Die Akademie Ostbayern-Böhmen, mit Sitz in Neunburg vorm Wald, ist speziell im Landkreis Schwandorf noch wenig verankert. Dabei leistet diese Bildungseinrichtung einen wertvollen Beitrag, damit sich ein Bewusstsein entwickeln kann für bedeutsame Themen im Natur- und Kulturraum und im Wissenschafts- und Wirtschaftsraum entlang der bayerisch-böhmischen Grenze. Die Akademie kooperiert dabei mit Hochschulen, kommunalen Gebietskörperschaften Schulen, Vereinen und regionalen Institutionen.
Für das diesjährige Jahresthema "Mobilität" wählte die Akademie das Freilandmuseum Oberpfalz in Neusath als Ort für das Auftaktsymposium 2024. Akademievorsitzender Josef Schönhammer begrüßte dazu sechs namhafte Referenten, die das Thema aus ganz unterschiedlichen Perspektiven beleuchteten. Den Anfang machte Bezirksheimatpfleger Tobias Appl, der sich auf alten Wegen durch die Oberpfalz machte. "Mobilität und Kommunikation sind so alt wie die Menschheit", lautete die Aussage des Referenten und er verdeutlichte dies anhand der Goldenen Straße von Nürnberg nach Prag und des Romweges.
Noch weiter zurück in die Geschichte blickte Museumsleiter Tobias Hammerl. Am Beispiel des gewonnen Feuersteins in der Gegend um Abendsberg und Armhofen zeigte er die Vertriebswege in der Steinzeit, die als "Feuersteinstraße" und "Bernsteinstraße" Gegenstand vieler wissenschaftlicher Untersuchungen sind. Nach diesem Blick in die Vergangenheit lenkte Lena Roth, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Professor Manfred Miosga an der Universität Bayreuth, die Aufmerksamkeit der zahlreichen Zuhörer zu den Mobilitätsthemen der Gegenwart und Zukunft. In Verbindung mit dem Transformationslabor der Hochschule und der Stadt Bayreuth zeigte sie Wege auf, wie der Wandel zu einer nachhaltigen Mobilität in Bayreuth gelingen kann und welche Transfermöglichkeiten für dieses Modell auf andere Regionen – wie Ostbayern – bestehen. Dabei wird der Nachhaltigkeit und dem Klimaschutz große Bedeutung beigemessen.
Ganz konkret wurde es dann beim Referat von Tobias Gotthardt (FW), der als Staatssekretär im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie eng mit dem Thema Mobilität vertraut ist. Sein Referat befasste sich mit dem Thema "Zukunft der Mobilität im bayerisch-böhmischen Grenzgebiet als Instrument von Wirtschaftsförderung und Landesentwicklung". Er bezeichnete die Infrastruktur auf den Gebieten Mobilität, Energie und digitalem Sektor als "Schlagaderfunktion" für die Zusammenarbeit der Region. Dabei sparte er nicht mit Kritik an der Politik, die vieles versprochen und nur wenig gehalten hat. Seit 1995 wurde eine durchgängige Zugverbindung von Regensburg nach Prag versprochen. Passiert ist seither gerade auf bayerischer Seite nichts. Eine Zugfahrt von München nach Prag bezeichnete er als "grenzübergreifenden Nahverkehr". Eine Lösung für die Zukunft sieht er im Wasserstoffzug, allerdings fehlt dafür noch die nötige Infrastruktur.
Besser sieht es dabei im Straßenverkehr aus. "Der Bau der A6 hat sich als richtige Entscheidung erwiesen", so die Aussage des Staatssekretärs. Speziell im Lkw-Verkehr ist der 5G-Korridor Zukunftsmusik. Einen Schwerpunkt in der Verkehrsentwicklung sah der Referent im künftigen Ausbau des ÖPNV mit der böhmischen Seite. Dies war auch eine Forderung der Zuhörer, die es nicht verstehen können, dass ein Fernbus von Nürnberg bis Prag fährt, ohne in der Oberpfalz zu halten. Mit großer Kompetenz beantwortete Staatssekretär Tobias Gotthardt die vielen Fragen der Zuhörer und gab auch die Zusage, sich um die angesprochenen Punkte zu kümmern.
Mit der ähnlichen Thematik setzte sich Manuel Lorenz auseinander, der als Vertreter der IHK die Mobilität für einen zusammenwachsenden Wirtschaftsraum Ostbayern-Böhmen beleuchtete. "Insgesamt ist die Mobilität im Grenzraum zwischen Ostbayern und Westböhmen durch eine enge Verflechtung auf historischer, kultureller, wirtschaftlicher und infrastruktureller Ebene geprägt", fasste Manuel Lorenz die Erkenntnisse des Symposiums zusammen.
Akademie Ostbayern - Böhmen
- Bildungseinrichtung in Form eines eingetragenen Vereins
- Gegründet: 2009
- Vorsitzender: Josef Schönhammer
- Sitz: Neunburg vorm Wald
- Schwerpunkte: kulturelles Gestalten in der Region, Phänomene im Naturraum, wissenschaftliche und unternehmerische Leistungen und die sich daraus ergebenden Zukunftsperspektiven beiderseits der Grenze
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