Mitterteich
14.05.2018 - 18:56 Uhr

Mitterteicher Willi Kilian erlebt Abstieg des Hamburger SV im Stadion: "Liebe zum HSV kennt keine Liga"

Mitterteich/Hamburg. Die HSV-Fahne im Garten von Willi Kilian ist nicht auf halbmast gesetzt. Für ihn kommt das trotz des Abstiegs des Hamburger SV nicht in Frage. Der Mitterteicher war am Wochenende beim vorerst letzten Erstligaspiel des Dinos im Volksparkstadion. Und dort bekam er einige Sachen mit, die dem 54-Jährigen Mut für die Zukunft seines Clubs machen.

Daumen nach oben: Geht es nach Willi Kilian, HSV-Legende Thomas von Heesen und Bernhard Peters, Direktor Sport, (von links) soll es für den Hamburger SV sofort wieder in die erste Liga gehen.  	Bild: exb/privat
Daumen nach oben: Geht es nach Willi Kilian, HSV-Legende Thomas von Heesen und Bernhard Peters, Direktor Sport, (von links) soll es für den Hamburger SV sofort wieder in die erste Liga gehen. Bild: exb/privat

Seit 1976 ist der Stiftländer HSV-Fan. Das Mitglied ist mehrmals im Jahr in Hamburg, bei Trainigslagern und Auswärtsspielen. Der Abstieg hat Kilian mitgenommen. "Das hat weh getan. Ich habe im Stadion Rotz und Wasser geheult", bekennt er ehrlich. Voller Vorfreude und Hoffnung hatte er sich mit seiner Ehefrau Juliane noch in der Nacht zum Donnerstag um 1 Uhr die 650 Kilometer Richtung Norden aufgemacht.

Schließlich wollte er rechtzeitig um 11 Uhr beim letzten öffentlichen Training vor dem Spiel gegen Borussia Mönchengladbach in Hamburg sein. Rund 2000 Anhänger waren gekommen. "Wir wollten das Team noch einmal pushen und alle auf den Klassenerhalt fokussieren", erklärt der Mitterteicher die Aktion.

Ehefrau fiebert mit

Auf dem Gelände erblickte Kilian in einem abgesperrten Bereich die HSV-Legende Thomas von Heesen, der momentan in offizieller Funktion als Bindeglied zwischen Fans und Vorstand agiert, und Bernhard Peters, Direktor Sport. Pressesprecher Till Müller, der den 54-Jährigen kennt, ermöglichte es, dass der Oberpfälzer zu den beiden durfte.

"Die waren total verwundert, dass ich als Bayer die Geschichte des HSV so gut kenne", berichtet Kilian von dem rund 20-minütigen Gespräch. Nach dem Training gab es noch gemeinsame Fotos mit Spielern und Trainer Christian Titz. Für den Mitterteicher waren die Stunden auf dem Trainingsgelände sehr emotional. "Das ist ein Teil meiner Familie." Mit seiner Frau ("Sie trägt mittlerweile auch die Raute im Herzen.") machte er sich dann Richtung seiner Pension auf, in der er schon seit einigen Jahren übernachtet. Zum Stadion sind es von dort nur etwa zwei Kilometer. "Da gehe ich alles zu Fuß. Ich kenne jeden Schleichweg."

Idioten und Chaoten

Am Samstag fieberte Kilian in seinem Stammblock auf der Gegengerade Mitte mit. Trotz des 2:1-Siegs war der Abstieg nicht zu vermeiden, da auch Konkurrent Wolfsburg sein Spiel gewann. "Unser Team hat super gespielt. Wenn wir schon im Winter den Trainer gewechselt hätten, hätten wir die Klasse gehalten", ist sich der Stiftländer sicher. Die sofortige Rückkehr ins Liga-Oberhaus ist für ihn daher möglich. "Wir haben jetzt einen guten Trainer. Die Verantwortlichen müssen aber schon ein schlagkräftiges Team zusammenstellen."

Für die rund 250 Vermummten, die kurz vor Spielende in ihrem Block Böller und Rauchbomben zündeten, hat er überhaupt kein Verständnis. "Das sind Idioten, die den Fußball kaputt machen." Die Situation selber habe er nicht als bedrohlich empfunden, denn schließlich hätte sich das ganze Stadion mit Gesängen gegen "diese Chaoten gestellt". Auch dies zeige, dass der Verein intakt sei.

Dass es in der nächsten Saison nach Regensburg, Ingolstadt und Fürth geht, müsse er erst noch verarbeiten. "Als Fan trauerst du. Danach kommt der Trotz. Und dann geht es in Hoffnung über." Momentan sei er in der Trotzphase. Um diese zu überwinden, greift Kilian auf ein einfaches Mittel zurück: "Immer wenn ich niedergeschlagen bin, schaue ich mir DVDs von erfolgreichen Zeiten an." Die Planungen für Fahrten zu Zweitligaspielen der Hamburger habe er auch schon in Angriff genommen. "Denn die Liebe zum HSV kennt keine Liga", erklärt er voller Stolz. Und daher bleibt auch die Fahne gehisst.

 
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