Wohl selten gab es in der Stadtpfarrkirche St. Jakob so viel Applaus wie am Samstagabend, als sich Stadtpfarrer Anton Witt nach 17 Jahren aus Mitterteich verabschiedete. Immer wieder brandete Beifall auf, sogar nach der Abschiedspredigt. „Ein großes Vergelt's Gott für die vergangenen 17 Jahre“, sagte Pfarrer Witt seiner Mitterteicher Pfarrei. Musikalisch wurde der Festgottesdienst vom Kirchenchor, Leitung Matthias Schraml, umrahmt.
Eröffnet wurde der Abend mit einem Kirchenzug, der aber wegen des Regens nur kurz ausfiel. Angeführt von der Stadtkapelle zogen die Mitterteicher und Leonberger Vereine vom Pfarrhof über den Kirchplatz zur Stadtpfarrkirche. Dort hatten die Pfadfinder einen Blumenteppich mit der Aufschrift "Auftrag erfüllt, nach Hause gegangen" gelegt und die Pfarrgemeinderäte am Eingangsportal zur Kirche einen Triumphbogen errichtet. „Mit großer Freude begrüße ich euch alle zu meinem Abschiedsgottesdienst“, sagte der Stadtpfarrer, ehe er seine Konzelebranten vorstellte. Mit dabei waren Regionaldekan Georg Flierl, Prodekan Sven Grillmeier, der ebenfalls scheidende Kaplan Daniel Schmid, der frühere evangelische Pfarrer Martin Schlenk sowie ein Großteil der Ministranten aus der Pfarrei Mitterteich und Leonberg.
Alle Generationen mitnehmen
In seiner Predigt dankte Witt für 17 Jahre Pfarrertätigkeit in Mitterteich und 7 Jahre in Leonberg. „Gott, Jesus und der Heilige Geist, sie wirken auch in dieser Welt in unserer Zeit. Unser Leben ist nicht geprägt von Weltuntergangsstimmung“, so der Geistliche. Erneut verwies er darauf, dass vielfach nicht vom liebevollen Wirken Gottes unter den Menschen gesprochen werde: „Dabei sind es doch gerade Frauen und Männer, die in der katholischen Kirche Vertrauen, Hoffnung und Liebe weitergeben. Deutschland ohne lebendige Christen und ohne die christlichen Kirchen wäre ein Land ohne Liebe und Treue, ohne Vertrauen und Geborgenheit. Es ist deshalb wichtig, die mittlere und junge Generation mitzunehmen.“ Der Pfarrer dankte allen Gläubigen, die ihn in seiner Arbeit unterstützt haben.
Nach dem Gottesdienst fanden in der Stadtpfarrkirche die Reden der geladenen Gäste statt. Prodekan Sven Grillmeier verlas das persönlich gehaltene Schreiben von Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, der auf die verschiedenen Stationen von Witt hinwies. „Es war Ihnen ein Anliegen, die Freude an dem Herrn lebendig werden zu lassen.“ Der Bischof bezeichnete den scheidenden Stadtpfarrer als tief religiösen Priester. „Du hast es verstanden, die Menschen zum Glauben zu motivieren. Auf dich war immer Verlass“, lobte Regionaldekan Georg Flierl.
Einsatz für Ökumene
Kaplan Daniel Schmid dankte namens der 13 ausgebildeten Kapläne, die durch den Stadtpfarrer das Rüstzeug für den Priesterberuf erhielten, und nicht zuletzt für die erhaltene Freundschaft. Zweiter Bürgermeister Johann Brandl nannte Witt eine "starke Persönlichkeit", die viel Wertschätzung erfahren habe. „Sie haben hier in Mitterteich viele Spuren hinterlassen. Sie haben für einen lebendigen Glauben gesorgt und Menschen zum Glauben mitgenommen.“ Nicht zuletzt dankte Brandl für den Einsatz des Stadtpfarrers für die Ökumene, die ihm immer ein ganz besonderes Anliegen gewesen sei.
"Es geht eine Ära zu Ende. Gemeinsam haben wir in den vergangenen 17 Jahren vieles erlebt. Sie zeichnet ganz besonders ein großes Herz aus", sagte Kirchenchorleiter Matthias Schraml. Er hob hervor, dass er in seiner Arbeit als Chorleiter stets freie Hand hatte und der Stadtpfarrer nie nachtragend war, wenn es mal nicht wie gewünscht funktionierte. Besonders erinnerte Schraml daran, wie in Zeiten der Pandemie der Pfarrer mit der Mesnerin und ihm Gottesdienst feierte, als wenn das Gotteshaus voll besetzt wäre. „Das war für mich echt beeindruckend, das werde ich Ihnen nie vergessen.“ Zum Abschied gab es vom Kirchenchor einen Liegestuhl, einen Tisch, einen Brotzeitkorb und ein Bierglas.
Abschied in Reimform
Dankesworte sprachen zudem Oberministrant Cailan Voyle, Julia Artmann für die Pfadfinder und Kirchenpfleger Wolfgang Hecht. Und zum Abschluss reimte Pfarrgemeinderatssprecher Lothar Kick: „Es war dir immer ein großes Anliegen, viele Kinder in die Kirche zu kriegen. Zu Pfingsten ließest du Rosenblätter von der Decke regnen, zu manch Gottesdiensten konnten die Kinder zum Beten an den Altar treten. Bei Nachtwanderungen konntest du es nicht lassen, die Kinder mitten im Wald ganz schön erschrecken zu lassen.“ Als Erinnerungsgeschenk gab es ein Album mit Bildern aus dem 17-jährigen Wirken in Mitterteich.
Nach dem Gottesdienst waren die Gläubigen zum Empfang ins Josefsheim eingeladen, wo für Speisen und Getränke bestens gesorgt war. Derweil unterhielt die Stadtkapelle Mitterteich. Viele Mitterteicher und Leonberger nutzten die Gelegenheit, sich persönlich vom Stadtpfarrer zu verabschieden. Witt ist künftig in Waldsassen anzutreffen. Dort hat er seine Ruhestandswohnung. Allerdings werde er jederzeit als Priester in Waldsassen und im Dekanat aushelfen, kündigte er schon Anfang des Jahres im Gespräch mit Oberpfalz-Medien an. Neuer Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Mitterteich-Steinmühle-Leonberg wird zum 1. September Oliver Pollinger, der seit 2013 in der Pfarreiengemeinschaft Marktleuthen-Kirchenlamitz-Röslau-Weißenstadt (Landkreis Wunsiedel) gewirkt hat.
Zur Person: Anton Witt
- Geboren: 15. Januar 1953 in Gründlbach (Pfarrei Schwarzenbach)
- Studium: Nach dem Abitur am Bischöflichen Knabenseminar in Weiden Theologiestudium in Regensburg inklusive zweier Auslandssemester in Israel
- Priesterweihe 1979 im Regensburger Dom durch Bischof Rudolf Graber
- Kaplanstellen in Altenstadt/WN und Marktredwitz, dabei auch Tätigkeit als Kreisjugendseelsorger im Dekanat Wunsiedel
- Pfarrstellen:1986 bis 2006 in Schönsee, 2006 bis 2023 in Mitterteich
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