Ob im Dotsch oder im Knödel – Kartoffeln sind aus der traditionellen Oberpfälzer Küche nicht wegzudenken. Die Liebhaber der Knolle durften am Sonntag im Freilandmuseum in Neusath bei Nabburg selber ernten, probieren und kreativ werden.
Zum Thema „Erdäpfl ham ma gestern ghabt, Erdäpfl hamma heut“ bot Gästeführerin Irene Ehemann einen Rundgang im Museum an und informierte über den Werdegang der Kartoffeln, die nicht immer so beliebt waren wie heutzutage. Die Kartoffel wurde Mitte des 17. Jahrhunderts von Amerika nach Europa gebracht und war hier in einigen Ländern dann sogar erst einmal verboten. In Deutschland fand der erste bekannte feldmäßige Anbau 1647 in Pilgramsreuth in Oberfranken statt. Bauern erhielten Saatkartoffeln von einem holländischen Soldaten.
Kartoffel als „Arme-Leut-Essen"
„Salonfähig“ machte die Kartoffel eigentlich erst eine große Hungersnot. König Friedrich II., der „Eiserne Fritz“, ließ sie zu deren Linderung bei Berlin anbauen und von Soldaten bewachen, um so den Anschein zu erwecken, es handle sich um etwas besonders Wertvolles. Nur so konnte es gelingen, die Kartoffel interessant und begehrt zu machen. Was früher als „Arme-Leut-Essen“ galt, weil die Kartoffel ursprünglich als Futtermittel für Schweine gedacht war, ist mittlerweile längst aus keinem Restaurant und keinem Privathaushalt mehr wegzudenken. Während der Erzählungen von Irene Ehemann meldete sich auch der fünfjährige Henri aus Regensburg und erzählte: „Wir haben im Kindergarten über den Kartoffelkönig, der bewacht werden musste, geredet“.
"Goldmarie" als Museumskartoffel
Der Duft von gekochten Kartoffeln stieg einem in die Nase, wenn man den „Matzhof“ betrat. Ein reges Treiben herschte im Innenhof. Kinder wuschen Kartoffeln in der Kartoffelschleuder, ein Museumsmitarbeiter gab sie in den Dämpfer und verteilte sie fertig gegart in Schüsseln für die Besucher. Der Andrang war groß. Die „Goldmarie“, so heißt die Museumskartoffel, schälten die Besucher selbst, schnitten sie mundgerecht, bedeckten sie mit Butter und salzten sie.
„Goldmarie“ ist – so war zu erfahren – eine Salatkartoffel, ist als Ungeziefer-resistent und unkompliziert gilt und eine ertragreiche Ernte verspricht. Im gesamten Gelände des Museums gibt es rund auf einem halben Hektar fünf Kartoffelfelder. Eine Fläche ist mit der „Roten Oberpfälzer Speisekartoffel“ angebaut, deren Ertrag allerdings etwas dürftiger ausfällt.
Die größte Freude konnte man den kleinen Besuchern mit dem Kartoffeleinsammeln auf dem Feld machen. Eifrig füllten sie die Körbe auf den Feldern voll, verfolgten den historischen Fendt mit seinem angehängten Roder und freuten sich, wenn auch Papa und Mama mithalfen. Beim Verlassen des Museums hatten viele Besucher einen Kartoffelsack dabei und trugen sodann „Goldmarie“ mit nach Hause.
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