Mehr als 600 Besucher, darunter viele Kinder, wollten erleben, was es mit dem "Glückskeks" auf sich hat. Sie verbrachten am Freitagabend mehr als zwei "glückliche" Stunden mit dem pfiffigen Duo. Dass sie längst ein "Star" ist, weiß Amanda sehr wohl. Denn "alle" ohne Nachnamen wie Madonna, Sting oder Jesus sind Superstars. "Nicht so", sagt sie ausdrücklich, ist das bei ihrem Begleiter Sebastian Reich, dessen Name außerdem eine Lüge sei. Das Publikum ist von Anfang an amüsiert.
In den Dialogen zwischen dem gebürtigen Würzburger, der seit 18 Jahren auf der Bühne steht, und der selbstbewussten Plüsch-Nilpferd-Dame wird erklärt, was ein "Glückskeks" ist. Dass man einen solchen nach dem Restaurant-Besuch beim Chinesen bekommt, findet sie im Moment nicht so passend. Die aufgeweckte Dame zeigt auch zwischenmenschliche Gefühle. Das beweist sie beim Blick in das Publikum. Da wird sie auf einen "Holger" aufmerksam, den sie die ganze Show über anschmachtet. Ihm macht sie schließlich den Vorschlag: "Holger, lass mich dein Glückskeks sein!"
Vor Beginn und in der Pause haben die Besucher die Möglichkeit, auf Karten - entsprechend dem Motto - zu erklären, was Glück für sie bedeutet. Einzelne Antworten werden vom Bauchredner dann vorgelesen, und mit Amandas spontanen Kommentaren ziehen die beiden Spaßmacher die Lacher auf ihre Seite. "Ich schmeiß mich weg", lacht Amanda über den auf einer Glückskarte stehenden Wohnort Stulln. Ich esse eine "Stulln", feixt die Dame und fragt sich, an welchem Ende der Welt dieser Ort wohl liegt. Amanda wäre glücklich, laut ihrer eigenen Karte, wenn sie ein Handy hätte. "Mit einem Handy wirst du doch nicht glücklich", kontert ihr Herrchen. Worauf die Nilpferd-Dame meint: "Doch, wenn du es bezahlst". Die Zeit, in der es wie in der Kindheit von Sebastian Reich noch keine Handys gab und man Schnick-Schnack-Schnuck oder Sackhüpfen spielte, bezeichnet das Plüsch-Tier ohnehin als Steinzeit.
Wenn sich Amanda für eine Pause hinter die Bühne verzieht, nutzt Sebastian Reich die Zeit, um etwas von sich zu erzählen und auch andere Figuren als Stargast auf die Bühne zu holen. Mit einem kleinen Esel, der nun seriös geworden ist und sich auf Trauerreden spezialisiert hat, fängt es an. Hinzu kommt das verstaubte, mit Verfalldatum in Cellophan verpackte Marzipan-Glücksschwein "Pick-Nick", welches, wie es selbst traurig sagt, noch nie jemand Glück gebracht hat. Nicht einmal dem Berliner Flughafen, der SPD bei der Bundestagswahl oder dem 1. FC Nürnberg. Da hatte es die Puppe "Amor" mit wallendem Haar schon leichter. Sie will Liebespfeile abschießen und damit "Holgers" Herz für "Amanda" gewinnen.
Ein ausgeliehener, mit Herz markierter 20-Euro-Schein von Besucherin Corinna erlebt eine böse Überraschung. In einem Zaubertrick von Allrounder Reich wird er nicht zu einem Fünfziger wie besprochen. Sondern stattdessen nur zu einem Zehner und danach auch noch vor seufzenden Publikum mit den Flammen aus einem Feuerzeug verbrannt. Großen Beifall gibt es, als ihn der Zauberer aus einem verpackten Glückskeks holt und höflich zurück gibt.
Freudig singen die Besucher und der "Stullner" Chor beim "Schubi-dubi-du" mit, angeheizt von Amanda und ihrem Dompteur. Amanda, das seelenlose Textilplüschtier, erwacht am rechten Arm von Sebastian Reich zum Leben, bekommt trotz starrer Gesichtszüge eine fesselnde Ausdrucksstärke und schafft es, wider besseren Wissens als eigenständiges, liebenswertes Wesen wahrgenommen zu werden. Den Zuschauern bekommen die verabreichten "Glückskekse". Frenetisch spenden sie Beifall und gehen scheinbar glücklich heim.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.