Die Nabburger Selbsthilfegruppe der Anonymen Alkoholiker feierte ihr 40-jähriges Bestehen im evangelischen Pfarrheim Oberviechtach.
Pfarrer Jürgen Weich war als Gastredner vor über 50 Anwesenden sichtlich von der Offenheit und Herzlichkeit berührt. Er betonte, dass er sich bisher noch kein genaues Bild von den Anonymen Alkoholikern machen konnte, aber sich dies ab dem heutigen Tag grundlegend geändert habe. Er würdigte die Initiativen dieser Selbsthilfegruppe. Die Mitglieder sind der Evangelischen Kirche sehr dankbar, dass sie die Räumlichkeiten in Nabburg und Oberviechtach für ihre Treffen nutzen dürfen. Die Meetings-Zeiten sind in Nabburg jeden Donnerstag von 19 bis 20.30 Uhr und in Oberviechtach jeden Mittwoch von 18.30 bis 20 Uhr, auch an Feiertagen. Sie stehen allen zur Verfügung, die Hilfe suchen.
Wie ein Gründungsmitglied, das seine Lebensgeschichte erzählt. Mit achteinhalb Jahren kam der Mann auf einem Feuerwehr-Fest durch Erwachsene an Alkohol. Sie sagten "Bub, du musst Bier trinken, damit du groß und stark wirst". Es sei unweigerlich zum ersten Totalrausch gekommen "und sie mussten mich nach Hause tragen. Der Stoff Bier schmeckte mir immer besser, beeinflusste ab da meine Gedanken und Taten", schildert er. So habe er in seiner Schulzeit immer öfter getrunken und habe dadurch mehr Mut bei allen Dingen gehabt. "Heute denke ich, dass ich damals bereits Alkoholiker war. Mit 14 Jahren brauchte ich in der Lehrzeit schon mehr Alkohol und trank auch schon Schnaps, machte aber trotzdem meinen Abschluss. Aber mit dem Trinken ging es weiter", erzählt das Gründungsmitglied. Mit 18 Jahren habe er einen schweren Unfall mit Totalschaden gehabt. "Ich nahm eine Auswärtsarbeit an, verdiente viel Geld und versoff den Großteil". Mit 21 Jahren wurde ihm ein erstes Mal der Führerschein entzogen, er bekam ihn aber nach einer gewissen Zeit wieder. Mit 23 Jahren folgte der nächste Führerscheinentzug mit anschließender Verurteilung wegen Körperverletzung mit dreieinhalb Jahren auf Bewährung. "Trotzdem trank ich weiter und bekam meinen Führerschein nach zwei Jahren wieder. Mein Durchschnittsalkoholwert war damals zwischen 2,5 und 2,8 Promille. Bis zum 27. Lebensjahr hatte ich mich öfters bewusstlos getrunken und unternahm auch Selbstmordversuche", berichtet der Mann weiter. "Nach dem letzten Besäufnis kam ich in die geschlossene Abteilung des Bezirkskrankenhauses in Wöllershof. Danach schloss sich eine Langzeittherapie in der Suchtklinik in Furth im Wald an. Dort lernte ich die Anonymen Alkoholiker kennen und gehe seitdem regelmäßig in Meetings und blieb trocken. Ich muss mich nicht mehr über der WC-Schüssel entleeren, bis endlich die erste Flasche drin bleibt". Heute führe er ein trockenes und nüchternes Leben mit der körperlich, geistigen und seelischen Krankheit "Alkoholismus". Er habe seine Kinder und Enkel nüchtern aufwachsen sehen und erkannt, "dass es wichtig ist, sich regelmäßig mit anderen Betroffenen gedanklich auszutauschen und damit sein Leben besser meistern zu können".
Die Mitglieder der Anonymen Alkoholiker leben im Programm der zwölf Schritte und Traditionen zur Bewältigung ihrer Krankheit und ihres Lebens. Beim 40-jährigen Jubiläum waren viele Lebensgeschichten zu hören. Es kam immer wieder zum Ausdruck, dass es schön ist, keinen Drang mehr nach Alkohol zu verspüren und täglich einen klaren Kopf zu haben. Man könne als Alkoholiker eine neue Freiheit finden, trotz vieler Probleme.
Anonyme Alkoholiker
- Entstehung: Die Gründer waren Bill und Bob im Jahre 1935 in Amerika. 1955 kam die Initiative durch die US-Army nach Deutschland und ist mittlerweile in über 155 Ländern weltweit vertreten
- Nabburger Gruppe: In Nabburg wurde die Gruppe im Jahre 1984 von zwei Alkoholikern ins Leben gerufen, da sie den Mut aufbrachten, sich mit ihrem Alkoholismus auseinander zu setzen. Dabei wurde die junge Gruppe von den AA Weiden unterstützt. Sie bestand schon seit 1974 und begleitete die AA Nabburg für ein paar Jahre.













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