagert, sondern bei diversen Partnern in ganz Deutschland.
Chaotische Lagerhaltung spart Zeit und verkürzt die Wege bei der Kommissionierung. Bei dieser Art der Lagerhaltung sind den Artikeln keine festen Plätze zugeordnet. Die Lagerplätze werden digital im System erfasst und gekennzeichnet und werden somit leicht wiedergefunden. Bild: tr
Chaotische Lagerhaltung spart Zeit und verkürzt die Wege bei der Kommissionierung. Bei dieser Art der Lagerhaltung sind den Artikeln keine festen Plätze zugeordnet. Die Lagerplätze werden digital im System erfasst und gekennzeichnet und werden somit leicht wiedergefunden.
 
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