Mitterteich
18.02.2019 - 10:17 Uhr

Mut zur Beschwerde

Wann ist eine Beschwerde sinnvoll und wie geht man vor? Wie schnell kann sich ein Feuer ausbreiten? Diese und weitere Fragen standen jetzt bei den Bewohnern der Gemeinschaften St. Benedikt auf dem Programm.

Die Bewohnervertreter der Gemeinschaft St. Benedikt mit Kommandant Franz Bauernfeind von der Feuerwehr Mitterteich, Einrichtungsleiterin Elke Bauer und Unterstützungsperson Gabi Dittmann bei der Fortbildung "Teilhabe von A bis Z". Bild: exb/Christine Allgeyer
Die Bewohnervertreter der Gemeinschaft St. Benedikt mit Kommandant Franz Bauernfeind von der Feuerwehr Mitterteich, Einrichtungsleiterin Elke Bauer und Unterstützungsperson Gabi Dittmann bei der Fortbildung "Teilhabe von A bis Z".

Selbstständig wohnen, einen Außenarbeitsplatz haben, zu Faschingsveranstaltungen gehen, eine Modenschau auf die Beine stellen, eine Urlaubsreise machen, in einem Hotel wohnen - da müssen die Bewohner der Wohngemeinschaften St. Benedikt aus Mitterteich, Wiesau und Windischeschenbach und dem Ambulant Betreuten Wohnen (AUW) nicht lange überlegen, wenn sie gefragt werden, was Teilhabe heißt. Ramona Aschenbrenner, Mitglied der Bewohnervertretung in Windischeschenbach, brachte es in ihrer Begrüßung zur Fortbildung für Bewohner auf den Punkt: Frei und selbstständig entscheiden können und dann Hilfe und Unterstützung bekommen, wenn sie gebraucht wird.

Fünf Stunden waren kürzlich an einem Samstag für die Fortbildung "Teilhabe von A-Z" angesetzt, 36 Teilnehmer hatten sich eingefunden. Die Bewohnervertretungen der Wohngemeinschaften St. Benedikt Mitterteich mit ihren Außenstellen in Wiesau und Windischeschenbach hatten das Ganze organisiert. Einrichtungsleiterin Elke Bauer findet das richtig gut und hat das Vorhaben von Anfang an unterstützt. Ihr ist es ein Anliegen, Teilhabe tatsächlich umzusetzen. "Dieser Tag ist ganz schön anstrengend für unsere Bewohnerinnen und Bewohner. Sie haben das sehr gut vorbereitet und ein tolles Programm auf die Beine gestellt", so Bauer. Beim Thema "Teilhabe von A-Z" war keiner um eine Antwort verlegen. "A wie Aufnahme - da wollen wir ein Mitspracherecht haben, wer zu uns kommt", rief Ramona Aschenbrenner in die Runde. "B wie Bewohnervertretung", hieß es dann, und so ging es weiter bis "F wie Ferienbetreuung" und "W wie Wahlen" und, und, und. Gabi Dittmann und Michael Burger, die beiden Unterstützungspersonen übernahmen die Moderation. Beide hätten Spaß an ihrer Arbeit und seien gerne in Kontakt mit den Bewohnern, wie sie betonen. Sie unterstützen die Bewohner mit Handicap dabei, ihr Recht auf Teilhabe wirklich leben zu können. "Das Wollen ist enorm", sagt Gabi Dittmeier - und deshalb gab es die Fortbildung. Weitere sollen folgen.

W-LAN im ganzen Haus

Was ist eine Beschwerde? Worüber kann man sich beschweren? Was will man mit einer Beschwerde erreichen? Bei wem beschwert man sich? Es gehe darum, etwas zu verbessern oder etwas anzusprechen, womit man nicht einverstanden ist. Beschwerden seien wichtig und man brauche keine Angst davor zu haben, sich zu beschweren. Das alles erklärte Michael Burger und fragte auch gleich nach, ob es denn aktuell Beschwerden gäbe. "Wir brauchen W-LAN im ganzen Haus", hieß es aus der Runde. Das sei eine gute Anregung, kommentierte Michael Burger.

Einrichtungsleiterin Elke Bauer schaltete sich gleich ein: "Da sind wir dran, das setzen wir um. Aber so ganz einfach ist das leider nicht, denn wir brauchen Verstärker in den Gängen, müssen den Brandschutz beachten und gleichzeitig die komplette Telefonanlage erneuern, denn alle sollen einen eigenen Festnetzanschluss und einen Notrufknopf ins Zimmer bekommen. Das kostet richtig viel Geld. Aber die KJF, unser Träger, sucht nach einer guten Lösung und investiert das. Dann haben alle W-LAN hier im Haus." Alle klatschten daraufhin begeistert.

Franz Bauernfeind ist kein unbekanntes Gesicht bei den Bewohnern. Sie kennen den Kommandanten der Mitterteicher Feuerwehr von den jährlichen Brandschutzübungen gut. Er kennt sie und ihre Namen - und erinnerte sich bei seinem neuerlichen Besuch genau daran, wer bei der letzten Übung mit der Trage aus dem Haus geholt wurde und wer sich nicht am Sammelplatz eingefunden hatte. Für die Brandschutzunterweisung brachte er eine Präsentation mit Bildern aus den Mitterteicher St.-Benedikt-Wohngemeinschaften mit. Schließlich war er schon öfter hier und hat alles dokumentiert.

Hinweise für den Ernstfall

Anhand der Bilder konnte er deutlich machen, wo die Beschilderung für die Fluchtwege ist, wo die Feuerlöscher sind, wo die Fluchtwege. Auch den Sammelplatz hat er fotografiert. Franz Bauernfeind ging es darum, alle Teilnehmenden darin zu unterweisen, wie man sich im Brandfall verhalten muss. Da es einmal jährlich eine Übung gibt, konnten sie fast alle Fragen richtig beantworten. Wie löscht man Fett, das auf dem Herd plötzlich zu brennen beginnt? Wie schnell geht es, bis eine umgefallene Kerze einen Zimmerbrand auslöst? Wie schnell fangen ein Stück Stoff, ein Handtuch oder eine Jacke Feuer? Alle waren erstaunt darüber, wie blitzartig sich Feuer ausbreitet und wie heiß es durch den Rauch in einem Raum wird, so dass man sich dort gar nicht mehr aufhalten und atmen kann.

Bauernfeind zeigte auch eindrucksvoll mit Hilfe von Filmen, wie genau unterschiedliche Materialien verbrennen. Am Ende seines Vortrags riefen alle wie aus einem Mund "112!" - auf die Frage Bauernfeinds, wo man im Brandfall anrufen muss. Es gab am Ende viel Beifall für den Kommandanten, der in den Mitterteicher Wohngemeinschaften St. Benedikt als echter Freund gilt.

Lesen sie hier mehr über Wohngemeinschaft St. Benedikt für behinderte Erwachsene.

 
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