Mit einem Lächeln im Gesicht denkt Helmut Kummert an seine Kindheit am Naabufer zurück. "Für mich war das Freibad immer ein Graus mit den Hunderten Leuten." Die Sommerferien verbrachte der 52-Jährige mit Freunden in seinem eigenen Freibad, dem "Abenteuerspielplatz Naab", wie er den Fluss liebevoll nennt. Helmut Kummert ist Müllermeister im Familienbetrieb der Nabburger Ledermühle und lebte von klein auf am Ufer des Flusses.
Das "Wasserskifahren" sei stets sein Highlight gewesen. Mit seinen Freunden legte Kummert ein Holzbrett hinter die Turbine des Wasserkraftwerks an der Mühle ins Wasser. Denn dort fließt das Wasser besonders schnell, so dass das Brett nicht direkt untergeht, wenn sich jemand darauf stellt. Im Prinzip entdeckte er schon damals das Surfen im Fluss, wie es heute im Münchener Eisbach Trend ist. "Das sind Erlebnisse über die man sagt: 'Schön!'", denkt Kummert zurück.
Naab "existenziell wichtig"
In der Vergangenheit war die Naab zweimal pro Jahr gefroren, zuletzt 2017. Häufig stauten sich aufgebrochene Eisschollen an seichten Stellen im Fluss, das Wasser floss nicht ab und es kam zu Hochwassern. Der Müllermeister erinnert sich daran, dass nach den Hochwassern auf den Äckern und Wiesen an der Naab früher häufig Eisplatten lagen. "Da bin ich dann als Kind auf diesen Eisschollen gefahren." – ein Abenteuer, das heute nicht mehr möglich ist.
"Der Naherholungswert der Naab ist schon den meisten bewusst, aber was da noch so dran hängt, ist den meisten eben nicht bewusst." Denn der Fluss ist für Kummerts Arbeit als Müllermeister existenziell, wie er selbst sagt. Das Wasser wird durch eine Turbine im Inneren des Wasserkraftwerks neben der Mühle geleitet. Die Turbine beginnt sich unter dem Druck des Wassers zu drehen und gibt ihre Bewegungsenergie an einen Generator weiter, der sie in elektrische Energie umwandelt. So entsteht Strom, mit dem Kummert seine Mühle betreibt. Vor allem bei den aktuell hohen Strompreisen, sei der 52-Jährige sehr dankbar, dass er seinen Strom selbst erzeugen kann.
Tag der Flüsse
So wenig Regen wie noch nie
Doch nicht nur hohe Strompreise sorgen den Müller. "Diese Sommer, die so heiß und so trocken sind wie in diesem Jahr, die häufen sich leider", klagt der Mühleninhaber und ergänzt, dass früher nur rund alle zehn Jahre ein Sommer so heiß und trocken gewesen sei, wie der diesjährige. Inzwischen ist es laut Kummert jeder zweite. "Man kann den Klimawandel nicht leugnen." Dieser verändert seinen "Abenteuerspielplatz" immer weiter. Früher sei es oft so gewesen, dass die Naab mehr Wasser führte, als die Turbinen brauchten beziehungsweise verarbeiten konnten. "Jetzt hat sich das umgekehrt. Jetzt sind es circa 100 Tage im Jahr, wo das Wasser zu wenig wird." In diesem Jahr habe es so wenig geregnet, wie noch nie – der Pegel sank extrem. In Nabburg gibt es vier Kraftwerke an einer Staustufe, nur jeweils eines der Kraftwerke konnte in diesem Sommer laufen. Für den gleichzeitigen Betrieb aller Kraftwerke fehlte das Wasser.
Zu wenig Wasser gab es in seiner Kindheit selten, erinnert sich Kummert fast ein bisschen wehmütig: "Als Kind habe ich Hochwasser geliebt." Die Naturgewalt habe ihn komischerweise immer fasziniert. Doch seit 2013 gab es kein schlimmeres Hochwasser mehr an der Naab. Früher stand das Wasser beinahe jedes Jahr in den Nabburger Straßen. Kummerts Keller läuft allerdings regelmäßig voll mit Wasser, erzählt der 52-Jährige so, als würde er über seinen täglichen Kaffee am Morgen sprechen. "Wenn man lange am Wasser lebt, dann weiß man irgendwann, dass da was kommt."
Böses Blut beim Angelverein
Kummert ist verwunderlicher Weise auch Angler und Mitglied im Nabburger Angelverein. Zwischen seinem Vater und dem Angelverein habe es früher einmal böses Blut gegeben, weil der Angelverein seinem Vater das Fischrecht abgeworben hatte. Der Angelverein pachtete den Teil der Naab, der früher einmal Kummerts Vater gehörte. Heute besitzt der Angelverein den Abschnitt von der Ledermühle bis nach Perschen nach wie vor – Probleme gibt es laut Kummert deshalb nicht. Allerdings ist er ebenfalls Mitglied im Verband der Kraftwerksbetreiber. "Da bekomme ich schon öfter mit, dass die Angler die Kraftwerksbetreiber anklagen." Meist gehe es darum, dass die Turbinen der Kraftwerke nicht richtig geführt werden und das beispielsweise die Abstände der Stäbe der Einlaufrechnen zu groß sind. Offiziell muss der Abstand zwischen zwei und zweieinhalb Zentimetern liegen, damit keine größeren Fische in die Turbine schwimmen. "Aber man weiß natürlich nicht, ob sich da alle zu Hundert Prozent dran halten", gibt Kummert zu. Für die Kraftwerksbetreiber ist es von Vorteil, wenn der Abstand der Stäbe höher ist, damit mehr Wasser durch die Turbine fließt und letztendlich mehr Strom erzeugt werden kann.
Als Angler sorgt Kummert sich auch um die Naab als Lebensraum. Im Gegensatz zum Pegel steigen die Wassertemperaturen im Fluss durch die Hitze deutlich, wodurch das Gewässer für immer weniger Fische ein potenzieller Lebensraum ist. Früher tummelten sich dort die Wassertiere. Der Waller fühlt sich in wärmeren Flüssen jedoch pudelwohl, frisst allerdings viele andere kleinere Fische, was den Fischbestand weiter reduziert.
Größeres Umweltbewusstsein
Eine positive Beobachtung hat Kummert in den letzten Jahren gemacht: Die Sauberkeit und die ökologische Qualität der Naab habe sich deutlich verbessert. "Da sind die Leute schon vernünftiger geworden, das Umweltbewusstsein ist gestiegen."
Viele tolle Erlebnisse aus seiner Kindheit seien heute nicht mehr möglich, bedauert der Müllermeister mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel. "Es bleiben die schönen Erinnerungen", sagt Kummert und schaut auf seinen "Abenteuerspielplatz Naab", der sich über die Zeit immer mehr verändert hat.
Die Naab und ihre Quell-/Nebenflüsse
- Naab: größter Fluss in der nördlichen Oberpfalz, ab Quelle Tirschenreuther Waldnaab 197 Kilometer lang, wasserreichster linker Nebenfluss der Donau oberhalb von Wien
- Waldnaab
- Haidenaab
- Fichtelnaab
- Tirschreuther Waldnaab
- Schweinnaab
- Dürrenschweinnaab
- Vils
- Pfreimd
- Schwarzach
- Fensterbach
- Ehenbach
- Luhe
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