Mit einem offenen Brief an die Politik gingen die Werkstatträte der KJF-Werkstätten an die Öffentlichkeit. Kritisiert wurde darin die Maskenpflicht in den Werkstätten, die im Infektionsschutzgesetz seit 1. Oktober festgeschrieben ist.
Während am Oktoberfest gefeiert wurde, sollten die Mitarbeiter in den Werkstätten FFP2-Masken tragen. Mittlerweile wurde die Vorgabe wieder entschärft. „Das Schreiben des Werkstattrats war nicht umsonst“, sagte Einrichtungsleiter Dr. Karl G. Kick beim Besuch der Behindertenbeauftragten Doris Scharnagl-Lindinger und Wolfgang Karbstein. Die Situation, so Kick, habe sich beruhigt: Eine medizinische Maske genüge inzwischen, Tests seien keine mehr nötig.
Die Mitarbeitervertreter kritisierten vehement die Anordnung, bei der Arbeit eine medizinische oder gar eine FFP2-Maske zu tragen. „Wir sind keine Sonderwelt, wir Werkstätten sind ein Tagesbetrieb“, so im Brief. „Wir gehen ganz normal zur Arbeit, wie jeder andere auch, auch die Menschen, die in Wohngruppen leben.“ Der Werkstattrat sprach von Diskriminierung. „Warum müssen wir FFP2-Masken tragen und die anderen nicht?“ Und weiter: „Haben Sie schon mal auch nur eine Woche oder acht Stunden am Tag täglich in einer Wäscherei oder Küche mit einer FFP2-Maske gearbeitet?"
Hitze und Feuchtigkeit
In den Abteilungen hätten Mitarbeiter mit übermäßiger Hitze, Feuchtigkeit und Dämpfen zu kämpfen. Da sei oft schon eine medizinische Maske eine starke Beeinträchtigung. Außerdem sei ein Großteil der Mitarbeiter mehrfach geimpft. Die Masken bedeuteten keinen Schutz. "Im Gegenteil, wir werden mittlerweile gesundheitlich geschädigt, weil wir Masken tragen müssen.“ Die Werkstatträte verdeutlichten außerdem, dass sie gerne für ihr Geld arbeiteten, das sie verdienten. Trotzdem fühle man sich abgestempelt als Zweiter Arbeitsmarkt. "Und jetzt noch diese Verordnung, das ist ungerecht und reine Willkür.“
Die Werkstatträte luden die Politiker zum Praktikum in eine Werkstatt ein. „Wir schauen mal, wie viele sich bei uns melden werden“, hieß es weiter: "Sie wissen ja: Beim Betreten der Werkstätten müssen sie geimpft sein, einen negativen Test vorlegen und eine FFP2-Maske tragen.“
Beauftragte bekunden Solidarität
Das Schreiben ging auch an die beiden Behindertenbeauftragte der Stadt Mitterteich, die ihre Solidarität mit den Mitarbeitern der Werkstätte bekundeten. Einrichtungsleiter Dr. Karl G. Kick mahnte an, mehr mit statt über Menschen mit Behinderung zu reden und zu entscheiden. "Die Kommunikation mit Behinderten spielt eine große Rolle", machte Dr. Kick deutlich.
Die Werkstätten nähmen den Schutz vor Corona sehr ernst. Es arbeiteten mitunter Menschen in den Werkstätten, die zu gefährdeten Personengruppen zählten. Doris Scharnagl-Lindinger und Wolfgang Karbstein betonten, dass sie sich klar zu dem Schreiben des Werkstattrates bekennen und ihn unterstützen wollen. „Für uns alle ist Corona eine Herausforderung“, so Dr. Kick und ergänzte: „Wir sind eine Werkstätte und keine Pflegeeinrichtung.“
Auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien sagte Dr. Kick, dass aktuell wieder der Stand von früher gilt: Die Regelung mit der FFP2-Maske wurde wieder zurückgenommen, auf Anordnung des Freistaates Bayern und des Gesundheitsministeriums. Dr. Kick machte nochmals deutlich, dass ohne des Einsatzes der Werkstatträte dies wohl nicht möglich gewesen wäre.
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