Nabburg
14.01.2024 - 08:51 Uhr

Demonstration zum Sebastiani-Bauerntag in Nabburg mit klarer Botschaft an die Bundesregierung

Der Sebastiani-Bauerntag in Nabburg bietet heuer keinen Anlass zum Feiern, sondern Grund für Protest. 600 Landwirte ziehen am Samstag von der Nordgauhalle zum Marktplatz. Dort wird ein eindringlicher Appell an die Bundesregierung gerichtet.

Die Bauern ließen ihre Traktoren stehen und machten sich zu Fuß auf den Weg. Mit Transparenten und Sprechchören – „Nicht vergessen, wir liefern das Essen“ – marschierten sie beim Sebastiani-Bauerntag am Samstag zum Marktplatz in Nabburg. BBV-Kreisobmann Josef Irlbacher empfing die rund 600 Landwirte dort mit den Worten: „Ich bin stolz, dass ihr alle an einem Strang zieht“. Er spürt „eine Welle der Sympathie in der Bevölkerung“ und war überzeugt: „Wir stoßen mit unseren Aktionen in der Öffentlichkeit auf breites Verständnis“.

Auch der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Günther Felßner, zeigte sich „irre stolz“ auf den bundesweiten Zusammenhalt und forderte die Bauern zum Weitermachen auf. Seine Botschaft an die Bundesregierung war eindeutig: „Wir werden nicht eher aufhören, bis die geplanten Kürzungen komplett zurückgenommen werden“. Dabei machte er auch klar: „Wir Bauern sind keine Chaoten und Extremisten“. Die Branche nehme vielmehr ihre Bürgerrechte wahr und erwarte Gespräche mit der Politik auf Augenhöhe. In 400 Aktionen mit 100.000 Teilnehmern allein in Bayern habe die Bauernschaft ihren Zusammenhalt bewiesen.

Kritik an "mangelhafter Umsetzung"

Der Verbandsfunktionär spürte die Solidarität der Verbraucher und sagte: „Es tut gut zu spüren, dass wir Bauern in der Öffentlichkeit wieder wahrgenommen und geschätzt werden“. Günther Felßner betonte die Bedeutung der Landwirte als Nahrungsmittelproduzenten, Umweltschützer und Energieversorger und steht zum „Green Deal“ der EU, kritisierte aber die „mangelhafte Umsetzung". Der BBV-Präsident warb für eine „Bioökonomie“ und einen Umstieg, „der keine Arbeitsplätze gefährdet“.

Nachhaltigkeit zählt der BBV-Präsident zur DNA der Bauern. Die Landwirtschaft könne wiederverwertbare Biokunststoffe und Biokraftstoffe zum Schutz von Umwelt und Klima liefern. „Wir erwarten im Gegenzug aber eine faire Vergütung“, so Günther Felßner.

In den Transferzahlungen sah er keine Subventionen, sondern einen Ausgleich für zusätzliche Leistungen, „die die Bauern in anderen Ländern nicht erbringen müssen“. Dazu zählte der Landwirt aus Lauf an der Pegnitz auch den Agrardiesel, dessen Besteuerung jetzt zur Disposition stehe. In den geplanten Stilllegungen von Flächen sah er das falsche Signal und „einen weiteren Griff in die Tasche der kleinen Höfe“.

Vorschläge für Einnahmen

Der BBV-Präsident machte Vorschläge für zusätzliche Steuereinnahmen: Eine Kerosinsteuer für Flugbenzin würde acht Milliarden zusätzlich einbringen, weitere vier Milliarden kämen bei einer Ticketsteuer für Inlandsflüge herein. Im Übrigen verzeichne der Bund aktuell Rekordsteuereinnahmen. Es bestehe demnach kein Einnahmen-, sondern ein Ausgabenproblem. Felßners Schlussfolgerung: "Diese Regierung kann mit Geld nicht umgehen".

Die Landjugend und die Jungbauernschaft brachten mit ihrer Aktion „Frust, Zweifel und Enttäuschung“ zum Ausdruck. Sie fixierten die Einschränkungen auf einem Sarg mit der Aufschrift „Heimische Landwirtschaft – RIP“: Bürokratie, Flächenstilllegungen, Düngeverordnung, GAP-Vorgaben, Tierschutzgesetz, Zuschusskürzungen im Sozialbereich, Flächenfraß und Klimawandel.

Stellvertretender BBV-Präsident Ely Eibisch (Tirschenreuth) war stolz darauf, „dass die bisherigen 95 Aktionen in der Oberpfalz friedlich verlaufen sind“. Kreisbäuerin Sabine Schindler hob in diesen Tagen die Leistungen der Bäuerinnen hervor, „die ihren demonstrierenden Männern den Rücken freihalten, die Arbeit am Hof erledigen und die Termine koordinieren“. MdB Martina Englhardt-Kopf würdigte die Leistungen der Bauern, „die über Generationen hinweg täglich hart arbeiten und sich nicht auf die Straße kleben“.

Für Bürgermeister Frank Zeitler sende der Sebastiani-Bauerntag in Nabburg alljährlich wichtige Signale aus. Stellvertretender Kreisobmann Michael Hofmann forderte Zukunftsperspektiven für die Familienbetriebe und sah in den Ausgleichszahlungen keine Almosen, sondern einen Lohn für harte Arbeit.

 
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