Gemeinsam rufen die Stiftung Lesen, die ZEIT und die Deutsche Bahn Stiftung einmal im Jahr alle Bürger dazu auf, ein Zeichen für die Bedeutung des Vorlesens zu setzen. Dieses Jahr beteiligten sich mehr als 650 000 Vorleser und Zuhörer mit Aktionen in Schulen, Kitas, Bibliotheken und Unternehmen. Auch in Nabburg wurde in zehn Veranstaltungen das erstmals ausgerufene Jahresthema "Natur und Umwelt" aufgegriffen und dabei knapp 500 Kinder und Jugendliche für das Lesen begeistert.
Die Naabtal-Realschule beteiligte sich mit den fünften und neunten Klassen gleich mit zwei Projekten am Wettbewerb. Die beiden Initiatorinnen Katrin Held und Angi Hirmer wollen öffentlichkeitswirksam für die Bedeutung des Vorlesens werben. "Denn Studien zeigen: Frühes und regelmäßiges Vorlesen eröffnet allen Kindern Bildungschancen und stärkt zugleich ihre sozialen Kompetenzen", so die beiden Deutschlehrkräfte. Die Theorie setzten die Neuntklässler auch in die Tat um. Sie besuchten den Marienkindergarten, die Grundschule und die Maria-Schwägerl-Schule und lasen aus ausgewählten Kinder- und Jugendbüchern zum Thema vor. Die Kleinen hingen förmlich an den Lippen ihrer Vorleser und ließen sich in ihrer Phantasie in weite, ferne und vergangene Welten entführen. Aber auch die präsentierenden Jugendlichen konnten ihr Selbstvertrauen durch den Auftritt vor einer Gruppe stärken.
Der Vorlesetag wurde von Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterstützt. Der stellvertretende Landrat Arnold Kimmerl, Bürgermeister Armin Schärtl, die Buchhändlerin Gisela Westiner und Josef Götz besuchten die fünften Klassen der Realschule und lasen Auszüge aus Romanen vor, die sie passend zum Rahmenthema "Natur und Umwelt" ausgewählt hatten. So erzählte Arnold Kimmerl eine Geschichte vom Mistkäfer und hatte gleich ein Exemplar dieses nützlichen Insekts mit dabei. Bürgermeister Armin Schärtl kehrte zu seinen beruflichen Wurzeln zurück und las im Klassenzimmer einen Ausschnitt aus dem Buch "In 8 Tagen um die Welt". Gisela Westiner und Josef Götz komplettierten mit "Für immer Alaska" und "Die gefesselten Gespenster" die bunte Vielfalt an Literatur. Konrektor Thomas Spörer bedankte sich bei den Gästen, denn "die Initiative lebt von dem Engagement vieler Menschen aus allen Bereichen der Gesellschaft".
Auch vom Johann-Andreas-Schmeller-Gymnasium schwärmten zahlreiche Schüler der 10. Jahrgangsstufe ins Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen, an die Maria-Schwägerl-Schule und die Grundschule Stulln aus, um die eigene Lust am Lesen zu stärken und diese auch weiter zu geben. Fachbetreuer und Organisator Andreas Fröhlich ist sich sicher, dass "das Lesen und Vorlesen eine der wichtigsten Kompetenzen für die Entwicklung unserer Jugendlichen ist".
Ein Highlight bot Christian Schwab, der Schulleiter des Gymnasiums, der mit sechs Schülern die benachbarte Maria-Schwägerl-Schule besuchte und die aufmerksamen Zuhörer in eine prächtige Phantasiewelt entführte. Dass Literatur immer im historischen und sozialen Kontext gelesen werden muss, erfuhren einige Gymnasiasten im Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath. Lehrkraft Catharina Höcherl, die auch wissenschaftliche Mitarbeiterin im Museum ist, ließ dies hautnah spürbar und erlebbar werden. So wurden zum Beispiel bei der anstrengenden Arbeit des Ausbutterns stilecht Texte über Kühe und deren Milch gelesen und vorgetragen.
Was in einer Schulstadt wie Nabburg möglich ist, wenn sich alle Bildungseinrichtungen zusammen schließen, zeigt dieser Vorlesetag eindrücklich. Mit knapp 500 Vorlesenden und Zuhörenden wurde gemessen an der Einwohnerzahl ein so großer Anteil der Bevölkerung aktiviert, dass man auf den bundesweiten Titel der "Vorlesestadt" hoffen kann.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.