Beispiel Gröbenstädt: Warum es manchmal besser ist, eine Feuerwehr aufzulösen

Moosbach
05.06.2023 - 17:45 Uhr
OnetzPlus

Der Markt Moosbach hatte bis vor kurzem zehn Ortsfeuerwehren. Eine davon, die Feuerwehr Gröbenstädt, musste nun aufgelöst werden. Die Verantwortlichen erklären, warum dieser Schritt unumgänglich war.

Das kleine, mittlerweile marode Gerätehaus der Feuerwehr Gröbenstädt steht in Gebhardsreuth.

Die Freiwillige Feuerwehr Gröbenstädt ist Geschichte. Das haben mittlerweile der Marktrat Moosbach und auch der Verein selbst bestätigt. Es fehlt an Aktiven, das Gerätehaus ist marode, und auch die Ausrüstung lässt zu wünschen übrig. Bürgermeister Armin Bulenda, der Kommandant der Moosbacher Wehr, Bernhard Meiller, und der Gröbenstädter Kommandant Roland Bäumler erklären, warum es ein aussichtsloses Unterfangen wäre, die Feuerwehr auf Biegen und Brechen zu retten.

Eine Kuriosität der Feuerwehr Gröbenstädt: Das kleine, sanierungsbedürftige Gerätehaus steht nicht in Gröbenstädt, sondern im rund drei Kilometer entfernten Nachbardorf Gebhardsreuth. Der Weg von Gröbenstädt nach Gebhardsreuth führt entweder über Moosbach und Grub oder auf sehr schmalen Gemeindeverbindungsstraßen über den Weiler Gehardsreutherschleife. Beide Verbindungen sind nicht dazu geeignet, im Notfall schnelles Agieren zu ermöglichen. "Die 10-Minuten-Frist lässt sich kaum einhalten", sagt Bürgermeister Bulenda. Diese Frist besagt, dass zwischen der Alarmierung und dem Ausrücken der Feuerwehr nur 10 Minuten vergehen dürfen.

Ein weiteres Problem: Die Feuerwehr Gröbenstädt hat kein Auto, sondern nur eine alte Spritze. "Und die ist nicht mehr zeitgemäß", bedauert der Gröbenstädter Kommandant Roland Bäumler. Diese müsste dann an einen Traktor oder an ein anderes landwirtschaftliches Fahrzeug angehängt werden, um sie dorthin zu transportieren, wo sie gebraucht wird. Mangels Fahrzeug müssten die Einsatzkräfte in ihren Privatautos hinterherfahren. Versicherungstechnisch ist das fragwürdig. Der Feuerwehrmann sei zwar versichert, aber das Auto nicht. Doch was ist, wenn der Privat-Pkw bei einem schweren Unwetter beschädigt wird?

Um die Spritze zu bedienen, bräuchte es Leute. Und auch die fehlen bei der Feuerwehr Gröbenstädt. Der Verein hat zwar über 70 Mitglieder, doch nur 3 davon sind noch aktiv. Darunter Kommandant Bäumler, sein Stellvertreter Daniel Balk und Vorsitzender Alexander Voith. Um eine Einsatzgruppe bei der ILS melden zu können, muss der Feuerwehrtrupp aus mindestens 9 Personen bestehen. "Unsere jungen Leute sind weggezogen – Freundin, Hochzeit, Beruf", sagt Bäumler. Er selbst sei tagsüber aus beruflichen Gründen auch nicht in Gröbenstädt.

Auch wenn die Gröbenstädter Wehr 9 Leute zusammenbringen würde, wäre sie für die ILS bei einem Notfall nicht unbedingt die erste Wahl. Jeder Wehr werden bestimmte Schlagworte zugeordnet, durch die erkennbar ist, für welchen Einsatz sie gerüstet sind. Wer gewissen Kriterien nicht erfüllt, wird bei der Alarmierung übersprungen. "Wir haben zum Beispiel keinen Spreitzer", erklärt der Moosbacher Kommandant Meiller. Deshalb kommt die Moosbacher Wehr für einen schweren Verkehrsunfall auf der A 6 eher nicht in Frage. Das sei dann Sache von Vohenstrauß oder Pleystein.

