Mitterteich
18.01.2023 - 15:59 Uhr

Schott investiert 500 Millionen Euro, und auch Mitterteich profitiert

Die Schott AG ist trotz globaler Krisen weiter sehr erfolgreich im Geschäft. Dazu beigetragen haben die Mitarbeiter im Mitterteicher Werk, dem weltweit größten Standort für Rohrglas. Von den Rekordinvestitionen profitiert auch die Region.

Die Mitarbeiter an den Glasschmelzwannen von Schott sind rund um die Uhr beschäftigt. Schott setzt im Zuge der angestrebten Klimaneutralität zunehmend auf Wasserstoff und grünen Strom. In Mitterteich soll 2026 die erste elektrisch beheizte Glasschmelze in Betrieb gehen. Bild: Stefan Albrecht/Schott AG
Die Mitarbeiter an den Glasschmelzwannen von Schott sind rund um die Uhr beschäftigt. Schott setzt im Zuge der angestrebten Klimaneutralität zunehmend auf Wasserstoff und grünen Strom. In Mitterteich soll 2026 die erste elektrisch beheizte Glasschmelze in Betrieb gehen.

Um 10 Prozent steigerte der Spezialglashersteller Schott seinen Umsatz auf 2,8 Milliarden Euro. Mit einem operativen Gewinn von 422 Millionen Euro im vergangenen Jahr war Vorstandsvorsitzender Dr. Frank Heinricht bei der Bilanzpressekonferenz dann auch sehr zufrieden. Schon 2022 waren mit 430 Millionen Euro die größten Investitionen in der Firmengeschichte möglich. Mit 500 Millionen Euro ist 2023 ein neuer Rekord angestrebt: "Wir stehen voll auf dem Gas, was Investitionen betrifft."

Ein Teil davon geht auch in die nördliche Oberpfalz. Ein "mittlerer zweistelliger Millionenbetrag", so Heinricht, wird in das neue, 30 000 Quadratmeter große Logistikzentrum in Mitterteich (Landkreis Tirschenreuth) fließen. Dafür erfolgte im Herbst 2022 der Spatenstich am Stadtrand direkt an der Autobahn, Fertigstellung soll noch in diesem Jahr sein. "Das wird eine Art Distributionszentrum für Pharmarohre", erklärte der Vorstand und unterstrich die Bedeutung der Stiftländer: "Mitterteich ist ein großer Standort. Wir haben hier in den vergangenen fünf Jahren 180 Millionen Euro investiert."

Flüssiggas für Notfälle

Auch in Sachen Energieversorgung tut sich was im Mitterteicher Werk. Fast abgeschlossen ist der Einbau von drei riesigen Tanks mit Flüssiggas. Damit soll die Notversorgung für einige Tage sichergestellt werden, falls das Erdgas ausfällt. Aber auch an eine Beimischung im laufenden Betrieb ist gedacht. "Die Tanks können ständig nachgefüllt werden", erklärte Heinricht im Gespräch mit Oberpfalz-Medien.

Die Suche nach Erdgas-Alternativen ist in der energieintensiven Glasproduktion, wo Temperaturen von 1700 Grad nötig sind, besonders dringlich. Während am Standort in Mainz erfolgreiche Versuche mit der Beimischung von bis zu 35 Prozent Wasserstoff zur Glasherstellung erfolgreich gelaufen sind, soll Mitterteich der Pionierbetrieb für mit grünem Strom elektrisch beheizte Schmelzaggregate sein. "Bis 2026 soll die erste so betriebene Wanne in Betrieb gehen", unterstrich der Vorstandsvorsitzende die Klimaziele.

"2022 war ganz herausfordernd", verwies Heinricht in der Pressekonferenz auf die Energiekrise und andere Kriegsfolgen. Auch gestiegene Material- und Rohstoffkosten, vom Lithium bis zum einfachen Sand, forderten das Unternehmen. Dennoch habe man sehr wenige Unterbrechungen der Lieferketten gehabt. Der Umsatz sei mit 10 Prozent recht schön gewachsen, die Neuproduktrate sei mit 25 Prozent konstant.

"Vergangenes Jahr war die große Frage: Wird Schott genügend Glasfläschchen für die Corona-Impfungen liefern können?", blickte der Vorstandsvorsitzende zurück. Die Nachfrage habe sich auf das ganze Produkt-Portfolio ausgeweitet. Aus Mitterteich kommt ein großer Teil des Rohrglases, das Schott für Medizinverpackungen produziert. Deshalb ist das Werk auch am überproportionalen Wachstum der Pharma-Sparte beteiligt, die Schott 2022 ausgegründet und rechtlich auf eigene Füße gestellt hat. Wie schon im vergangenen Jahr bekannt wurde, wird ein Börsengang für das Geschäft mit gläsernen Medizinverpackungen angestrebt. Finanzvorstand Dr. Jens Schulte beantwortete die Frage, ob das noch in diesem Jahr möglich sei: "Absolut, wenn wir sehen, das Börsenumfeld ist gut genug." Dafür gebe es zuletzt wieder Anzeichen. Aus Gründen der Ausgliederung sank der Konzerngewinn um 7 Prozent auf 269 Millionen Euro, immer noch das zweitbeste Ergebnis der Unternehmensgeschichte.

Wesentlicher Wachstumstreiber bei Schott ist die Pharma-Sparte. Das neue Tochterunternehmen produziert vorfüllbare Spritzen aus Glas und Polymer, Fläschchen und Ampullen zur sicheren Aufbewahrung und Verabreichung von Medikamenten. Zweistellige Wachstumsraten verzeichneten auch der Bereich optische Gläser und Glaskeramik sowie die Sparte Medizintechnik. Auch mit der Eigenkapitalquote von 51 Prozent zeigte sich Schulte zufrieden: "Über 50 Prozent hatten wir noch nie." Seine Zusammenfassung der Geschäftslage lautete so: "Wir sind finanziell so gut aufgestellt wie noch nie in unserer Geschichte."

Personallage verschärft

Um 700 auf jetzt 17 200 Beschäftigte ist Schott weltweit gewachsen, davon 1420 am Standort Mitterteich. Es könnten aber mehr sein: "Die Personalsituation hat sich erheblich verschärft", räumte Frank Heinricht ein. "Wir haben sehr viele offene Stellen, nicht nur in Deutschland." Schott hat Werke auch in China, Brasilien, Indien und den USA. Die Schaffung attraktiver Arbeitsbedingungen haben die Verantwortlichen ganz vorn auf der Agenda. "Wachstum gelingt nur mit kompetenten Mitarbeitern", verdeutlichte der Vorstandschef und wagte einen Ausblick: "Für dieses Jahr haben wir uns 5 bis 8 Prozent Wachstum vorgenommen."

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Mitterteich18.01.2023
 
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