Das Netzwerk Inklusion arbeitete an einem konkreten Maßnahmenkatalog, wie der Landkreis Tirschenreuth behindertenfreundlicher werden kann. Nach acht Workshops ist nun ein Ende der Arbeiten absehbar. Im Frühjahr soll ein Inklusionsplan mit vielen Ideen für die praktische Umsetzung vorliegen.
Nach der Befragung von Betroffenen, von Eltern betroffener Kinder und von Vertretern der 26 Kommunen im Landkreis gibt Christina Ponader vom Netzwerk Inklusion in einer Pressemitteilung erste Zwischenergebnisse für den Aktionsplan Inklusion bekannt.
Der Großteil der Menschen mit Behinderung wohne privat, nur acht Prozent würden institutionell betreut, so die Projektleiterin des Netzwerks Inklusion. Die größte Gruppe seien Menschen mit körperlicher Behinderung, was bei der Hälfte der Befragten auch auf das Alter über 65 zurückzuführen sei. Danach folgten chronische Erkrankungen, psychische Beeinträchtigungen, Schwerhörigkeit und geistige Behinderung. 43 Prozent hätten mehr als eine Behinderung. Die Hälfte der Befragten benötige Hilfsmittel, neben Seh- und Gehhilfen sei dies vor allem eine Begleitperson, so Christina Ponader.
In den hybriden Workshops im September und Oktober seien die Zwischenergebnisse vorgestellt worden. Jeder Workshop habe rund zehn Maßnahmen für den Landkreis diskutiert. "Die Teilnehmerzahlen waren auch hier gut", betont Ponader. Zwischen 6 und 25 Personen nahmen demnach an den über den ganzen Landkreis verteilten Veranstaltungen in Präsenz oder online teil. Neben Betroffenen waren dies auch Eltern und Angehörige sowie Vertreter von öffentlichen und privaten Organisationen oder Einrichtungen. "Sie waren hoch motiviert und brachten viele Ideen ein", freut sich Ponader.
Im Workshop Freizeit wurden laut Mitteilung zum Beispiel die Verbreitung von Checklisten für barrierefreie Veranstaltungen und die Förderung von Barrierefreiheit für Kultur- und Freizeiteinrichtungen diskutiert. Im Workshop Gesundheit seien eine Informationshilfe zur Übersetzung von medizinischen Diagnosen in leicht verständliche Sprache und der Ausbau von präventiven Angeboten angesprochen worden. Im Workshop Barrierefreiheit und Mobilität habe man barrierefreie Homepages und die Überarbeitung von Informationsbroschüren, die Anpassung des ÖPNV, einen Ausbau des Toilettenangebots und eine Unterstützung eines barrierefreien und altersgerechten Tourismusangebots diskutiert. Im Bereich politische Teilhabe ging es laut Mitteilung "um aufsuchende politische Bildung und dezentrale Beratungsstrukturen".
Im Bereich der (vor)schulischen Bildung habe man viele Bausteine der "Inklusiven Region" in den Mittelpunkt gerückt, aber auch der Ausbau von Qualifizierungsangeboten zu Fachkräften und die Lotsenfunktion der beratenden Stellen für Eltern seien wichtige Themen gewesen. Im Workshop Erwachsenenbildung und Engagement seien inklusive und differenzierte Angebote, das Anpassen der Öffentlichkeitsarbeit, inklusive Engagementmöglichkeiten und Nachbarschaftshilfen wichtige Themen gewesen. Im Workshop Arbeit sei zunächst die hohe Zufriedenheit der Werkstattgänger festgestellt, aber auch Verbreitungsmöglichkeiten von Außenarbeitsplätzen, inklusiven Arbeitsplätzen und vor allem persönliche Beratungsgespräche angesprochen worden. Im Workshop Wohnen habe man vor allem auch Maßnahmen mit längerer Laufzeit, wie einen barrierefreien sozialen Wohnungsbau und die Neustrukturierung von bestehenden betreuten Wohnangeboten diskutiert.
Die Beteiligung bezeichnet die Projektleiterin als sehr gut. 32 Prozent der 1700 angeschriebenen Menschen mit einem Grad der Behinderung von mindestens 20 Prozent hätten eine Rückmeldung abgegeben. Von den 26 Kommunen hätten sich 21 beteiligt.
Wer noch Anregungen hat, kann diese laut Mitteilung des Netzwerks Inklusion noch bis Ende November per E-Mail an die Adresse christina.ponader[at]lh-tir[dot]de schicken. Im Frühjahr 2024 soll laut Mitteilung der fertige Aktionsplan Inklusion vorgestellt werden.
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