Mitterteich
30.08.2019 - 13:45 Uhr

Mehrgenerationenhaus Mitterteich bei AWO im Fokus

Die Neuwahlen des AWO-Kreisverbands stehen am Sonntag unter einem besonderen Zeichen. Ein Mitterteicher Haus spielt dabei eine wichtige Rolle.

Was anfangs umstritten war, hat sich etabliert: Im Mehrgenerationenhaus, dessen Trägerschaft im Jahr 2015 die AWO übernommen hat, ist immer was geboten. Bild: ubb
Was anfangs umstritten war, hat sich etabliert: Im Mehrgenerationenhaus, dessen Trägerschaft im Jahr 2015 die AWO übernommen hat, ist immer was geboten.

Das Mitterteicher Mehrgenerationenhaus wurde als Vorzeigeeinrichtung gefeiert und gefördert. Mittlerweile ist dort nicht mehr alles eitel Sonnenschein. Aufgrund der angespannten finanziellen Lage sind das Haus und die Arbeiterwohlfahrt, die das Haus betreibt, in die Schlagzeilen geraten. Es ist seit 2015 ein Defizit von 220 000 Euro aufgelaufen, das im AWO-Kreisverband zu einem Zerwürfnis geführt hat. Viele Vorstandskräfte sind zurückgetreten. Am Sonntag sollen bei den Neuwahlen die vakanten Posten neu besetzt werden. Dabei steht das Mehrgenerationenhaus mit im Fokus. Sobald die AWO wieder einen handlungsfähigen Vorstand hat, soll geklärt werden, wie es mit der Einrichtung in Mitterteich weitergeht.

In rote Zahlen gerutscht

Seit 2008 beteiligt sich die Stadt Mitterteich am Projekt Mehrgenerationenhaus. Mit dem Umbau eines leerstehenden Stadthauses stellte die Stadt 2011 ein Gebäude zur Verfügung, das mannigfaltige Möglichkeiten eröffnete, aber natürlich auch einiges an Kosten verursacht, welche die AWO in die roten Zahlen getrieben hat.

Rund 1,6 Millionen Euro hat die Stadt in das derzeitige Gebäude investiert und dabei mehrere Ziele verfolgt. Ein Leerstand sollte beseitigt werden, die Innenstadt sollte weiter belebt werden und man wollte vielfältige Nutzungsmöglichkeiten schaffen. Zuerst erfolgte das in Zusammenarbeit mit der Marktredwitzer Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) gGmbH. Zum 1. Januar 2015 löste die Arbeiterwohlfahrt die gfi als Träger der Einrichtung ab. Seitdem steht Gudrun Brill als Leiterin an der Spitze. Es gibt gesellschaftliche und kulturelle Angebote für jede Altersklasse. Dass immer was geboten ist im MGH, zeigt allein schon der umfangreiche Flyer mit festen Programmpunkten, die sich über das ganze Jahr erstrecken. Hinzu kommen noch jede Menge wechselnde Veranstaltungen.

Das Haus bietet barrierefrei zugängliche Seminarräume für Konferenzen, Veranstaltungen, Kurse und Fortbildungen, die für jeweils bis zu 20 Teilnehmer angemietet werden können. Ganz wichtig ist das etwa 100 Quadratmeter große Marktcafé im Erdgeschoss, das von der AWO bewirtschaftet und vor allem von Senioren gerne angenommen wird. Es bietet etwa 50 Personen Platz. Viele Gruppen und Einrichtungen haben sich mittlerweile im Haus angesiedelt, darunter die Strick- und Häkelrunde „Flotte Nadeln“, ein Baby-Tragetreff, ein Erzählcafé, ein Trauercafé und ein Arbeitskreis Literatur. Im Haus finden die Sprechstunden des Seniorenbeirats Mitterteich statt, der Schachclub hält dort seine Spielabende ab und die Rappelkiste bietet flexible Kinderbetreuung an. Zudem gibt es ein ganzjähriges Veranstaltungsprogramm.

Zu den erfolgreichsten Veranstaltungen zählt nach Auskunft von Gudrun Brill das regelmäßige Familienfrühstück. Dieses Angebot sei der Renner schlechthin. Kein Wunder: Wo sonst gibt es ein Frühstück für 2,50 Euro inklusive die Gelegenheit, Gleichgesinnte zu treffen? Immer am ersten Mittwoch im Monat kommen junge Mütter mit Kindern bis drei Jahren, Omas und Opas und auch ganze Familien gern zum gegenseitigen Austausch und Kennenlernen im Rahmen des Frühstücks, sagt Brill. Mehr Generation am Stück gehe gar nicht, findet sie.

Auch Ferienprogramm

Dreimal im Jahr werde im MGH zum Ferienprogramm eingeladen, zuletzt war dies an diesem Mittwoch der Fall. „Unsere kleinen Teilnehmer wollten gar nicht mehr gehen“, berichtet Gudrun Brill. Sie hat den Kindern auch Gesellschaftsspiele angeboten, was große Begeisterung auslöste. „Spitz pass auf“ und „Mensch ärger dich nicht“, sagt Brill und ist ein wenig stolz darauf, mit den nostalgischen Spielen den Beweis geliefert zu haben, dass nicht nur Handys und Computerspiele die Kleinen begeistern könnten.

Brill: „Spielen ist überhaupt ein fester Bestandteil hier.“ Jeden Dienstagabend kämpfen die Schachspieler im Haus um den Sieg des Königs. „Und am Nachmittag kommen die Rommeéspieler zum Zug“, sagt Brill. Das MGH wird auch regelmäßig zur Lernstube. Zum einen finden im Haus Deutschkurse für Migranten statt. Jeweils monatlich ein Samstagvormittag ist der „Computersprechstunde für Senioren“ gewidmet.

Auch kulturell hat das Haus im Ort einen Stellenwert. Landrat a. D. Karl Haberkorn hat das MGH als Domizil für seinen Arbeitskreis Literatur auserkoren. Monatlich einmal freuen sich zahlreiche Gäste auf Abende mit Lesungen oder Referaten über bekannte bayerische Autoren. Abende mit irischer Musik gab es ebenfalls schon im HausNicht zu vergessen das Erzählcafé der Senioren, das einer Idee von Monika Beer-Helm entsprungen ist. „Wer will, kann seinen Geburtstag hier ausrichten. Und sogar eine Hochzeit hatten wir schon“, ergänzt Gudrun Brill.

Die vielen Besucher und Nutzer des Hauses hoffen natürlich, dass diese Angebote weiter aufrecht erhalten werden können. Die Frage, wie es weitergeht, müssen der neue Vorstand der AWO und die Stadt Mitterteich demnächst klären.

An einer Tafel im MGH können Zeitungsberichte über die zahlreichen MGH-Veranstaltungen nachgelesen werden. Bild: ubb
An einer Tafel im MGH können Zeitungsberichte über die zahlreichen MGH-Veranstaltungen nachgelesen werden.
Die Tür zum MGH steht für alle Generationen gleichermaßen offen. Bild: ubb
Die Tür zum MGH steht für alle Generationen gleichermaßen offen.
Im Sommer können die Gäste des Marktcafés ihren Kaffeklatsch im Freien genießen. Bild: ubb
Im Sommer können die Gäste des Marktcafés ihren Kaffeklatsch im Freien genießen.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.