Münchenreuth bei Waldsassen
21.06.2018 - 12:15 Uhr

Schlüsselclub ist mehr als nur Fasching

Wer "Schlüsselclub" hört denkt unweigerlich an den "Fosnatzug". Doch die Münchenreuther nehmen gemäß der Satzung die Pflege der dörflichen Gemeinschaft und des Brauchtums durchaus ernst.

Ein Teil der jungen Burschen, die damals den Schlüsselclub mit aus der Taufe hoben: Von links Hans Bauer, Albert Ernstberger, Konrad Rosner, Konrad Männer, Emmeram Heindl, Willi Bauer und Siegfried Lindner bei einem Schießabend im Kappl-Wirtshaus. exb
Ein Teil der jungen Burschen, die damals den Schlüsselclub mit aus der Taufe hoben: Von links Hans Bauer, Albert Ernstberger, Konrad Rosner, Konrad Männer, Emmeram Heindl, Willi Bauer und Siegfried Lindner bei einem Schießabend im Kappl-Wirtshaus.

(exb) Kommenden Samstag feiert der Geselligkeitsverein 60-jähriges Bestehen mit einem Festabend im Vereinsheim. Alle Mitglieder mit Partnerin sind an diesem Abend ab 19 Uhr eingeladen, neben einem gemeinsamen Essen, Rückschau zu halten auf 60 Jahre Vereinsgeschichte. Langjährige Mitglieder werden ebenfalls geehrt.

Nicht überall gerne gesehen

Ein Blick zurück zeigt, dass es für die Gründungsmitglieder nicht einfach war, den Verein ins Leben zu rufen. Die Feuerwehr stand damals unter der Führung bereits älterer Honoratioren. "Und die Jungen wollten selbst für sich einen Verein gründen", weiß Vorsitzender Walter Heindl, der in der Chronik geblättert hat. "Es existierte damals bereits seit dem Jahr 1954 ein Schützenverein ,Eichenlaub' im Kappldorf, in dem sich die jungen Burschen engagierten." Mangels geeigneter Räumlichkeiten für das Übungsschießen löste sich der Schützenverein aber in den 1960er Jahren auf.

Ein Blick in die Chronik zeigt, dass die jungen Schützen-Buben auch diejenigen waren, die dann den Schlüsselclub Münchenreuth (SCM) aus der Taufe hoben. Der erste gewählte Vorsitzende des Geselligkeitsvereins SCM war Hans Klaus und der erste Vereinsdiener Konrad Männer. Beide waren auch parallel im Schützenverein als Kassier und Schriftführer sowie als Schützenmeister aktiv. So ist auch in der Münchenreuther Dorfchronik zu lesen, dass der Schützenverein Tanzveranstaltungen, Rehessen und einen Preisschafkopf organisierte, diese Veranstaltungen wurden nach dessen Auflösung unter der Leitung des Schlüsselclubs übernommen.

In den Jahren 1958/59 war die Neugründung des Vereins von kirchlicher Seite her nicht gerne gesehen. Der örtliche Pfarrer blickte argwöhnisch auf den neuen Verein, der sich neben der katholischen Landjugend etablierte. Im Rahmen der Volksmission wurde der Schlüsselclub von einem Prediger sogar als "geistloser Verein" bezeichnet. Diese Sichtweise hat sich aber im Laufe der Jahre schnell geändert und bereits unter dem neuen Kapplpfarrer Rauscher wurde der Verein in Gemeinde, Kirche und soziales Umfeld voll integriert.

Der Vereins-Tischwimpel, der gleich im Gründungsjahr angeschafft wurde, kostete damals 45,40 DM und die Originalrechnung ist noch im Vereinsarchiv vorhanden. Dieses durchstöberten in den vergangenen Wochen Vorsitzender Walter Heindl und seine Unterstützer, um einen unterhaltsamen Abend vorzubereiten. Filme, Bilder und alte Zeitungsausschnitte versprechen kurzweilige Stunden: Der eine oder andere wird sich selbst in jüngeren Jahren wiedererkennen.


Bilder für Jubiläumsabend

Vorstand Heindl verweist in seiner Pressemitteilung darauf, dass er zu vielen Veranstaltungen ein paar Bilder oder Dokumente gefunden hat. "Zumindest diejenigen Bilder, die im Vereinsarchiv sind, werden gezeigt - wobei Heindl vermutet, dass bei den Mitgliedern zu Hause noch viele weitere Fotos ein bis dato unentdecktes Dasein führen. "Vielleicht findet sich ja noch in letzter Minute ein Schnappschuss aus der Geschichte des SCM für den Jubiläumsabend", hofft Heindl.

Im Rückblick sieht man, dass der Schlüsselclub schon seit seiner Gründung alljährlich fast dasselbe Jahresprogramm hat. Beginnend mit dem Dreikönigs-Preisschafkopf, der schon seit 1968 stattfindet, folgt jedes Jahr der Maibaum im Kappldorf, der seit jeher traditionell mit Holzschwalben aufgestellt wird.

Der Vereinsausflug und ein Sommernachtsfest für alle Helfer beim Faschingszug gehören zum festen Bestandteil des Jahresprogramms. Am Bürgerfest der Stadt Waldsassen beteiligt sich der Verein im Wechsel mit der örtlichen Feuerwehr. Die Nikolausfeier rundet das Vereinsjahr ab und allmonatlich trifft man sich zum sogenannten Kameradschaftsabend, der eben gerade zur Pflege dieser abgehalten wird.

Info:

Gestalten statt fordern

Seit jeher ist es auch ein Ziel des Vereins, den Ort zu pflegen und das Dorfleben durch Eigeninitiative zu bereichern. So wurden bereits im Jahre 1975 eine Schaukel und ein Karussell für den Münchenreuther Spielplatz gesponsert. 1980 wurden das erste Mal 10 Ruhebänke rund um das Dorf aufgestellt, welche seit dieser Zeit wiederholt gepflegt und erneuert wurden. 1985 wurde das Schutzhaus bei der Weißen Marter erneuert, 2013 eine aufwendige Restauration vollzogen. Dorfplatzgestaltung mit dem Errichten eines Pavillons, Aufbau weiterer Spielgeräte und das Anlegen eines eigenen Fußballplatzes oberhalb des Dorfes lassen sich ebenfalls auf das Engagement der Vereinsmitglieder zurückführen. All das und noch ein wenig mehr, so scherzt Vorsitzender Walter Heindl, wird am Samstag wieder in Erinnerung gerufen und darauf freut er sich ungemein.

Im Jahr 2005 wurde unter der Regie des damaligen 2. Vorsitzenden Norbert Ernstberger (Mitte) ein Pavillon auf dem Münchenreuther Dorfplatz errichtet. Robert Bartl und Rainer Zintl (von links) sind wie viele andere auch immer zur Stelle, wenn eine helfende Hand gebraucht wird. exb
Im Jahr 2005 wurde unter der Regie des damaligen 2. Vorsitzenden Norbert Ernstberger (Mitte) ein Pavillon auf dem Münchenreuther Dorfplatz errichtet. Robert Bartl und Rainer Zintl (von links) sind wie viele andere auch immer zur Stelle, wenn eine helfende Hand gebraucht wird.
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.