10.02.2019 - 14:47 Uhr

Musikwelt Lousianas im Seidel-Saal

"The spirit of New Orleans" weht, nein, stürmt durch den Seidel-Saal, als Zydeco-Annie und ihre Swamp Cats in die Musikwelt Louisianas eintauchen. Einer speziellen Bitte aber kann das Publikum nicht nachkommen.

Fiedel, Akkordeon und das Waschbrett sind die charakteristischen Instrumente, mit denen Zydeco-Annie und ihre Swamp Cats Musik aus dem Süden der USA machen. Bild: hka
Fiedel, Akkordeon und das Waschbrett sind die charakteristischen Instrumente, mit denen Zydeco-Annie und ihre Swamp Cats Musik aus dem Süden der USA machen.

"Ihr wisst, was ihr zu tun habt", ermahnte Zydeco-Annie das Publikum, als sie ihre Musik als "schnell und tanzbar" schilderte. Wie meist im Seidel-Saal wäre aber auch an diesem Abend gar kein Platz zum Tanzen gewesen. Die Stuhlreihen reichten fast bis zur Bühne. Annies Name Zydeco (gesprochen Seidecou mit der Betonung auf ei) beschreibt die volkstümliche Volksmusik der Kreolen; Swamp Cats sind die Sumpfkatzen aus den Sümpfen Louisianas. Miteinander gestalteten sie zum wiederholten Male in Sulzbach-Rosenberg eine musikalische Reise voller Südstaaten-Temperament und Lebensfreude.

Natürlich ist Anja Baldauf die "Zydeco-Queen", der Mittelpunkt der Formation, eine leidenschaftlich aufspielende Virtuosin auf dem Akkordeon und dem Piano. Sie komponiert auch die Melodien, die Texte dazu schreibt ihr Kollege am Waschbrett, Rolf Frédéric Berger. Er ist der Sänger der Band, wechselt zwischen Englisch und Cajun-Französisch und tanzt zu den fantastischen Soli des Fiddle- und Gitarrenmeisters Salossi. Drummer Stefan Baldauf, Annies Ehemann, und der sizilianische Bassist Marco Piludu agieren eher im Hintergrund, bringen den notwendigen groovenden Rhythmus.

Zydeco- und Cajun-Musik entstand aus der volkstümlichen Tanzmusik der Kreolen, einer Bevölkerung, die sich zusammensetzte aus eingewanderten Spaniern und Franzosen sowie afrikanischen Sklaven. Ihre Musik ist eine Mischung aus französischer Folklore, Blues, Rock 'n' Roll und Country. Zydeco Annie und die Swamp Cats kombinieren ihr Repertoire aus Cajun und Zydeco, machen eine abwechslungsreiche und bunte Musik. Ihre Texte handeln vom Alltag, von traurigen und lustigen, vor allem sehr persönlichen Ereignissen. Ihre Musik ist oft von purer Wildheit und überquellender Lebensfreude, beinhaltet aber auch schwermütige Melodien, in denen die Weite der Baumwollplantagen oder Voodoo-Klänge aus den Sümpfen gezeichnet werden. Längst gilt die Formation als eine der besten Cajun- und Zydecobands in Europa. 80 Konzerte im Jahr geben die Musiker, die seit 14 Jahren zusammen spielen, "wie ein lang verheiratetes Paar", beschreibt Anja Baldauf die gute Zusammenarbeit mit ihren Kollegen, die alle Musik-Profis sind.

Sieben CDs haben sie bisher aufgenommen, einige Kostproben bekommen die Zuhörer im Seidel-Saal zu hören. "Salu Madleine", "Voodoo-Master", "Commerce dire" oder "Mama said" sind Titel aus ihrer letzten Einspielung, die sie in der Pause auch zum Kauf anbieten. Anja Baldauf schildert, wie die einzelnen Songs entstanden sind und beschreibt mit Stolz auch "das Geschenk, das mir meine Jungs gemacht haben: das Lied von der "Zydeco-Queen". Lob gibt es auch für das Klavier auf der Bühne des Seidel-Saals, das Annie mit Genuss und Leidenschaft malträtiert.

Ganz zum Schluss dann kommen die bekannten Ohrwürmer, die Annie und ihre Swamp Cats von großen Vorbildern übernommen haben: "You are my Sunshine". "Jambalaya" und "When the saints go marching in" lassen das Publikum begeistert mitgehen und, wenn auch nicht tanzend, so immerhin stehend klatschend und sich wiegend. Der Riesenapplaus ist für Fred Tischler und seine Kulturwerkstatt der Auftrag, Annie und ihre Cats bald wieder einzuladen.

 
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