Dorfgemeinschaftshaus Muschenried: Abstimmung vor Auswertung der Fragebögen stößt auf herbe Kritik

Muschenried bei Winklarn
25.01.2023 - 12:27 Uhr

Das Interesse am Thema "Dorfgemeinschaftshaus Muschenried" ist überwältigend: Nahezu 100 Interessierte kommen zur Bürgerinfo-Veranstaltung ins ehemalige Gasthaus Pregler. Sie haben brennende Fragen.

Bei der Versammlung im Gasthaus Pregler wurden die Ergebnisse der Fragebögen vorgestellt, die im Oktober von der Marktgemeinde an die Muschenrieder ausgegeben worden waren. Man wollte sich ein Bild darüber machen, was die Einwohner von einem Dorfgemeinschaftshaus in Muschenried erwarten.

Als Ansprechpartner standen die drei Vertreter des Amtes für ländliche Entwicklung (ALE), Baudirektor Steffen Schneider, Technische Oberinspektorin Sarah Weiß, Architekt und Stadtplaner Markus Götz, Architekt und Planer Karlheinz Beer aus Weiden und VG-Geschäftsführer Anton Brand zur Verfügung.

Was gewünscht wird

Die Ergebnisse zeigte und erläuterte Sarah Weiß mit Hilfe einer Power-Point-Präsentation in Säulendiagrammen. Von den 173 verteilten Fragebögen wurden 105 zurückgegeben und konnten ausgewertet werden. Abschließend fasste Sarah Weiß die Bedürfnisse zusammen: Ein Stüberl für kleine Runden, Räume für die Vereine und die Jugend, ein Schießstand und ein Veranstaltungsraum mit Küche, WC und Lagerräumen für die Vereine.

Bürgermeisterin Sonja Meier stellt noch einmal den Marktratsbeschluss vor: Das Förderprogramm „Innen statt Außen“ wurde mit 10:3 Stimmen abgelehnt. Die Kommune deckelt den Bau mit einem Planungsrichtwert von 300 000 Euro.

Zügig in die Gänge kommen

Aufgrund dieser Entscheidung brachte Steffen Schneider vom ALE ein Rechenbeispiel: Bei einer Bausumme von 1,2 Millionen kämen maximal 800 000 Euro ALE-Dorferneuerungsförderung, der Rest könne durch den Zuschuss der Marktgemeinde von 300 000 Euro und durch Eigenleistung aufgebracht werden. Er riet, die Maßnahme zügig voran zu bringen.

Daraufhin entwickelte sich eine angeregte und aktive Diskussion. Zuhörerin Sarah Fleischmann fragte: „Warum wurde die Förderung „Innen statt Außen“ abgelehnt, warum verschenkt man hier 750 000 Euro?" Sonja Meier sah hingegen keine Nachteile bei der Beantragung.

Baudirektor Steffen Schneider erläuterte zum Förderprogramm "Innen statt außen" und dem Thema neues Baugebiet: Nur wenn die Innerorts-Baulücken von den Besitzern nicht freigegeben werden, könnte ein neues Baugebiet erschlossen werden. Ein Gewerbebetrieb könne jedoch nicht in eine Innerortsbaulücke. Dieses Procedere wäre beim Förderprogramm "Innen statt außen" mit einer Bindungsfrist von zwölf Jahren gegeben.

Enorme Einschränkungen

Laut Marktrat Michael Merthan ist die Entscheidung, auf dieses Förderprogramm zu verzichten, dem Marktrat nicht leicht gefallen. Aber wie das Rechenbeispiel von Baudirektor Schneider zeige, könne ein sinnvolles Vorhaben auch mit 60 Prozent Förderung über die einfache Dorferneuerung realisiert werden. Die 20 Prozent mehr bei "Innen statt Außen" brächten enorme nicht planbare Einschränkungen, "und das für zwölf Jahre", so Merthan.

Bürgerwillen missachtet?

Herbert Braun aus Muschenried ging auf die letzte Sitzung des Markrates ein. Er sei bitter enttäuscht über diese Missachtung des Bürgerwillens. "Warum hat man die Abstimmung vorgezogen?" Marktrat Michael Wagner konterte: „Wir haben uns große Gedanken gemacht über diese Entscheidung und diese war durchwegs demokratisch mit einem Ergebnis von 10:3. Zwölf Jahre Bindung ist eine lange Zeit".

Auf die immer wieder kehrende Frage, warum die Abstimmung vor der Infoveranstaltung stattfand, antwortete Zweiter Bürgermeister Markus Fichtinger: „Ich habe den Antrag bereits im November gestellt auf Anraten von Herrn Schneider, die Maßnahme voran zu treiben. Jeder Muschenrieder soll wissen, um was und um welche Summen es geht. Ich glaube mit 800 000 Euro kann man schon etwas anfangen“. Eine Sitzung mit Abstimmung sei erst im Januar aus terminlichen Gründen möglich gewesen, ergänzte die Bürgermeisterin.

