Museumsleiterin verlässt Nabburg und widmet sich künftig religiöser Volkskunst

Nabburg
13.05.2022 - 14:00 Uhr
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Mehr als zwei Jahrzehnte hat sie in Nabburger Stadtgeschichte gekramt, zwei Museen mit aufgebaut: Jetzt bricht Museumsleiterin Christa Haubelt-Schlosser auf zu neuen Ufern – inklusive Blick auf den Regensburger Dom.

Im Stadtmuseum Zehentstadel kämpft Christa Haubelt-Schlosser gerade mit der Verwaltungssoftware, die Einladungen zur neuen Sonderausstellung "Wahrzeichen" sollen bald rausgehen. Es ist die 42. und letzte im Stadtmuseum unter ihrer Regie, im Schmidt-Haus steht noch die Eröffnung der 72. Ausstellung bevor. Sind jetzt alle interessanten Themen abgegrast in Nabburg? "Das glaube ich nicht", sagt die Museumsleiterin. "Das ist uns immer sehr leicht gefallen - und die Jubiläen werden uns auch nicht ausgehen." Was die 57-Jährige jetzt nach Regensburg zieht, ist schlicht "eine sehr lukrativen Stelle".

Religiöse Volkskunst ist künftig ihr Schwerpunkt, wenn sie als wissenschaftliche Fachkraft nicht länger halbtags, sondern in Vollzeit im Verwaltungsgebäude der Abteilung Kunst und Denkmalpflege des Bistums Regensburg am Domplatz Nummer 6 einen Neustart anstrebt. Schon dass die Kunstsammlungen des Bistums zur Hauptabteilung Seelsorge gehören, findet die Nabburger Museumsleiterin interessant, erst recht das neue Aufgabenfeld und vor allem das Arbeiten im Team. Denn in Nabburg war die 57-Jährige vor allem Einzelkämpferin, auch wenn sie bei mancher Ideen-Entwicklung auf den Heimatpfleger und Vorsitzenden des Kultur- und Museumsvereins an ihrer Seite bauen konnte: Ehemann Raphael Haubelt. "Er freut sich für mich, weiß aber auch nicht so genau, wie es jetzt weitergehen wird", beschreibt sie die Unsicherheiten, die mit dem Schritt einher gehen.

"Der Schwerpunkt liegt künftig auf wissenschaftlicher Arbeit, das kommt mir sehr gelegen", sagt Christa Haubelt-Schlosser und strahlt angesichts der Chance, noch einmal einen Neuanfang wagen zu dürfen. Votiv- und Andachtsbilder, Amulette, die internationale Krippenkultur oder das Großprojekt Gemeinschaftsdepot mit der Stadt Regensburg: So sehen nun die künftigen Herausforderungen nach 24 Jahren in Nabburg aus. Ganz fremd ist ihr der neue Wirkungsort nicht, sie hat in Regensburg studiert. Jetzt kehrt sie mit einer Menge Berufserfahrung und "gereiftem Blick auf die Dinge" zurück in die Stadt an der Donau. "Viele Objekte aus Nabburg lagern ja auch in Regensburg, da haben wir einiges zurückgeholt", berichtet die scheidende Museumsleiterin, somit fehle es nicht an Anknüpfungspunkten.

Spannende Aufbauarbeit

Wer sie nach ihrer spannendsten Zeit in Nabburg fragt, bekommt mehr als nur eine Antwort. An erster Stelle aber ist es die Konzept- und Entwicklungsarbeit beim Aufbau der Nabburger Museen: 2001 eröffnete nach der Inventarisierung das Museum Schmidt-Haus, 2003 gab es nach der Sanierung des Zehentstadels die erste Sonderausstellung im Stadtmuseum. In der Zeit danach sorgten Vermarktung und Museumspädagogik dafür, dass keine Langeweile aufkam. "Man muss immer mehr wissen, als man vermittelt", hat die Museumsleiterin festgestellt. "Wenn man für eine Arbeit brennt und die Faszination nicht verliert, ist alles spannend", sagt die Frau, die ihr "Mantra" von Terra-X-Moderator Dirk Steffens übernommen hat, die Aufforderung "Bleiben Sie fasziniert!". Ganz leicht fällt ihr der Abschied nicht von den beiden Häusern, die sie von Beginn an betreut hat. "Nabburg trage ich weiter in meinem Herzen, es wird mein Lebensmittelpunkt bleiben", erklärt die 57-Jährige und spricht von einem lachenden und einem weinenden Auge, wenn sich der Abschiedsschmerz mit Vorfreude mischt.

Bedauern aus dem Rathaus

Bedauern darüber, nun eine langjährige und verdiente Mitarbeiterin zu verlieren äußert der Nabburger Bürgermeister Frank Zeitler. Für ihn ist es aber auch nachvollziehbar, dass sich die Museumsleiterin noch einmal verändern möchte und eine neue Herausforderung sucht. "Frau Haubelt-Schlosser hat der Stadt große Verdienste erwiesen. Wir sind ihr sehr dankbar", sagt er und kündigt an, nun nichts zu übereilen. "Jede Veränderung ist ein Neuanfang und muss gut überlegt sein", so die Devise. "Stadtmarketing, Archiv, Museen und auch die Gäste- oder Fremdenführer sollten enger verzahnt werden", lauten Zeitlers Pläne zur künftigen Ausrichtung. "Das ist aus meiner Sicht ein wichtiges Ziel."

Eine packende Berufung

Für Christa Haubelt-Schlosser geht es bereits am 1. Juli los an der neuen Arbeitsstelle in Regensburg. Zuvor sammelt sie noch einmal die Wahrzeichen Nabburgs und macht publik, wie der Fisch ins Stadtwappen kam, vor 475 Jahren, durch ein verloren gegangenes Stadtsiegel. Wer auch immer ihre Nachfolge in Nabburg antreten wird, sie wünscht dieser Person dieselbe Begeisterung, die sie hier gepackt hat: "Das ist kein Job, sondern eine Berufung, sich mit der Geschichte Nabburgs beschäftigen zu dürfen."

Hintergrund:

Zur Person: Christa Haubelt-Schlosser

  • Aufgewachsen in Schnaittenbach, Studium Kunstgeschichte und klassische Archäologie in Regensburg, Start in Nabburg als geringfügig Beschäftigte für Inventarisierung des Nachlasses von Künstler Karl Schmidt-Wolfratshausen
  • Bisherige Wirkungsstätte: Leitung Museum Schmidt-Haus und Stadtmuseum in Teilzeit
  • Neue Wirkungsstätte: Kunstsammlungen des Bistums Regensburg mit den Museen St. Ulrich (Domplatz 2), dem Domschatz (Krauterermarkt), Depotverwaltung und Werkstätten im Obermünster (Emmeramsplatz), Verwaltung (Domplatz 6) und (im Bau) Zentraldepot in Burgweinting sowie "Document Niedermünster" und Kunststation Ihrlerstein
 
 

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