Mitterteich
28.06.2019 - 14:34 Uhr

Neubeginn mit Schwung

Der Kirchenchor St. Jakob hat eine bewegte Zeit hinter sich. 1999 wurde er neu gegründet, an der Spitze steht seitdem Matthias Schraml. Die dokumentierte Geschichte des Kirchenchors reicht bis ins 17. Jahrhundert zurück.

Der Kirchenchor St. Jakob bei einem Konzertauftritt in der Mitterteicher Pfarrkirche in der jüngeren Vergangenheit. Bildmontage: wmr
Der Kirchenchor St. Jakob bei einem Konzertauftritt in der Mitterteicher Pfarrkirche in der jüngeren Vergangenheit.

Zahlreiche historische Aufzeichnungen finden sich in der Mitterteicher Stadtchronik. Am 15. November 1677 drängte der damalige Stadtpfarrer Kaspar Dals den Mitterteicher Magistrat auf eine baldige Besetzung des Organistenamtes. Anfang 1678 wurde dieser Wunsch erfüllt. Die Gemeinde stellte Georg Zeller als Kantor und Organisten ein. Von 1683 an wurde die Organisten- und Kantorenstelle mit dem Schuldienst verbunden.

Von 1834 bis 1856 übernahm Adam Dennerlein diese Funktion, die dann erst wieder 1864 mit Leonhard Josef Hauer besetzt wurde. Hauer war auch der Gründer des Gesangvereins 1860 Mitterteich. Ab 1883 übernahm Josef Enders den Chordienst. Vorbildlich und gewissenhaft versah er diese Tätigkeit mehr als 50 Jahre lang. Er baute den Chor völlig neu auf und führte die cäcilianische Kirchenmusik in Mitterteich ein.

Ab 1. Oktober 1933 wurden der Schul- und der Kirchendienst getrennt. Gleichzeitig erfolgte die Neuorganisation der Kantorenstelle. Thomas Hegen als Chorleiter und Max Zöllner als Organist übernahmen die jetzt getrennten Aufgabengebiete. Ab 1. Juni 1938 übernahm Schwester Isengard vom Orden der Armen Schulschwestern von unserer lieben Frau den Kirchenchor und es gab eine neue Blütezeit. 1947 beteiligte sich der Chor an der Aufführung der „Mitterteicher Passionsspiele“, im Mai 1949 wurde das Singspiel „Der Rattenfänger von Hameln“ gezeigt. Weitere Aufführungen folgten. Schwester Isengard liebte besonders die Gregorianik und a-capella-Musik.

Nach der Schwester folgte Heinrich Bornschlegl als Chorleiter und Organist. Er übte diese Tätigkeit bis zu seinem plötzlichen Tod am 14. Oktober 1977 aus. Einige Zeit danach berichtet „Der neue Tag“: „Kirchenchor fehlen Sänger – Probenarbeit bis auf weiteres eingestellt.“ Es folgte bis 1978 Dr. Oswald Krämer, ein ehemaliges Mitglied der Regensburger Domspatzen. Er übernahm diese Aufgabe nur übergangsweise. Für einige Zeit übte auch Hubertus Krämer das Amt des Chorleiters aus. Nach seinem Ausscheiden fand sich niemand mehr, der die Leitung übernehmen wollte.

Im Jahr 1999 erfolgte die Neugründung des Chors. Mit Matthias Schraml aus Wiesau hat die Kirchenchor-Gemeinschaft neuen Aufschwung bekommen. Von nun an wurden nicht nur viele Kirchenkonzerte gegeben, auch außerhalb der Kirchenmauern hat der Chor hervorragendes Engagement gezeigt. Zu den Höhepunkten in der großen Reihe an Veranstaltungen zählte im Jahr 2002 ein Konzert zugunsten der Hochwasseropfer in Dresden. Ein Jahr später gab es ein Konzert anlässlich der Verabschiedung der alten Orgel, 2006 erfolgte die Einweihung der neuen Orgel. 2007 unternahm der Chor eine Pilgerfahrt nach Rom. In den folgenden Jahren wurden die Musicals „König David“ – dieses unter anderem mit der Wohngemeinschaft St. Benedikt – sowie „Motz und Arti“, „London Dreams“, „Festival di Fastasia“ und „Hänsel und Gretel“ aufgeführt. Dazu gab es immer wieder Chorfahrten, die nach Prag, Wien sowie nach Brüssel und Köln führten.

Besondere Auszeichnung

2009 erhielt der Chor eine besondere Auszeichnung: die Palestrina-Medaille. Im gleichen Jahr wurde Matthias Schraml zum Chordirektor befördert. Zahlreiche Orgelmeditationen, Neujahrs- und Weihnachtskonzerte, Passionskonzerte und viele kleinere Veranstaltungen sorgten stets für ein abwechslungsreiches Vereinsleben. 2017 wurde das Jubiläum "Zehn Jahre Förderverein Kirchenmusik" gebührend gefeiert. An diesem Samstag, 29. Juni, wird nun die Neugründung des Kirchenchors St. Jakob vor 20 Jahren in Chorgemeinschaft mit Leonberg und Konnersreuth begangen.

Matthias Schraml hat den Chormitgliedern einiges abverlangt, aber sie haben den neuen Schwung begeistert mitgetragen. Der Chor ist heute ein viel beachteter Klangkörper. Dessen Wirken schätzen immer mehr Besucher, die teilweise auch aus der weiteren Umgebung zu den Konzerten anreisen. Umso bedauerlicher empfunden wird hin und wieder die mangelnde Aufmerksamkeit im Kreis der Einheimischen.

Dieses Foto des Mitterteicher Kirchenchors stammt aus dem Jahr 1952. Damals lag die Leitung in den Händen von Schwester Isengard. Vorne in der Mitte sitzt der damalige Stadtpfarrer Josef Neidl, ganz oben (Zweiter von rechts) steht Kurt Krämer. Die meisten der hier abgebildeten Personen sind bereits verstorben. Archivbild: Stadt Mitterteich/exb
Dieses Foto des Mitterteicher Kirchenchors stammt aus dem Jahr 1952. Damals lag die Leitung in den Händen von Schwester Isengard. Vorne in der Mitte sitzt der damalige Stadtpfarrer Josef Neidl, ganz oben (Zweiter von rechts) steht Kurt Krämer. Die meisten der hier abgebildeten Personen sind bereits verstorben.
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Jubiläumsauftritt und weitere Termine

Anlässlich des 20-jährigen Neugründungs-Jubiläums gestaltet der Kirchenchor St. Jakob Chor an diesem Samstag, 29. Juni, um 18 Uhr in der Mitterteicher Pfarrkirche die Vorabendmesse mit der „Großen Messe in B“ von Josef Haydn, auch als „Theresienmesse“ bekannt. Am Samstag, 6. Juli, um 18 Uhr feiert Stadtpfarrer Anton Witt sein 40. Priesterjubiläum. Dafür hat der Chor die Ragtime-Mass von Johann Simon Kreuzpointner einstudiert. Neben Solisten, Chor und Orgel wirkt auch eine Bläsergruppe in der beschwingten Messe mit. Am Samstag, 27. Juli, begeht die Pfarrei ihr Pfarrpatrozinium. Im Festgottesdienst um 18 Uhr erklingt die Messe in D von Otto Nicolai. Außer Solisten wird die Kirchenchorgemeinschaft Mitterteich/Konnersreuth/Leonberg singen. Bei allen Aufführungen hat Matthias Schraml die Gesamtleitung. Die Bevölkerung ist jeweils eingeladen.

 
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