Der Muschenrieder Michael Baier schlug vor, es zu machen wie früher beispielsweise beim Feuerwehrhaus: Antrag stellen, Plan an die Gemeinde, Kostenschätzung, bei Bedarf Kürzung der Baumaßnahme, "wenn sich das die Gemeinde nicht leisten kann".

Durchaus demokratisch

Hartwig Ederer (Muschenried) fand es nicht fair, den Marktrat so nieder zu machen, das Demokratieverständnis sei durchaus gegeben, bei einem Ergebnis von 10:3. Er ermunterte die Muschenrieder: "Wir schaffen es auch mit nur 60 Prozent Förderung, wir müssen sinnvoll planen und abwägen".

Architekt Karlheinz Beer gab zu bedenken, dass ein sinnvolles Gemeindehaus für bis zu 100 Personen nicht unter zwei Millionen zu errichten sei. Dabei müsse man auch die Preissteigerung einbeziehen, die oft 30 Prozent betrage. Für diese Größe brauche man eine Küche für 100 000 Euro, WC-Anlagen für 100 000 Euro, Heizung und Elektrik und Lüftung für mindestens 250 000 Euro und noch vieles mehr. Das sei ohne „Innen statt Außen“ nicht möglich.

Alten Pfarrhof erwerben

Barbara Mösbauer Muschenried schlug vor, den Beschluss anzufechten. "Der Beschluss ist rechtskräftig, er kann nur neu verfasst werden", so Sonja Meier. „Wie geht es weiter?“, war die Frage vieler. Marktrat Andreas Höcherl schlug vor, vielleicht den alten Pfarrhof zu erwerben und hier neu zu bauen. Die Mitglieder der Kirchenverwaltung sahen hier Probleme, da "Regensburg mitredet" und das dauere lange. Josef Dietl (Muschenried) favorisierte den Pfarrhof. Durch die Hanglage sei er barrierefrei zu betreten, eine Bauruine wäre beseitigt, es gebe rundum Parkplätze, das Haus wäre mitten im Dorf und die Möglichkeit eines Fernwärmeanschlusses wäre gegeben. Dietl bat, dieser Sache nach zu gehen. Matthias Rosenmüller (Muschenried) fasste zusammen: "Es ist alles gesagt, wir brauchen ein Konzept das Neubau und Sanierung gegenüberstellt mit dem Blick darauf: Was wollen wir, was kostet es und wie verwirklichen wir es?"

Nach Schätzungen von Karlheinz Beer ist die Sanierung des bisher ins Auge gefassten Fritznbauernhaus fast nicht möglich, dann bleibe nur der Neubau. Marktrat Michael Merthan machte folgend Rechnung auf: Die Kosten würden bei 2,5 Millionen liegen. Mit „Innen statt Außen“-Zuschuss von 1,5 Millionen und 300 000 Euro von der Gemeinde blieben noch 700 000 Euro für Muschenried, was wohl zu viel wäre.

Bürgermeisterin Sonja Meier will die Informationen "erst einmal sacken lassen", mit dem Gremium erneut beraten, aber möglichst zeitnah entscheiden, denn Anton Höcherl, der Besitzer des Fritzabauernhauses warte auf ihre Antwort.

Hintergrund:

Fragebogenaktion

  • Unterstützung: 94 von den 105 Bürgern, die Fragebögen abgaben, wollen das Projekt Gemeinschaftshaus Muschenried unterstützen
  • Wünsche: 74 wünschen sich einen beheizten Gemeindesaal, 94 hätten gerne ein Stüberl für kleinere Runden mit Ausschank. Weitere Anregungen: Eisstockbahn, Fitnessgeräte im Freien, kostenloses W-LAN, Automat für Getränke und Grillgut, An- und Verkauf von Secondhandwaren, Lagermöglichkeiten für die Vereine, Gastraum für 40 bis 50 Personen, erweiterbar auf bis zu 150 Personen, ein Café (Dorfladen wurde meist nicht gewünscht)
  • Grundnutzung: Unbeheizte Veranstaltungsscheune positiv, beheizte Veranstaltungsscheune negativ, Bühne geteilte Meinung, Jugendraum positiv, Vereinsräume positiv, mobiler Schießstand positiv, Photovoltaikanlage positiv, Ladestation für Pkw meist negativ, Fahrradstellplätze geteilte Meinung, Biergarten positiv, Spielplatz positiv
  • Veranstaltungen: Diverse private Veranstaltungen, Vereinsfeiern oder öffentlichen Feste, durchgeführt von externen Betreibern
  • Mitarbeit:An der konkreten Planung und an der Baumaßnahme würden sich die meisten Muschenrieder beteiligen
Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
 
 

Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.