Armin Bulenda sieht hier auch einen Grund, warum es für junge Leute wenig attraktiv ist, sich einer kleinen Dorfwehr anschließen. Sie würden die größeren Feuerwehren bevorzugen, die einen ganz anderen Standard bei Ausrüstung und Ausbildung vorweisen können. "Wenn der Nachwuchs schon übt, will er irgendwann auch auf einen Einsatz fahren", kann der Moosbacher Marktchef gut nachvollziehen. Sonst könne dies deprimierend sein.

Trotz der Auflösung der Feuerwehr Gröbenstädt kann der Markt Moosbach nicht klagen. Im Gemeindegebiet gibt es immer noch 9 aktive Ortsfeuerwehren. Das sind neben Moosbach die Feuerwehren von Burgtreswitz, Etzgersrieth, Gaisheim, Heumaden, Ödpielmannsberg, Rückersrieth, Saubersrieth-Niederland und Tröbes. In Sachen Ausbildung arbeiten die Ortsteilwehren bereits gut zusammen und nutzen etwa die Schulungsräume der Feuerwehr Moosbach und setzen gemeinsame Übungen an. Den Bereich Gröbenstädt übernimmt künftig die Feuerwehr Moosbach.

Sind 9 Feuerwehren für eine Kommune wie Moosbach nicht immer noch zu viel? Bulenda ist zwiegespalten: "Jede Feuerwehr ist ein Kostenfaktor", gibt er zu. "Aber die Feuerwehren sind draußen in der Gesellschaft fest verankert." Und mit nur einer Wehr ließen sich die Alarmierungsfristen nicht einhalten. "Solange eine Feuerwehr einsatzfähig ist und Nachwuchs hat, ist es perfekt", meint er. Schließlich sei dieser Dienst ehrenamtlich und freiwillig.

Der Umstand, dass die Feuerwehr Gröbenstädt keine Zukunft hat, bahnte sich bereits vor einigen Jahren an, als Überlegungen im Raum standen, das Gerätehaus zu sanieren. Bereits 2013 hatte es Umbaupläne gegeben. 2016 wurde dies konkreter. Mitglieder hatte 300 Arbeitsstunden geleistet, um den alten, 14 Meter hohen Schlauchturm abzureißen und zu erneuern.

Außerdem wollte die Feuerwehr anbauen, um persönlichen Sachen wie Schutzanzüge oder Stiefel unterbringen zu können. Dass dies nicht geschehen ist, hat der Gröbenstädter Wehr wohl den Todesstoß versetzt. Ihre Schutzausrüstung haben die verbliebenen Aktiven zuletzt immer mit nach Hause genommen. Die Tragkraftsspritze stand ebenfalls nicht mehr im Gerätehaus, in dem laut Bäumler "die Decke runter kommt", sondern in einem Schuppen daneben.

Die Verantwortlichen haben sich damit abgefunden, dass die aktive Wehr nicht mehr zu retten war. Der Feuerwehrverein dagegen soll weiterhin bestehen und das gesellschaftliche Leben bereichern. Bäumler kann sich die Beteiligung an Festlichkeiten vorstellen, wie etwa die Teilnahme einer Fahnenabordnung an Gottesdiensten.

Info:

Die Geschichte der Feuerwehr Gröbenstädt

  • Im August 1886 vom damaligen Bürgermeister Georg Ach gegründet
  • Erster Vorstand: Georg Ach, Erster Hauptmann: Wolfgang Gall
  • Ein Höhepunkt im Vereinsleben: Fahnenweihe 1955
  • 1960 bis 1962: Kauf einer Motorspritze, Bau eines Gerätehauses und eines Löschteichs in Gebhardsreuth
  • Seit 1984 regelmäßige Leistungsprüfungen
  • 15. bis 18. August 1986 großes Fest zum 100-jährigen Jubiläum
  • 14. Juni 1992 Segnung der neu renovierten Vereinsfahne in der Wieskirche
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.