"So viele Parkplätze nur für ein kleines Schloss!", staunte im Sommer eine Familie aus den Niederlanden, die der Zufall nach Guteneck führte. Sollte sich hier ein kleines Neuschwanstein verbergen? Schnell war das Rätsel gelöst: Es sind die Großveranstaltungen, die Besucher hierher führen, allen voran der historische, romantische Weihnachtsmarkt. Der lockt längst ein Publikum aus ganz Deutschland an. "Für Tagestouristen ist der sehr interessant", kommentiert Alexandra Beier dieses Highlight. Die Leiterin des Tourismuszentrums Oberpfälzer Wald weiß um die Strahlkraft dieser großen Märkte, aber auch um ihre Grenzen. Denn das internationale Publikum eines Nürnberger Christkindlesmarkts hat so schnell noch kein Event in der Region erreicht. Nach Guteneck fahren immerhin Busse aus ganz Deutschland.
Die Beherbergungsbetriebe scheinen allerdings noch wenig vom Weihnachtsmarkt-Rummel zu profitieren. "Da müsste jemand den Besuch noch mit etwas anderem kombinieren", überlegt Beier, für die sich das gerade nach dem November mit seinem "Tagungstourismus" gut anbieten würde. Ihrer Einschätzung nach ist in Sachen Weihnachtsmarkt auch noch keine Sättigung in Sicht. "In diesem Jahr gibt es besonders viele Besucher bei allen Weihnachtsmärkten, weil wir ja wegen der Coronapandemie zwei Jahre keine hatten", stellt sie fest. Die Touristikerin geht davon aus, dass das Thema Weihnachten auch in Zukunft nichts von seiner Faszination verliert - und sich somit vor allem die großen Weihnachtsmärkte langfristig als Zugpferde etablieren können.
Bislang konzentrieren sich die Übernachtungen im Landkreis Schwandorf in der kalten Jahreszeit ganz klar auf die Weihnachtsferien und die schulfreie Zeit an Fasching. Winter, Schnee, Langlauf, auf diesem Gebiet sei die Entwicklung "stetig rückläufig", der Klimawandel lässt grüßen. "Mit Schnee können wir nicht werben, ein Winterurlaub ist hier nicht zu haben", räumt Beier ein. Denn inzwischen ist es eher ein Glücksfall, wenn es - bevorzugt im höher gelegenen Schönseer Land - dann doch die begehrten weißen Flocken gibt. "Da hätten wir sofort Leute aus Regensburg, Kelheim und Amberg, die hier unterwegs wären" , sagt die Fachfrau mit Blick auf die Wintersportler, wegen des schwer kalkulierbaren Wetters auch hier vor allem Tagestouristen.
So bleibt als Ersatzprogramm für einen längeren Urlaub die winterliche Wanderung. "Ruhe und Erholung in der Natur, vielleicht bei Frost und Raureif, das ist auch schön", meint die Leiterin des Tourismuszentrums. Wer das im Oberpfälzer Wald sucht, hat meist auch keine lange Anfahrt, kommt aus Baden-Württemberg, Hessen, Thüringen oder Sachsen oder aus dem Ruhrgebiet. Gäste aus dem Ruhrgebiet seien seit jeher stark vertreten in der Region. Allerdings haben sich inzwischen auch die Ansprüche gewandelt. Eine Ferienwohnung ohne Geschirrspüler? "Wer hier Urlaub macht, will mindestens den Komfort wie zu Hause", weiß man in der Branche.
Buchung je nach Wetter
Gerade seit der Pandemie hat sich noch ein Trend abgezeichnet. "Die Gäste buchen zunehmend kurzfristiger, spontaner und ganz viel online", berichtet Beier, "und viele schauen erst einmal, wie das Wetter wird". So habe der Oktober mit viel Sonne sich auch gut auf die Gästezahlen ausgewirkt. Noch ist es zu früh, um für die Saison 2022 Bilanz zu ziehen, im ersten Jahr nach 2019 ohne Corona-Beschränkungen.
Heuer noch zugelegt
Für Oberpfalz-Medien wirft Alexandra Beier dann trotzdem noch einen schnellen Blick in die Statistik und ist überrascht: Der Landkreis Schwandorf hat bei den Übernachtungszahlen nicht nur aufgeholt, sondern heuer im Zeitraum Januar bis Ende September die Zahlen von 2019 sogar überholt. Genau 2375 Übernachtungen mehr sind hier heuer registriert. "Das freut mich jetzt", so die Chefin im Tourismuszentrum. Generell ist klar, dass beim Tourismus im Landkreis der Sommer Schwerpunkt bleiben wird, schon wegen der längeren Schulferien. Und bei begehrten Unterkünften empfiehlt es sich in den Ferien doch, im Voraus zu buchen. "Wer den Lieblings-Bauernhof als Quartier im Sinn hat, sollte sich rechtzeitig kümmern", rät die Fachfrau, "Wer spät dran ist, muss schon Glück haben, um da noch eine Lücke zu finden." Ein Wermutstropfen: Die Übernachtungen im Oberpfälzer Wald werden 2023 teurer werden, das sei jetzt schon absehbar. "Das müssen sie wahrscheinlich auch, die Margen sind nicht so groß", gibt Beier angesichts der gestiegenen Energiekosten zu bedenken. "Jedes Unternehmen, das seine Preise kalkuliert, muss erhöhen."
Übernachtungszahlen und Winter-Wandertipps für den Landkreis Schwandorf
- Saison 2019: von Januar bis Ende September 312.575 Übernachtungen im Landkreis Schwandorf
- 2020 und 2021: wegen der Corona-Pandemie und zeitweiligem Beherbergungsverbot keine vergleichbaren Zahlen
- Saison 2022: von Januar bis Ende September 314.950 Übernachtungen
- Wandertipps im Landkreis: Seen im Oberpfälzer Wald (auch im Winter ein Hingucker) mit Aussichtsturm am Murner See, Erlebnispark Wasser-Fisch-Natur und Oberpfälzer Märchengarten (Homepage Seenland); Kunst- und Wasserweg am Hammersee bei Bodenwöhr (Homepage Oberpfälzer Seenland); einfach den stillen Wald genießen und anschließend die regionale Küche (Tipp von Alexandra Beier)
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