Mitterteich
03.08.2023 - 11:48 Uhr

Psychosoziale Arbeitsgemeinschaften tagen in Mitterteich

Die Coronapandemie hat besonderes für Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden, den Alltag verändert. Diese Erfahrungen und Effekte sind wichtige Aspekte für die zukünftige Schwerpunktsetzung psychosozialer Hilfen. Deutlich wurde dies laut Mitteilung kürzlich bei einem Fachgespräch der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften der Oberpfalz (PSAG) mit Bezirkstagspräsidenten Franz Löffler und weiteren Politikern in den Räumen der Lebenshilfe in Mitterteich.

Das erste Schwerpunktthema war der Fachkräftemangel im Gesundheits- und Sozialbereich. Was zunächst als schleichender Prozess begann, sei unter den Folgen der Pandemie brennglasartig verstärkt worden: Es gebe zu wenig junge Menschen die in die Berufe starten und Abwanderungseffekte bei langjährigen Mitarbeitern. Gemeinsam wurde diskutiert, was zu tun sei: Eine Strategie liege in der Nachwuchsgewinnung durch mehr Werbung, Praktika und Hospitationen und eine Steigerung des Stellenwerts der Sozial- und Gesundheitsberufe in der Bildungslandschaft.

Beim zweiten Schwerpunktthema ging es um die Stärkung der Unterstützungsleistungen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe: hier bestehe ein massiver Bedarf im Bereich der therapeutischen und psychiatrischen Hilfen. Am Beispiel der Schulvorbereitenden Einrichtung (SVE) wurden die Punkte deutlich: Aus einer gestiegenen Zahl an Aufgaben und Anforderungen für Familien folge ein Bedarf nach mehr Begleitung und Unterstützung der Eltern. Insbesondere bei schweren Einschränkungen der Kinder und Jugendlichen bestünden hohe Zugangshürden zu den Hilfen, inklusive lange Wartezeiten. Insbesondere dem wachsenden Bedarf im Bereich der psychiatrischen Versorgung werde laut Mitteilung von Seiten der Krankenkassen nicht nachgekommen.

Die Anwesenden "fassten es als Hohn auf, dass hier im Psychiatriebericht die reale Unterversorgung nicht abgebildet sei". Ein ähnlicher Systemfehler bestehe im Bereich der Wartelisten für Schulvorbereitenden Einrichtungen, auch hier würden die fehlenden Kapazitäten nicht abgebildet. Der zukünftige Fokus müsse auf frühzeitige Hilfen, Prävention und Elternarbeit liegen.

Hintergrund:

Psychosoziale Arbeitsgemeinschaften

  • Wer? Zusammenschluss von Beratungsstellen, Dienstleistern, Behörden und Fachärzten für psychisch kranke Menschen und ihre Angehörigen.
  • Was? Sie bieten Beratung, Information und Hilfe. Die Psychosozialen Arbeitsgemeinschaften erfasst die Strukturen der psychiatrischen Versorgung, koordiniert diese und fördert die Zusammenarbeit. Sie ermittelt den Bedarf der regionalen psychiatrischen Versorgung und erarbeitet Vorschläge zur Verbesserung.
  • Ziel? Vorurteile gegenüber Menschen mit psychischen Erkrankungen abbauen.
 
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