"Dass das Geschäft schließt, hat sich schon länger abgezeichnet", sagt Gisela Westiner mit Blick auf Regale voller Bücher und Schreibwaren, Ständer mit Grußkarten und den Tresen für die Lotto-Annahmestelle. "Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht", gesteht die 60-jährige Geschäftsfrau, die gerne noch ein paar Jahre länger mit guten Buchtipps und Ratschlägen zum Schulbedarf aufgewartet hätte. "Doch bei einem längerfristigen Mietvertrag ist das Risiko einfach zu groß, dass man draufzahlt."
Dass es mit dem Handel mit Büchern und Schreibwaren bergab geht, sei ein jahrelanger Prozess. "Solange es Ihnen Spaß macht", habe der Kommentar ihres Steuerberaters angesichts der Bilanzen gelautet, "aber irgendwann kippt das eben". "Die Leute fahren Gott weiß wohin, um Schnäppchen hinterherzujagen, vom Verkauf eines Schulhefts für 40 Cent können wir nicht leben", so das Resümee der Geschäftsinhaberin, die dabei auch die Konkurrenz im Internet beklagt.
Begonnen hatte für Gisela Westiner alles in einem winzigen Laden in der Bahnhofstraße. "Das waren nur 20 Quadratmeter, heute sind es 140", zieht sie Parallelen. In guten Zeiten, als dort gegenüber auch noch die Post-Filiale existierte, gab es viel Laufkundschaft. "Irgendwann war die Bahnhofstraße tot", erinnert sich die Buchhändlerin, die 2013 Konsequenzen zog: Mit ihrem Laden siedelte sie um in die Regensburger Straße. "Zehn Jahre waren geplant, jetzt sind es nur sieben geworden", seufzt sie, "aber es waren unterm Strich einfach zu wenig Kunden". Lotto-Scheine konnten die Kunden auch anderswo abgeben, Schulhefte im Drogeriemarkt kaufen und Bestseller beim Discounter. "Bei Schreibwaren gibt es dort Angebote, die zum Teil unter unserem Einkaufspreis liegen", verdeutlicht Westiner die harte Konkurrenz.
Dann kam 2017 die große Straßenbaustelle vor der Ladentüre, die Einbußen bescherte. Zuletzt, 2019, sah es auch nicht besser aus. "Bei Schulanfang war das eklatant, von 50 Abc-Schützen haben vielleicht zehn hier eingekauft", schildert die 60-Jährige die Umstände, die nun zur Schließung des Geschäfts führen. "Wir haben das in Nabburg ja beim Haas schon erlebt", verdeutlicht sie mit Blick auf das Ende der Haushalts- und Eisenwarenhandlung im vergangenen Jahr. Am 31. August wird sie deshalb zum letzten Mal in der Regensburger Straße hinter der Ladenkasse stehen. Einen Nachfolger hat sie nicht gefunden.
"Nabburg ist einfach zu klein für eine Buchhandlung", zieht Gisela Westiner Bilanz und tröstet sich damit, dass sie ihr Schicksal mit vielen weiteren Händlern in der Branche teilt. Immerhin, gut sechs Monate möchte sie noch mit komplettem Sortiment ausharren. "Einen Schlussverkauf gibt es bei Büchern erst ganz zuletzt", kündigt sie an: "Ich will ja auch nicht vor leeren Regalen arbeiten."
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