Nabburg
20.12.2019 - 11:21 Uhr

Anwohner planen Bürgerbegehren zu Baugebiet "An der Krankenhausstraße"

Fast 700 Unterschriften haben Anwohner gegen das geplante Baugebiet "An der Krankenhausstraße" in Nabburg gesammelt". Jetzt gehen sie einen Schritt weiter: Klinkenputzen für ein Bürgerbegehren.

"Bürgermeinung zählt nicht" beklagen die Anwohner hier auf diesem Transparent gegen den Bebauungsplan "An der Krankenhausstraße" und peilen nun ein Bürgerbegehren an. Bild: bl
"Bürgermeinung zählt nicht" beklagen die Anwohner hier auf diesem Transparent gegen den Bebauungsplan "An der Krankenhausstraße" und peilen nun ein Bürgerbegehren an.

Mit Transparenten und einer Unterschriften-Aktion haben die Anwohner gegen das geplante Baugebiet "An der Krankenhausstraße" mobil gemacht. "Gesprächsbedarf" sah daraufhin auch Bürgermeister Armin Schärtl, und das Thema, das am 19. November auf der Tagesordnung des Stadtrates stand, wurde vertagt. Die Anwohner haben nun diese Pause genutzt und in der Zwischenzeit ein neues Etappenziel angepeilt: ein Bürgerbegehren.

"Im Augenblick sind wir dabei, zusammen mit den Nachbarn die Unterschriften auszuwerten", berichtete Barbara Weber von der Nachbarschafts-Initiative am Donnerstag auf Nachfrage von Oberpfalz-Medien. Denn weil es nun um mehr als eine Protest-Äußerung, nämlich um ein Bürgerbegehren geht, mussten die Unterschriften ein zweites Mal eingeholt werden.

Nochmals über 700

"Wir haben nachgerechnet, rund 4900 Wahlberechtigte gibt es in Nabburg, da müssten wir zehn Prozent, als 490 Unterschriften vorlegen", kalkulierte die Bewohnerin der Hallerstraße und zeigte sich optimistisch: "Die kriegen wir locker." Am Freitag stand fest: "Es sind mehr als 700". Barbara und Franz Weber machen keinen Hehl daraus, dass dieser Schritt mit einem riesigen Aufwand verbunden war. Ein Aufwand, den man angesichts der Dimensionen des Bauprojekts von Investor Georg Ehrenreich in Kauf nehmen wollte. Es geht um sechs Mehrfamilienhäuser mit 42 Wohnungen, die auf 5300 Quadratmetern Platz finden sollen, der Abstand zwischen den Häusern soll jeweils neun Meter betrage, ebenfalls neun Meter sind für die Firsthöhe geplant.

"Zu massiv" finden die Anwohner diese Bebauung auch mit Blick auf die Erschließung, von Wohnsilos und Kasernenbau ist die Rede. "Bunte Bilder statt konkreter Infos", so beklagen die Anwohner die Informationspolitik im Stadtrat und haben längst einen Rechtsanwalt eingeschaltet.

Treffen vorgeschlagen

Im Stadtrat gab es zuletzt einen Appell an den Investor, das Gespräch mit den Anwohnern zu suchen. "Wir können gerne einen Termin ausmachen und uns darüber unterhalten. Wenn es der Sache dienlich ist, dann bin ich der letzte, der sich versperrt", hatte der Investor in der November-Sitzung verkündet.

Bei Familie Weber hat er sich bislang nicht gemeldet. Dafür gab es am Freitag ein Telefongespräch mit Bürgermeister Armin Schärtl, der sich erkundigte, ob die Nachbarschaft inzwischen auf den Investor zugegangen sei. Da dies nicht der Fall war, schlug Schärtl für Anfang Januar nun ein Treffen mit Investor, und Stadtverwaltung vor, um "die Grenzen abzustecken", berichtet Franz Weber. "Das ist das erste Mal nach fast zwei Jahren, dass hier das Gespräch mit uns gesucht wird", sagt seine Frau. Die Anlieger am umstrittenen Baugebiet wollen schon vorher aktiv werden: Für Montag, 23. Dezember, um 10 Uhr planen sie die Übergabe der Unterschriftenliste zum Bürgerbegehren im Rathaus.

"Die Stadt hat dann vier Wochen Zeit für einen Beschluss über das Bürgerbegehren", weiß Franz Weber. "Die Bevölkerung steht hinter uns", ist er überzeugt. Allerdings befürchtet er, dass die Stadt diese Zeit nutzen könnte, um schnell noch Tatsachen zu schaffen. Sein Vertrauen in das Gremium hat jedenfalls gelitten: "Von der ersten Sekunde an sind die Entscheidungen in dieser Sache für uns nicht transparent abgelaufen."

 
Kommentare

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Stefan Kreuzeck

Not in my backyard, das dürfte das Motto sein.
Es gibt nun mal keinen Anspruch auf freie Aussicht oder was auch immer.
Das hier ist ein Mittel gegen Zersiedlung.

In unserer Region entstehen dutzende neue Baugebiete in dutzenden Kommunen und damit wird Fläche versiegelt, während die Einwohnerzahlen in den wenigsten Fällen dadurch ansteigen, meist sogar weiter sinken. Das heißt es gibt viel Leerstand und Baulücken (Tübinger Modell wäre sinnvoll).

Es braucht doch mehr Mehrfamilienhäuser, da sich nicht jeder ein EFH leisten kann und zudem muss man Lösungen finden, dass nicht Ortskerne aussterben und Donut-Orte entstehen.
Da müsste man vielleicht auch ältere Häuser abreißen dürfen und neue aufbauen bzw. keine so engen Vorgaben des Denkmalschutzes bei der Sanierung.

Ich sehe das hier alles kritisch, da jeder nur noch an den eigenen Vorteil denkt und nicht an das Große und Ganze.
Mal ehrlich: Warum wachsen die Orte immer mehr, immer neue Baugebiete, aber die Einwohnerzahlen gehen großteils zurück oder ändern sich kaum? Da stimmt doch die Verhältnismäßigkeit nicht mehr.

01.01.2020
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