Moosbach
21.06.2018 - 10:19 Uhr

Windkraft-Interview mit Moosbachs Bürgermeister Hermann Ach: "Wir diskutieren ganz offen"

Seit etwa zehn Jahren wird spekuliert: Wäre der Bromberg nicht ein idealer Standort für Windräder? Großes Problem: Dort liegt auch ein Landschaftsschutzgebiet. Inzwischen haben sich die Windkraftgegner formiert.

Neben moderaten Stimmen gibt es auch fundamentale Gegner der Windkraftpläne wie ein Schild an der Straße in Tröbes verdeutlicht. Bild: gi
Neben moderaten Stimmen gibt es auch fundamentale Gegner der Windkraftpläne wie ein Schild an der Straße in Tröbes verdeutlicht.

ONETZ: Herr Ach, wie ist die Stimmung in der Gemeinde?

Hermann Ach: Es gibt Befürworter und es gibt Gegner und es gibt die BI (Bürgerinitiative, Anm. d. Red.), die ja jetzt ihre Bedenken vorbringt und anmeldet. Aber ich würde nicht sagen, dass hier ein Riss durch die Bevölkerung geht. Die Stimmung in der Bevölkerung ist noch komplett offen. Es gibt ja auch die Gespräche mit der BI in den einzelnen Fraktionen, weil es uns wichtig ist, dass man alle Seiten hört.

ONETZ: In den vergangenen Tagen war viel von Windkraftgegnern die Rede. Gibt es auch Befürworter der Windkraftpläne?

Hermann Ach: Natürlich. Man muss ja sehen, für die gesamte Energiewende gibt es Befürworter. Es gibt viele Bürger, die einen darauf ansprechen. Was wir hier machen, sind Untersuchungen, um zu sehen, ob überhaupt Windkraft möglich wäre. Einige sagen schon lange, „auf dem Bromberg, das wäre ideal, da gibt‘s gute Windhöffigkeit und da stört‘s keinen“. Andere sagen: „Nein, da ist der Schwarzstorch, Rotmilan usw. zu Hause.“ Natürlich gibt es eine ablehnende Stimmung bei den Betroffenen. Umso näher jemand dran ist, desto weniger ist er vielleicht für das Windrad. Aber wenn man so denkt, sind wir beim Sankt-Florians-Prinzip. Wir haben nämlich auch Bürger in der BI, die jetzt dagegen sind und vorher einen Standort befürwortet haben, etwa in Etzgersrieth oder Burgtreswitz. Und es gibt Leute, die bei der BI unterschrieben haben und uns gegenüber sagen „Naja, mich stört ja das eigentlich gar nicht.“ Wenn der Nachbar zu mir kommt und mich bittet, zu unterschreiben, ist der Grund, warum ich unterschreibe vielleicht ein anderer, als dass ich gegen das Windrad bin.

ONETZ: Haben Sie sich im Gemeinderat mit Kosten und Nutzen der Windräder auseinandergesetzt?

Hermann Ach: Wir haben noch keine Berechnungen zur Wirtschaftlichkeit gemacht. Von unserer Seite ist noch nicht einmal bekannt, wo eine Anlage stehen könnte. Das sind Planungen, die mit einem Investor abgestimmt werden müssen. Für diesen Standort liegen uns noch keine offiziellen und belastbaren Daten zur Windstärke vor. Die Firma Juwi hat auf dem Bromberg gemessen, deren Daten werden bald kommen. Wir werden uns auch andere Projekte anschauen, etwa Gleiritsch. Dort wollen wir einen Vergleich ziehen. Vor allem haben wir in der Nähe unseren Eisberg mit der Station des deutschen Wetterdiensts und werden das als Referenzwert mit einfließen lassen.

ONETZ: "Junge Leute wandern ab", "Touristen bleiben fern", "Schlaflosigkeit durch Infraschall", "Ein Naturschutzgebiet wird zerstört", "Nur 50 Prozent der versprochenen Gewinne": Halten Sie die Bedenken der Bürgerinitiative nicht für ein bisschen überzogen?

