Nabburg
29.09.2025 - 15:04 Uhr

Flachshandwerk lebt bei Brecheltag im Freilandmuseum Neusath wieder auf

„Flachs – von der Pflanze bis zum Garn“ war das Thema des Brecheltages im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath. Die Besucher verfolgten den langen Weg der blauen Blume bis zum Leinenhemd.

Die Flachsverarbeitung ist aufwendig. Davon konnte sich überzeugen, wer am Sonntag zum Brecheltag ins Freilandmuseum gekommen war. Die Nabburger Gästeführerin Gudrun Vogt hatte im Denkenbauernhof einen Leiterwagen mit Flachspflanzen beladen und erinnerte daran, „dass der Anbau der blauen Blume noch bis in die 1950er in Deutschland weit verbreitet war“. Wie sich aus dem Flachsstengel Fasern gewinnen und zu Leinen verarbeiten lassen, war an den einzelnen Stationen zu sehen.

Maria Näßl, eine weitere Gästeführerin aus Nabburg und Projektleiterin im Freilandmuseum, demonstrierte den Arbeitsschritt des Riffelns. Hierbei werden die Samenkapseln der Pflanze entfernt. Gleich nebenan hatte sich Daniela Wirtz postiert und zeigte den Vorgang des Brechelns, bei dem die Struktur des Stengels in Stücke zerbrochen wird. „In der Stube“ des Denkenbauernhofes saß Peggy Semmelmann am Spinnrad und verarbeitete die angelieferten Fasern zum Garn.

Das Freilandmuseum baut nach wie vor Flachs an und verarbeitet die Pflanze. Seit kurzem ist die Einrichtung des Bezirks Oberpfalz Kooperationspartner der Initiative „1qmLein“. Es handelt sich dabei um ein bundesweites Mitmachprogramm, an dem sich private Gartenbesitzer, Schulen und Museen mit dem Anbau von kleinen Flachsflächen beteiligen. Regional unterstützen die Aktion 50 Kooperationspartner, darunter auch das Freilandmuseum Neusath. Im Zuge dieser Initiative finden auch die Brechelfeste statt, bei denen die Projektteilnehmer die geernteten Flachspflanzen verarbeiten können. Wegen der spezifischen Eigenschaften und einer positiven Ökobilanz kommt die Faser nicht nur bei der Leinenherstellung, sondern auch in der Wärmedämmung, als Asbestersatz und beim Autoinnenausbau zum Einsatz.

Mit dem Aktionsprogramm hielt das Freilandmuseum Neusath am Sonntag die Erinnerung an ein traditionelles Handwerk wach – so wie es die Einrichtung seit der Gründung vor 40 Jahren regelmäßig macht. Die Gelegenheit nutzten vor allem Familien mit Kindern, die sich an den einzelnen Arbeitsschritten aktiv beteiligen konnten. Die Gästeführer erinnerten an eine Zeit, als die Textilfasern für die Alltagskleidung auch in der Oberpfalz angebaut, gesponnen und gewebt wurden.

„An der Hechel fällt viel Werg an“, lautet ein Sprichwort der Flachsverarbeiter. Dieser Abfall eignet sich nicht zum Spinnen von hochwertigen Stoffen. Die Kinder durften daraus beim Aktionstag „Flachs-Wuzerln“ basteln und mit nach Hause nehmen.

 
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