Muschenried bei Winklarn
17.10.2019 - 15:43 Uhr

Vortrag über die tägliche Dosis Gift auf der Haut

Was ist mit „Cocktail-Effekt“ gemeint, wenn die Rede von Körperpflegeprodukten ist? Die Antwort darauf hat leider auch einen faden Beigeschmack hat, wie nun die Besucher eines Vortrags beim Frauenbund Muschenried wissen.

Christa Dietl (rechts), Vorsitzende des Frauenbund Muschenried, bedankte sich bei Referentin Ulrike Forster für die Informationen zum Thema "Gift in Pflegeprodukten". Bild: bej
Christa Dietl (rechts), Vorsitzende des Frauenbund Muschenried, bedankte sich bei Referentin Ulrike Forster für die Informationen zum Thema "Gift in Pflegeprodukten".

Das Thema „Giftstoffe in Pflegeprodukten“ stand im Mittelpunkt des Abends. Erwachsene hierzulande benutzen bis zu neun Pflegeprodukte pro Tag – Duschgel, Shampoos, Hautcremes, Haarfestiger, Seifen, Deos, Zahnpasta, Parfüms und Lippenstift. Darin sind etwa 100 verschiedene Chemikalien enthalten. Wie diese Mixtur der verschiedenen Stoffe wirkt, lässt sich nicht genau sagen. Und jetzt tritt der „Cocktail-Effekt“ zutage. Obwohl die Besorgnis über mögliche toxische Wirkungen dieser chemischen Mischungen ansteigt, fehlen Erfahrungswerte. Denn nur einzelne chemische Stoffe wurden bewertet und untersucht.

Ulrike Forster, Gesundheitsberaterin aus Deuerling und studierte Chemikerin, beschäftigt sich seit einer schweren Erkrankung intensiv mit jenen Giftstoffen, die jeden Tag über Kosmetika auf die Haut gelangen. Aufgrund ihrer Ausbildung ist sie in der Lage, verschiedene Substanzen einzuordnen und zu erklären. Denn der Verbraucher habe praktisch keine Chance, die verschiedenen Inhaltsstoffe zu verstehen. Zwar bestehe eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht der Hersteller für die Inhaltsstoffe auf der Verpackung, doch diese Auflistung erfolgt in abnehmender Reihenfolge.

Zunächst widmete sich die Referentin dem Thema Aluminium. War es vor einigen Jahren noch fast unmöglich, im stationären Handel ein Deo ohne Aluminium zu bekommen, hätten es mittlerweile mehreren Firmen im Angebot. Ursache sei der zunehmende Nachfragedruck der Verbraucher gewesen, so die Referentin. An dieser Stelle sei noch anzumerken, dass die Aufschrift „Frei von Aluminiumsalzen“ nicht bedeute, dass das Produkt auch aluminiumfrei ist.

Neben Aluminium in Deos und Lippenstiften und Fluoriden in Zahnpasta, klärte die Expertin auch über die hormonaktiven Substanzen Parabene als Konservierungsstoff, den Weichmacher Phthalat sowie über Emulgatoren und Tenside auf. Eine typische Zusammensetzung eines Duschbades enthalte unter anderem Tenside, die Schaum produzieren und die Haut entfetten. Damit der Schutzmantel der Haut aber wiederhergestellt wird, brauche es Rückfettungs- und Feuchtigkeitsmittel. Dann würden Verdickungsmittel eingesetzt, damit sich das Produkt angenehm anfühlt. Hautkonditionierer wie Silikone für eine glatte und geschmeidige Haut kommen ebenso zum Einsatz wie Duft- und Farbstoffe. Für eine längere Haltbarkeit seien Konservierungsstoffe und Antioxidantien enthalten.

Weitere Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten sind Nanopartikel, die vor allem in Sonnenschutzcremes- und sprays zu finden sind. Laut Ulrike Forster lagern sich diese in den menschlichen Zellen ein. Mikroplastik sei in Cremes, auch in Kinderwaschcremes, enthalten. Mikroplastik gelange zu Millionen Tonnen in die Meere, inzwischen werde es auch durch Klärschlamm auf den Feldern ausgebracht. "Da ist der Weg in die Lebewesen nicht mehr weit", so die Referentin. Forscher gehen davon aus, dass jeder Mensch im Schnitt fünf Milligramm Mikroplastik im Jahr aufnehme. Die darin enthaltenen Chemikalien können Ursache vieler Krankheiten sein.

Nach diesen interessanten Details beantwortete die Referentin noch viele Fragen der Anwesenden. Für den Einkauf empfahl sie die Smartphone-App "Codecheck", mit der sich Inhaltsstoffe in Kosmetika leicht erkennen ließen. Vorsitzende Christa Dietl dankte für den informativen Vortrag im Gasthaus Seeschmied und überreichte ein kleines Präsent.

 
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