Kulturpreisträger Franz Grundler gab in einem Vortrag in der Remise in Nabburg einen Überblick über seine jahrelangen Beobachtungen und Nachforschungen zum Perschener Karner. Eine Neuvermessung ergab hochinteressante maßliche Strukturen des Gebäudes aus dem 12. Jahrhundert, die sich aus der Anwendung der alten Maße "Kurze Elle" und "Lange Elle" ergeben. Dadurch wurde auch erstmals erkannt, dass der Grundriss des Gebäudes einen sogenannten Achsenknick aufweist, die Apsis ist um genau eine kurze Elle nach Süden verschoben. Diese Besonderheit nun ermöglicht, dass zum mittleren Ostertermin die Abendsonne genau zentral in die Apsis leuchtet.
Es gibt weitere markante Lichtformen zum Osterdatum im Karner, die Grundler fotografisch dokumentiert hat, oft in jahrelanger Geduldsarbeit. Auch in den Fresken lässt sich erschließen, dass das Osterthema von Tod und Auferstehung die wichtigste symbolische Konzeption des Karner bildet. Besonders sichtbar in der Abbildung der Maria Magdalena, die analog zur Überlieferung des Evangelisten "Geh aber hin und sprich zu Ihnen" in der im Karner enthaltenen Darstellung der Drei Marien am Grabe Jesu als einzige der über 30 Personen, die im Karner abgebildet sind, den Mund leicht geöffnet hat. Diese kleine Fresko in der Apsis erläuterte Grundler in einer ausführlichen Bildanalyse. Laut dem Referenten ist dieses Bildnis der Schlüssel zum Verständnis des Karner als Auferstehungskapelle.
Er verglich auch ältere Fotos mit dem heutigen Zustand der Fresken und appellierte an die zuständigen Stellen, mehr für eine fachgerechte Konservierung dieser einmalig authentischen Dokumente zu tun. Insgesamt sei die Bedeutung dieses alten Sakralbaues noch weit höher als bisher einzustufen, denn die dichte und evidente Verknüpfung von Symbolik, Astronomie und Maßordnung des gesamten Gebäudes sei weithin einzigartig. "Ich kenne kein weiteres Bauwerk, das eine derart komplexe innere Ordnung und Symbolsprache in mehreren Ausdrucksebenen von der Malerei über die Architektur bis zur Astronomie aufweist", so der Referent in seinem Resümee.
Wege und ihre Bedeutung
Alfred Wolfsteiner, Ortsheimatpfleger von Schwarzhofen, informierte in einer weiteren Vortragsveranstaltung der Remise über neue Erkenntnisse zur Altstraßenforschung der mittleren Oberpfalz. Er verwies dabei auf die neue Publikation "Auf alten Wegen durch Oberpfalz". Überall in unserer Kulturlandschaft lassen sich laut Wolfsteiner Spuren und Verweise auf alte Straße und Weg finden: Hohlwege, Flurnamen und Flurkreuze, Wegkapellen, Orientierungsbäume. Allerdings seien im Lauf der Zeit viele dieser alten Wege verschwunden. Sie wurden verackert, verfüllt, sind zu unscheinbaren Feldwegen herabgesunken oder mit modernen Straßen überbaut. Der Arbeitskreis "Andiamo", initiiert 2011 von Wolfsteiner, habe es sich seit über zehn Jahren zur Aufgabe gemacht, Relikte alter Verkehrswege in der mittleren Oberpfalz zu dokumentieren und auf ihre Bedeutung in unserer Kulturlandschaft hinzuweisen.
Ausstellungen zu sehen
Im zweiten Teil seines Vortrags ging der Referent näher auf die Altstraßensituation Nabburgs ein. So sei die Errichtung der Naab-Burg im frühen Mittelalter an der Kreuzung zweier wichtiger Altstraßen erfolgt, die vermutlich bereits in vorgeschichtliche Zeit zurückgehen. Die Burg hatte die Kontrolle und die Sicherung dieser beiden Verkehrswege von überregionaler Bedeutung zur Aufgabe. So sei es auch kein Zufall, dass das Amt Nabburg im späten Mittelalter das sogenannte "Geleit", also die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit auf den Straßen von den Landgrafen von Leuchtenberg übernommen habe. Auf Interesse stieß auch die Darstellung des Nabburger Ortsbildes aus dem Jahre 1536/37.
Die Ausstellungen im Privatmuseum Remise am Fleischtörl in Nabburg (hinter dem Rathaus) sind jeden Sonntag im Juli und August von 14 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt frei.
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