Hermann Ach: Wenn man so manche Berichte in Fachzeitschriften liest, ist Abwanderung oder Rückgang des Tourismus nicht wirklich ein Thema. Davon ist an anderen Standorten nichts eingetreten. Zum Teil kommen dort die Touristen sogar gerne, um zu sehen, wie das tatsächlich läuft. Ich habe auch in einer Fachzeitschrift gelesen, dass tendenziell die Grundstückspreise in den Bereichen gestiegen sind, in denen Windkraftanlagen errichtet wurden. Das muss man differenziert sehen, aber es ist verständlich, wenn ich gegen etwas bin, dann will ich den anderen ja auch mit 120 oder 150 Prozent überzeugen. So habe ich das Gefühl, ist es jetzt auch bei der BI. Infraschall ist meines Erachtens fast wie Wetterfühligkeit. Der eine merkt‘s, der andere nicht. Wissenschaftlich belegt ist eine gesundheitliche Einschränkung meiner Einschätzung nach nicht, sonst gäbe es einen Hinweis vom Umweltamt.

ONETZ: Werden die Windräder kommen?

Hermann Ach: Das ist offen. Wir sind in die Diskussion ergebnisoffen eingestiegen und werden sie weiterhin ergebnisoffen führen. Ich habe mit der BI gesprochen und sie auch wieder ins Rathaus eingeladen, um ganz offen alles durchzusprechen. Letztendlich wird irgendwann der Gemeinderat entscheiden müssen, ob ein Bebauungsplan aufgestellt wird. Ob sie kommen, kann ich heute nicht sagen, das entscheidet der Gemeinderat. Auch dort gibt‘s vom Gefühl her ein für und wider.

 
Kommentare

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Michael Gebhard

...wie eine Wetterfahne im Wind!!!....
zuerst so, dann wieder anders und am Ende könnte es sein das ....im Rücken ....
Um den Bromberg befinden sich die Orte Tröbes, Gaisheim, Ragenwies und einige einzelne Gehöfte. Etwa 90% der Bewohner ist absolut gegen diese Denkmäler der Unvernunft.
Von Gefälligkeitsunterschriften keine Spur. Oder waren das bei den Wahlen auch nur alles Gefälligkeitsunterschriften?! ....es muss so gewesen sein...Viele dieser nicht in Moosbach wohnenden Bürger fühlen sich vom Gemeinderat hintergangen. Demokratie ist hier nicht mehr gefragt. Es fühlt sich eher an wie Feudalherrschaft. Der geleistete Amtseid , alle Bürger vor Schaden zu bewahren, ist anscheinend nur eine Farce. Diese Dörfer haben mit ihrer Minderheit, gegenüber dem Markt selbst, keine Chance. Sie sind leider zu schwach.....einfach zu wenige Bürger und Wählerstimmen. Der Keil zwischen den Dörfern östlich von Moosbach und dem Ort selbst ist inzwischen sehr stark spürbar. -bis zur Eingemeindung in den 70er Jahren, standen diese Orte nicht unter Moosbacher Willkür. Was lange gebraucht hat um zusammen zu wachsen, wird hier auf dem kurzen Weg zerstört.
Die Infoveranstaltung der Bürgerinitative war auch nicht interessant genug, eben mal kurz hereingeschaut und weg war der gewählte vertreter des Moosbacher Volkes wieder. Schließlich hat er seine Informationen ja schon aus werbe - und Info Zeitschriften der Windindustrie. Sich selbst informieren und wirklich darüber kritisch sein eigenes Urteil bilden geht nicht.
Fakten von Fachleuten werden als nichtig abgetahn. Ein Steuereberater, der beruflich mit "grüner Energie" zu tun hat, wird es wohl wissen, was er sagt. Genauso die anderen beiden Herren.
Genauso gibt es auch zu Infraschall Studien. ....nur in Deutschland nicht anerkannt, weil eben nicht hier erstellt. Es gibt auch Statistiken zu brennenden Windrädern ..... Atomstrom war ja auch in den ersten Jahren ungefährlich ....Röntenstrahlen ebenso...
Aber wozu selbst informieren??
Dazu gibt es ja die Herren von der Windkraft...... Lobyissmus vom feinsten....
es schreiben ja auch hauptberufliche Planer von Windanlagen Leserbriefe ......
oder Komentare die jeglicher Grundlage entbehren
.....

21.06.2018
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