Mitterteich
16.09.2021 - 09:44 Uhr

Pfadfinder Mitterteich feiern 90-jähriges Bestehen

Leonie Landstorfer (links) und Julia Artmann bilden seit Jahren die gemeinsame Spitze des Pfadfinderstamms Mitterteich. Bild: Werner Männer
Leonie Landstorfer (links) und Julia Artmann bilden seit Jahren die gemeinsame Spitze des Pfadfinderstamms Mitterteich.

Von Werner Männer

Sie haben schon einige Jahrzehnte auf dem "Buckel", aber es gibt keine Spur von Altersmüdigkeit: Die Rede ist von den Mitterteicher Pfadfindern, die heuer ihr 90-jähriges Bestehen feiern. An diesem Wochenende wird das Jubiläum begangen.

Wegen der Corona-Pandemie muss die Jubiläumsfeier aber ein wenig kleiner ausfallen als es sonst der Fall wäre. Schwerpunkt der Feierlichkeiten ist am Sonntag, 19. September, um 10.30 Uhr ein Gottesdienst im Stadtpark Wiendlwiese, zu dem die gesamte Bevölkerung eingeladen ist. Gestalten wird den Gottesdienst der Leonberger Kinderchor. Eingeladen sind die Pfadfindergruppen aus Speichersdorf, Kulmain, Marktredwitz, Tirschenreuth, Neuhaus und Windischeschenbach. Alle weiteren Aktionen zum Jubiläum werden nur intern und unter strengen Hygienemaßnahmen durchgeführt.

So alt wie die Diözese

Ein Rückblick in die Geschichte der Mitterteicher Jugendgruppe wird so manchen überraschen: Mitterteich ist der älteste Pfadfinderstamm in der Diözese Regensburg. Das bedeutet, dass der Stamm so alt ist wie die Diözese selbst. Gegründet wurde die Gruppe 1931 vom damaligen Katecheten Alfons Nagel und dem früh verstorbenen Willi Fischer. Am 23. April 1931 fand für eine kleine Schar junger Leute in der Pfarrkirche die erste Versprechungsfeier statt. Sie gelobten Treue zu Gott, zur Kirche und zum Vaterland. Doch bald sollte dieses Versprechen auf eine harte Probe gestellt werden.

Verbot im Jahr 1938

1933 wurden den Jungen auf der Straße die Grünhemden vom Leib gerissen, die Polizei überwachte die Gruppenstunden, Polizeiverhöre und Hausdurchsuchungen waren die Regel. 1938 kam das endgültige Verbot der Jugendgruppe. Sie war zwar nach außen hin aufgelöst, aber die Pfadfinder blieben ihrem Gelöbnis treu und machten im Geheimen weiter, meist in den Räumen der Sakristei.

Schon kurz nach dem Krieg, im November 1945, wurde der Stamm neu belebt. Willi Rüth übernahm nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft das Amt des Stammesführers und betrieb eifrig die weitere Aufbauarbeit. Ein besonderer Tag war für die Mitterteicher der 11. November 1946. Stadtpfarrer Josef Neidl segnete das erste Lilienbanner. Josef Batz übernahm dann die Stammesführung von Willi Rüth, der inzwischen zum Gauführer ernannt wurde. Batz, der von Schwester Isengard und der Mädchenjugend unterstützt wurde, gestaltete Theaterstücke und bunte Abende und erstmals gab es auch einen Chor der Pfadfinder, der bei Singwettbewerben immer die vordersten Plätze belegte.

In all den Jahren der Entwicklung darf ein Name nicht vergessen werden: Berta Bauernfeind, genannt Tante Berta. Sie betreute die Kleinsten, die Wölflinge. Geradezu legendär wurden die von ihr organisierten großen Reisen mit dem Fahrrad. Dabei wurde das gesamte Gepäck (Zelte, Kleidung, Verpflegung) auf den Gepäckträgern mitgeschleppt - und die jungen Leute machten ohne Murren mit. Auch ihr Wirken als Akela in der Diözese wirkte sich auf die weitere Zukunft des Pfadfindertums aus. Auch die weiteren Mitterteicher Stammesführer - alle namentlich aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen - sorgten für eine attraktive Jugendarbeit und den Fortbestand bis heute. Besonders prägend wirkten Heribert Hecht und Matthias Landstorfer: Sie legten mit ihrem Engagement den Grundstock für die heutige Vereinsarbeit.

Zurzeit gehören dem Stamm Mitterteich rund 200 Personen in fünf Altersgruppen an, davon sind etwa 110 aktiv. Die älteren Pfadfinder, die "Rentner", sind in der Gemeinschaft St. Georg zusammengeschlossen. Sie unterstützen, falls notwendig, den Stamm in jeglicher Weise, vor allem finanziell. Erst seit drei Jahren gibt es bei den Pfadfindern die "Biber": Zu der Gruppe gehören die Kleinsten im Alter von fünf bis sechs Jahren. Geleitet wird der Stamm heute von zwei jungen Frauen, Julia Artmann und Leonie Landstorfer.

Die Corona-Pandemie hat auch die Pfadfinder schwer getroffen. Deswegen mussten in der Vergangenheit die Gruppenstunden und sämtliche geplante Aktionen gestrichen werden. Guter Dinge sind die Verantwortlichen aber, dass sie heuer wenigstens die Nikolausaktion durchführen können.

Für 2022 ist wieder eine Stammestrophy geplant. Dabei handelt es sich um eine zehntägige Erlebnistour mit Wanderungen, Fahrradfahren und Kanutouren. Bei der ersten Stammestrophy waren 53 Pfadfinder im Alter von 6 bis 47 Jahren beteiligt. Sie bewältigten eine Strecke von 230 Kilometern.

Berta Bauernfeind, bekannt als Tante Berta, betreute früher vorwiegend die jüngsten Pfadfinder. Nach dem Krieg war sie maßgeblich am Wiederaufbau des Stammes Mitterteich beteiligt und wirkte vielfältig in der Diözese. Das Bild zeigt sie mit Winfried Sommerer (links) und Norbert Eckert. Archivbild: Archiv Werner Männer
Berta Bauernfeind, bekannt als Tante Berta, betreute früher vorwiegend die jüngsten Pfadfinder. Nach dem Krieg war sie maßgeblich am Wiederaufbau des Stammes Mitterteich beteiligt und wirkte vielfältig in der Diözese. Das Bild zeigt sie mit Winfried Sommerer (links) und Norbert Eckert.
 
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