"Das kannst du vergessen", bekommt Rainer Rassmann zu hören, als er zum ersten Mal die Sanierung der alten Mauern in dem Vierseithof in Neusath bei Nabburg in Erwägung zieht. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, eher eine vorsichtige Annäherung, die ihm nun ein schmuckes Eigenheim beschert hat. Vor allem aber eine Plackerei. Heute steht der 33-Jährige aus Pfreimd kurz vor dem Einzug und blickt gelassen zurück auf über fünf Jahre harter Arbeit mit viel Eigenleistung und einer Serie von Tiefschlägen.
"Ich weiß jetzt, was bei so einer Sanierung auf einen zukommt", sagte der gelernte Metallbauer, der unverhofft als Maurer und Schreiner aktiv geworden ist. "Dabei habe ich noch eine gute Zeit erwischt, weil jetzt der größte Batzen erledigt ist." Er mustert die noch unverputzte Fassade mit den gefälligen Sprossenfenstern und kehrt für den Termin mit Oberpfalz-Medien noch einmal zurück an den Punkt vor zwölf Jahren. Um an Autos "rumzumurksen" hatte der damals 21-Jährige einen alten Stadl gesucht und einen kompletten Bauernhof gefunden. "Das Haus war da eher ein Nebenprodukt", erinnert er sich an den Kauf des Anwesens.
Eine getigerte Katze schleicht um den abgebeizten Bauernschrank aus Massivholz, der draußen neben dem Kuhstall, dem ersten "Sanierungsabschnitt", auf den Einzug wartet. Sie ist die erste Bewohnerin auf dem Hof, wo Rainer Rassmann sich mit Freunden und seinem jüngeren Bruder Toni nach und nach Stall und Stadl erschloss, bevor das dazugehörige Wohnhaus überhaupt ins Blickfeld geriet. 30 000 Euro waren für den Abriss veranschlagt, doch dann kamen Vorbilder ins Spiel: "Früher, als Kinder, waren wir oft im Museum oben, da standen ganz ähnlich gebaute Häuser," erklärt der 33-Jährige seinen Sinneswandel. 2017 war der Start für eine Kernsanierung "vom Dach bis zur Sohle".
"Mit dem Dach haben wir deshalb begonnen, weil es da schon hinein geregnet hat", erinnert sich Rassmann an den ersten "Erfolgsschub", zu dem neben einer Zimmerei die ganze Familie beigetragen hatte. Lief seither alles glatt? Der Bauherr schüttelt den Kopf: "Es hat auch sehr viele Tiefschläge gegeben." Dann zählt er auf. Weil der Hang hinter den Haus Wasser führt, drückten gleich mehrere Quelle ins Haus, als man dort zu graben begann. "Das hintere Drittel war komplett geflutet", seufzt Rassmann, der damals am liebsten aufgegeben hätte. "Aber es steckte schon zu viel Geld drin."
Dann gab es Ärger mit einem Bautrupp, der für den Innenputz gebucht war und plötzlich alles stehen und liegen ließ. "Das hat mich viel Lehrgeld gekostet", sagt der 33-Jährige, der daraufhin Kontakt zu erfahrenen Sanierern wie dem Pfreimder Christian Eichinger aufnahm. Wie wichtig Erfahrung ist, merkte er später auch dann, als ihm beim Estrich im Bad ein Fehler unterlief, beim Verlegen des Fußbodens ein Stromkabel angebohrt wurde,und beim Setzen der Sockelleisten eine Wasserleitung in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Zu sehen ist davon nichts mehr, wenn der stolze Hausherr durch die noch leeren Räume mit dem besonderen Flair führt: Über den ehemaligen Stall mit dem wieder sauber verfugten Tonnengewölbe geht es über teils originale Naturstein-Platten und sanierte alte Bodenbretter vorbei an dekorativen Nischen direkt ins Herzstück des Hauses, wo aus mehreren Mini-Räumen nun ein großer Raum wurde. Mitten drin ein prunkvoller Kachelofen mit reich verzierter blau-grüner Keramik. "Den hat mein Vater vor 25 Jahren aus einem Haus in Pfreimd, er hat ihn abgebaut und dann eingelagert", erzählt Rassmann, der jetzt von diesem "Erbe" profitiert. Ein Ofenbauer schaffte es, das Prachtstück wieder aufzubauen, und auch für die eine Ecke, die beim ersten Einschüren abplatzte, fand sich dank Internet ein Spezialist, der den Schaden wieder beheben konnte.
Überhaupt ist viel erhalten geblieben im ganzen Haus: vom niedrigen Türsturz aus Granit, der ins Bad führt, bis hin zu heimeligen Dachbalken mit Spuren vom Holzwurm. "Jetzt fehlen eigentlich nur noch die Türen und der Wasseranschluss", sagt der Hausherr. Auf Bierbänken in der großen Stube lagert bereits eine stattliche Anzahl fein säuberlich restaurierter Türschlösser. Doch die neue Einbauküche ist schon installiert, und zusammen mit Freundin Sandra Eytzinger ist entschieden, wo Eckbank und Tisch hinkommen. Eine Gasheizung würde Rainer Rassmann heute angesichts der gestiegenen Energiekosten vielleicht nicht mehr wählen. Ein Glück, dass es den Kachelofen gibt, denn noch vor Weihnachten will das Paar nach über fünf Jahren Bauzeit endlich einziehen. Ob das klappt? Der Hausbesitzer kann es noch nicht so recht glauben: "Es hat schon mehr Termine gegeben...".
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