Die Lebenshilfe Mitterteich bereitet den Weg für eine neue Wohnform für schwer mehrfach behinderte Menschen im Landkreis Tirschenreuth vor. Mit dabei ist die Familie Wuttke aus Münchsgrün. Momentan läuft dazu eine Online-Umfrage mit einer Bedarfsanalyse.
"Bei der Betreuung und Pflege eines schwer mehrfach behinderten Kindes stellt sich irgendwann die Frage, wann und wo soll mein Kind später gut versorgt leben. Leider gibt es gerade in unserer Region einen Mangel an entsprechenden Einrichtungen für Jugendliche und junge Erwachsene mit hohem Pflegebedarf", schreibt dazu die selbst betroffene Familie Wuttke als Einleitungstext zur Umfrage. Es sei daher ein Herzensprojekt, gemeinsam mit der Lebenshilfe Mitterteich ein neues Wohnkonzept für Jugendliche und junge Erwachsene mit hohem Pflegebedarf zu verwirklichen.
Nachfrage ist gegeben
Kürzlich stellte dazu die Lebenshilfe das Projekt bei einem Informationsabend vor. Zweiter Vorsitzende Franz Malzer betonte laut Mitteilung vor zahlreichen Eltern die Wichtigkeit des Themas Wohnen für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen. Lebenshilfe-Geschäftsführer Berthold Kellner beschrieb die Entwicklungen der letzten 30 Jahre auf diesem Gebiet. So wies er darauf hin, dass die Lebenshilfe bereits Menschen im ambulant betreuten Wohnen begleitet. Somit könne dies auch weiter ausgebaut werden. „Wir trauen uns das zu“, wird Kellner in der Mitteilung zitiert.
Psychologin Eva Wuttke stellte die Ergebnisse einer Bedarfsanalyse aus dem Jahr 2021 vor. Aus dieser ginge deutlich hervor, dass eine hohe Nachfrage nach einer Wohngemeinschaft für Menschen mit Behinderung – auch mit hohem Unterstützungsbedarf – im Landkreis Tirschenreuth herrscht. Sie erklärte, wie wichtig es sei, den Artikel 19 der Behindertenrechtskonvention (Unabhängige Lebensführung und Einbeziehung in die Gemeinschaft) umzusetzen: "Indem auch Menschen mit Behinderung in unserem Landkreis die Möglichkeit haben sollen, zu wählen, wo sie wohnen, wie sie wohnen und mit wem sie wohnen." Eine Wohngemeinschaft biete Menschen mit Behinderung die Möglichkeit, familiär, wohnortsnah und selbstbestimmt zu leben.
Inklusion vorantreiben
Auch der inklusive Gedanke komme dabei nicht zu kurz. So gebe es auch hier Möglichkeiten, die Inklusion im Landkreis voranzutreiben, da Menschen mit Behinderung mitten unter uns wohnen würden. Die Unterbringung in einem Heim oder in heimähnlichen Strukturen sei seit der UN-Behindertenrechtskonvention nicht mehr zeitgemäß. Landrat Roland Grillmeier, Vorsitzender der Kreisvereinigung Lebenshilfe, lieferte abschließend eine kurze Zusammenfassung des Abends. Er blickte laut Mitteilung zuversichtlich in die Zukunft und auf die Realisierung des Wohnprojekts.
Mögliche interessierte Personen können sich an Lebenshilfe-Geschäftsführer Kellner wenden (E-Mail: berthold.kellner[at]lh-tir[dot]de). Zugleich bitten die Initiatoren Interessierte, bei der Online-Umfrage und Bedarfsanalyse zum Thema Wohnen mitzumachen: https://umfrage.uibk.ac.at/limesurvey/allgemein/index.php/527765?lang=de
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