Es war einst eine Studienexkursion an die Naab, erinnerte sich Professorin Heidrun Stein-Kecks, die ihre Begeisterung für das sogenannte "Gebeinhaus" in Perschen weckte. Jetzt selbst Lehrstuhlinhaberin, nahm sie nun eine Einladung von Armin Schärtl als Vorsitzendem des Museumsvereins Neusath-Perschen nach Nabburg an, um zum 900-jährigen Jubiläum der Urpfarrei das Wissen zu ihrem Lieblings-Forschungsobjekt mit Kunst- und Kulturinteressierten zu teilen. Auf eine Kurzführung im Karner selbst folgte ihr von vielen Zuhörern im Jugendwerk mit Spannung erwarteter Hauptvortrag.
Wie ein 3D-Kino
Sicher viel früher gegründet, datiert die urkundliche Erstnennung des Ortes "Persin" ins Jahr 1122. Um 1160 überträgt der Regensburger Bischof Hartwich die Verantwortung für den Ort vom Kloster Emmeram an das Domkapitel. Der konkrete Stifter bzw. Auftraggeber des Karners und seiner Fresken - wohl in der Apsis verewigt, doch nicht mehr personifizierbar - bleibt zwar rätselhaft, die qualitätsvolle Ausführung zeugt aber von hohem Anspruch: Architektur und Darstellung bilden eine Einheit, den detaillierten und farb-konzipierten Malereien liegt eine präzise Konstruktionszeichnung zu Grunde. Das "3D-Kino" auf vier Etagen beginnt bei Stoffimitationen, führt hierarchisch von Königen und Heiligen zur Reihe der Apostel unter perspektivischen Arkadenbögen bis zu Engeln im Wechsel mit klugen Jungfrauen hin zum Höhepunkt: In der Kuppel leuchtet die Gottesmutter als Meerstern "Stella Maris" den Toten auf dem Weg zum Erlöser, der in einer Mandorla thront. Die Titulierung Christi als "Kharwncvlvs" - "Karfunkelstein" ist wie weitere Schriftfragmente leider nur noch schemenhaft erkennbar. Aber "mit ihren ursprünglich leuchtenden Farben, dazu teils metallisch schimmernden Flächen und umgeben von mit Edelsteinapplikationen bereicherter Ornamentik müssen die lebensgroßen Figuren einen unglaublichen Eindruck beim Betrachter hinterlassen haben", schwärmt Heidrun Stein-Kecks und appelliert an die Vorstellungskraft ihrer Zuhörer.
Was jedoch die Fachwelt neben der Ikonographie am Perschener Karner so fasziniert, sind die nach Abnahme früherer Übertünchungen noch original erhaltene Malschichten, seit der Entstehung im 12. Jahrhundert weder restauriert, noch ergänzt. "Das ist vergleichsweise quasi einzigartig", bestätigte die Expertin. Möge dieser Schatz, dieses Kleinod der Forschung und den Nabburgern noch lange erhalten bleiben, schloss sie ihren mit viel Beifall bedachten Fachvortrag.
Wanderung und weiterer Vortrag
Am 26. Mai (Christi Himmelfahrt) ist der Karner auch Bestandteil der Fünf-Kirchen-Wanderung. Sie beginnt um 14 Uhr. Anmeldemöglichkeit dazu unter www.nabburg.de oder Telefon 09433/1826. Bereits am kommenden Donnerstag fasst Wolfgang Neiser um 20 Uhr die Geschichte Perschens in seinem Festvortrag im Jugendwerk zusammen.
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